Felto ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen
der Soltauer Filzfabrik Gebr. Röders AG und der gemeinnützigen
Stiftung Spiel.
Daraus geworden ist ein Mitmachmuseum für Kinder und Erwachsene.
Verschiedene Initiativen beteiligen sich an der Mitarbeit.
Filzwelt hat ein vielversprechendes Konzept mit struktureller
Bedeutung für Stadt und Region, das zur Nachahmung einlädt. Filz
ist ein Material mit unerschöpflicher Vielfalt bei der
Verarbeitung und im Gebrauch.
Die Eröffnung des Museums und der Filzwelt fand am 1. August
2015 statt. Der Betrieb von Felto liegt in der Hand einer
gemeinnützigen Aktiengesellschaft, an der der Landkreis
Heidekreis und die Stiftung Spiel beteiligt sind.
Die
Exponate in einem Science Center erfordern eine Beteiligung, sie
sind Bestandteil einer Mitmachaktion, kann auch experimenta
genannt werden Anfassen ist ausdrücklich erwünscht. Lernen durch
Handeln ist Programm. Jeder kann sich daran probieren. Die
Erlebnisse zählen bei der Exkursion durch Räume und über
Stockwerke hinweg. Das gesamte Gebäude erstreckt sich über vier
Etagen oben ist ein Turm mit Ausguck. Schon am Eingang wird
erkennbar, hier war früher einmal Gewerbe und Industrie
angesiedelt. Museum und Hinterhof zeigen sich in typischer
Backsteinfassade. Die Gebäude im Hof werden zum Teil immer noch
gewerblich genutzt. Das ehemalige Wohnhaus der
Unternehmerfamilie
Gebr. Röders ist erhalten geblieben und steht gleich neben dem Gelände unter Denkmalschutz. Das Haus
fällt im Vergleich zu den Fabrikgebäuden viel kleiner aus. Die Ursprünge liegen im 19. Jahrhundert.
Um
1851 begann eine Betriebsabteilung der Soltauer Firma Carl
Breiding & Sohn mit der Produktion von Wollfilzprodukten in der
Stadt. 1922 wurde diese in das eigenständige Unternehmen Gebr.
Röders AG ausgelagert. Ab 1966 wurde in der Fabrik auch
Nadelfilz hergestellt. Daraus ergab sich 1972 die erste
Produktion von Filterfilzen.
Im Gegensatz zu einem
Science Center verfügt das Filzmuseum über eine umfangreiche Sammlung
an Exponaten, die neben den Experimenten zum Mitmachen und den
Workshops zur Filzbearbeitung parallel in den gleichen
Räumlichkeiten stattfinden und ausgestellt sind. Auch eine Fabrikationsstraße ist
aufgebaut, die in einzelnen Schritten zeigt, wie der Filz zum
fertigen Produkt wird. Viele Produkte werden aus Filz
hergestellt. Das fängt an in der Textilindustrie für Kleidung
und Accessoires und geht weiter bis zur industriellen
Verarbeitung zum Beispiel in Form von Dichtungsringen bei Rohren. Sogar
Möbel können vollständig aus dem Material Filz geformt werden.
Ausgehärtet und mehrfach geschichtet bringt der Stoff völlig
unerwartete Eigenschaften mit. Dabei handelt es sich bei Filz um
ein
Material, das schon seit der Steinzeit verwendet wurde und
praktisch in allen Stammes- oder Volksgruppen der Erde unabhängig voneinander
Verwendung gefunden hat, so universell einfach ist die Herstellung.von Filz.
Das Haus ist
barrierefrei, somit rollstuhlgerecht erschlossen und verfügt
über ein Blindenleitsystem. Viele Stationen werden durch
einfache Texte erklärt. Umfangreiche Sanierungsarbeiten waren
der Eröffnung vorausgegangen. Das geht bis hin zur
Stabilisierung von Bodenabsenkungen, von denen Teile das
ehemalige Betriebsgebäude aufgrund von unvorhergesehenen
Überschwemmungen der nahegelegenen Böhme mit Wassereinbruch
betroffen waren. Unterirdische Hohlräume wurden mit Flüssigbeton
ausgefüllt. Letztlich beruht die Statik des Backsteingebäudes
auch auf vielen historisch verzierten Eisenstützen und -trägern,
die liebevoll restauriert wurden.
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Boxsäcke
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SpielFelt im 1.OG
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Schlange aus Filz verlässt die Arche
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Phänomen Filz im 1.
OG stellt die Frage: Was ist Filz? Die Antwort erschließt sich
aus einer filmischen Wiedergabe von Hamburg bis Peru. An
Experimenten zu verschiedenen Filzeigenschaften können eigene
Erfahrungen gesammelt und die eigene Lernfähigkeit auf die Probe
gestellt werden. Unter anderem können Kinder in die Arche Noah
klettern. In der begehbaren Arche kann jeder mehr erfahren über
Mythen, die mit der Entstehung von Filz zu tun haben. Mit viel
Elan lässt sich auf dem SpielFelt, einer fantasievoll
gestalteten Spiellandschaft herumtoben. Um die eigenen Kräfte in
Armen und Beinen zu messen, baumeln lange Boxsäcke von der
Decke.
Das 2.OG gibt sich
der Produktion hin und stellt die Frage: Wie entsteht Filz? Den
Weg des Naturstoffs Filz von der losen Wolle zum festen Stoff
kann anhand der Modell-Produktionsstrasse beobachtet und an
Filztischen eigenhändig ausprobiert werden. Zur
Umweltverträglichkeit von Filz gibt es ebenso etwas zu erfahren
wie zur Fabrikations- und Stadtgeschichte bis hin zum weltweiten
Export der Filzware. Nicht nur industriell oder zur Herstellung
von Massenware wird Filz verwendet, immer wieder nutzen auch
Künstler das Material, um Kunstwerke zu entwerfen und zu
gestalten.
Das 3.OG benennt
Produkte und fragt: Was wird aus Filz gemacht? Nicht nur
Filzpantoffeln werden präsentiert auch eine komplette
Wohnungseinrichtung kann aus Filz bestehen. Kanalrohre werden
durch Filzschläuche saniert. Ein einzigartiges Panorama
präsentiert sich im 3. OG mit über 100 historischen
Steiff-Figuren aus Filz. Hüte unterschiedlicher Herkunft und aus
aller Welt gehören zur Filzsammlung.
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Filzkugel |
Workshop 2. OG |
Fabrikationsstraße |
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Steiff-Figuren im Schulzimmer |
Die Jurte ist ein Wohnzelt |
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Aus Filz gepresste Sitzmöbel
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Hutmodelle aus Filz |
Steiff
im 3.OG |
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Galerie und Veranstaltungsraum im DG |
Aussichtsbalkon auf dem Turmdach |
Blick auf das frühere Wohnhaus der
Gebr. Röders, unten Mitte |
Die Galerie im
Dachgeschoss zeigt wechselnde Sonderausstellungen. Am 13.
Dezember 2017 waren an den Wänden zahlreiche Fotografien
aufgezogen. Im Hintergrund begannen gerade die Bühnenarbeiten zu
einem Murmelwettbewerb, der in den Veranstaltungsräumen unter
dem Dach mit Publikum
stattfinden sollte. Der Veranstaltungsraum bietet überdies
Platz für unterschiedliche Aktionen. Vom Aussichtsbalkon noch
eine Etage höher auf dem Turmdach ist auf engem Raum der
Rundblick über die Dächer Soltaus möglich.
Was
ist Filz?
Filz ist eine nicht
gewebte Textilie. Werden fertige Gewebe verfilzt, werden daraus
Walkstoffe. Aus Chemiefasern und theoretisch auch aus
Pflanzenfasern entsteht Filz durch trockene Vernadelung. Was
gemeinhin als Nadelfilz bezeichnet wird. Eine andere Methode ist
die unter hohem Druck verfestigte Faser. Nadelfilze können
sowohl aus natürlichen Fasern als auch aus synthetischen Fasern
hergestellt werden. Anders als beim Walkfilz, werden die Fasern
dabei mechanisch miteinander verhakt.
Filz aus Schafswolle,
genannt Wollfilz, ist ein Walk- oder Pressfilz. Die gereinigte,
gekämmte und bis zum Vlies aufbereitete und eventuell gefärbte
Rohwolle wird durch eine mechanische Bearbeitung, genannt
Walken, in einen festen Verbund gebracht. Walkfilze können nicht
aus synthetischen Fasern gefertigt werden, da die Oberflächen
der synthetischen Fasern keine Möglichkeit haben, sich
ineinander zu verhaken.
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