Buchrezension zu
bauhaus imaginista |
Bucheinband: Scheidegger & Spiess, Zürich |
Erzählt werden in bauhaus imaginista internationale Geschichten des
Bauhauses. Seit März 2016
verfolgt das Rechercheprojekt die transnationalen Beziehungen,
die Korrespondenzen und Geschichten von Migration, die über die
Jahre des Bauhauses als Schule hinausreichen, womit die Bedeutung für die Gegenwart aufgezeigt
werden soll. Was sicherlich ein notwendiges Unterfangen ist, um
den Kult um das Bauhaus zu rechtfertigen. Globale Verflechtungen
wurden in einem derartigen Umfang bisher noch nicht reflektiert, heißt es
im Buch. Positiv anzumerken ist, dass Teile der bauhaus imaginista-Ausstellung über
das Jahr 2019 hinaus unterwegs sein werden. Sie werden als
mobile bauhaus imaginista in den Goethe-Instituten der Welt ausgestellt.
Zur Ausstellung ist
ein umfangreicher Band erschienen, der die globale Rezeption bis
in die Gegenwart aufarbeitet. Herausgegeben wurde das 312Seiten
umfassende Buch von Marion von Osten und Grant Watson, das mit
zahlreichen Abb. in Farbe und s/w gestaltet wurde und aus vier
wesentlichen Kapiteln besteht. Viele ganzseitige Abbildungen kommen vor. Der
Text ist im Format 25 x 30 cm überwiegend zweispaltig gehalten,
was einfache Lesbarkeit ermöglicht. Das Schriftbild ist mit
großzügigen Überschriften ausgestattet. Die abgebildeten
Exponate sind keine Massenabbildungen, sondern bestehen aus
ausgewählten Einzelstücken, die sonst nicht so häufig in den Ausstellungen auftauchen. Der Buchdeckel
ist hellrot, der Buchrücken aus gelbem Leinen. Aus dem gleichen
Gelb besteht das innere Vorsatzblatt, somit handelt es sich um
ein qualitätsvoll hergestelltes Werk aus dem Scheidegger & Spiess
Verlag.
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Moving away: Arieh Sharons Ife-Campus,
Nigeria (1960-1985), Filmstill aus Zvi Efrat's Film, Foto (c) Keren Kuenberg
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Corresponding with
beschäftigt sich unter anderem mit Johannes Ittens Wirkung auf
Japan. Behandelt das Walter-Gropius Manifest zum Bauhaus. In
Kapitel 4
trifft er auf China.
Ein
anderer Beitrag erkennt das
Modell für ein Lehrinstrument im Bauhaus, was ja gedanklich
nicht ganz abwegig ist. Schließlich wird Bauhaus oftmals mit
einer bestimmten Stilrichtung verbunden. Kapitel 2
Learning from
versucht Bauhaus und indigene Völker zu kombinieren. Betrachtet
die Weltkunstbücher der 1920er Jahre ambivalent und studiert
Paul Klees bildnerische Webarchitekturen. Somit finden sich großartige
Themen wieder, die sich bauhaus imaginista vorgenommen hat. Das Wort
imaginista bedeutet so viel wie einfallsreich und metaphorisch.
Kapitel 3
Moving away
beschäftigt sich unter anderem mit dem CIAM Protest der Jahre um
1932 und nimmt sich Arieh Sharons Ife-Universität in Nigeria zur
Ansicht. Kapitel 4
Still Undead
fragt nach, warum wir vom Bauhaus nicht mehr lernen können
heutzutage? Und von Lazlo Moholy-Nagy stammt der Beitrag:
Partiturskizze zu einer mechanischen Exzentrik.
Vielschichtige
Themenbereiche mit denen sich zu befassen etwas Ausdauer
benötigt, was
im internationalen Kontext verstanden werden will. Die Idee vom
Bauhaus dringt damit in die verschiedensten kulturellen Bereiche ein, transformiert diese bis hin zu einer in der
Gegenwart verständlichen strukturierten Lesbarkeit. Inwieweit
das immer erwünscht ist, wäre zu hinterfragen. Denn
Transformation bedeutet auch Verfremdung zu etwas neuem und
anderen. Kulturgüter aber leben davon, damit sie unberührt
bleiben von äußerlichen Einflüssen. Davon hängt ihr Überleben
ab. Inwieweit Bauhaus noch einen pädagogischen Zweck
erfüllt, ist ebenso fraglich. Darum der Versuch solche Themen
wie Migration, Korrespondenz und internationale Beziehungen
aufzugreifen. Mittlerweile wird mit Bauhaus oftmals eine
Bauweise verknüpft, die sich von der Tradition stets abwendet,
durchaus im faustischen Sinne gedacht. Stattdessen haben
sich Rationalisierung und Gleichförmigkeit nicht nur beim Bauen
eingebürgert, was heutzutage eher zu einem Verlust an Lebensqualität
führt. Die Idee des Bauhauses war systemorientiert, im übrigen ganz
typisch für Schule mit spezieller Ausrichtung. Letztlich führt
das zu heftiger Kritik, die seinerzeit bis zu Verfolgung und Ausgrenzung
am Bauhaus in Dessau reichte. Lebensqualität zurückerobern,
sollte deshalb eine der Prämissen des Bauhauses der Gegenwart sein.
Wäre fein, wenn der
Katalog zur Ausstellung nicht nur auf Englisch und Deutsch
publiziert würde. Eine mehrsprachige Ausgabe hätte hier Abhilfe
geleistet. Gerade die romanischen Sprachen wie: Französisch,
Italienisch, Spanisch oder Portugiesisch sind genauso wichtig,
um internationalen Anspruch zu beweisen und transnationale
Beziehungen zu offerieren. Eine russischsprachige Ausgabe wäre
sinnvoll gewesen, wenn dort der frühe Konstruktivismus auch mehr
von Bedeutung ist. Die deutschsprachige Ausgabe erscheint im Verlag Scheidegger & Spiess,
während Thames & Hudson die englischsprachige Ausgabe
übernommen hat.
Eine Buchrezension von Kulturexpress
Blick ins Buch...
Bauhaus Imaginista
Die globale Rezeption bis heute
Herausgegeben von Marion von Osten und Grant Watson
Scheidegger & Spiess, Zürich, 1. Auflage, 2019
Gebunden, 312 Seiten, 193 farbige und 13 sw Abbildungen
Größe: 24 x 30,5 x 3,3 cm
ISBN 978-3-85881-623-8
Siehe
auch: Buchrezension zu bauhaus imaginista - Teil 1
Siehe auch:
bauhaus
imaginista: Einführung der Kurator_innen Marion von Osten &
Grant Watson - Teil 2
Siehe auch:
bauhaus
imaginista: Die vier Kapitel und ihre Künstler_innen - Teil 3
Siehe auch:
Zur Gesamtschau
bauhaus imaginista - Teil 4
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