Vergangenheit als Fundament für die Gegenwart

Foto (c) Stefanie Koesting, Meldung: Stadt Frankfurt am Main (pia)

 

 

Eröffnungsfeierlichkeiten in der Frankfurter Paulskirche

Oberbürgermeister Peter Feldmann hat anlässlich des Festaktes zur Eröffnung der neuen Altstadt die Bedeutung des Projektes für die Stadtgesellschaft hervorgehoben und dessen Einzigartigkeit betont. Dabei stellte er in seiner Rede in der Paulskirche am Freitag, 28. September 2018, die Bezüge zur 800-jährigen Geschichte der Stadt als internationaler Messestandort heraus. Zuvor hatte er im Beisein von Gästen symbolisch ein Band am historischen Krönungsweg durchschnitten. Das Herz des historischen Frankfurt war bei Bombenangriffen im März 1944 zerstört und ist jetzt teilweise wieder originalgetreu aufgebaut worden.

„Mit der Altstadt haben wir ein Stück Stadt realisiert, das die Menschen in ihrem Herz berührt. Ganz Frankfurt wartet seit Jahren auf diesen Tag“, sagte der OB. Die Frankfurter Bürger hätten das Projekt mit besonderer Hingabe begleitet. Denn es entspreche einem tief empfundenen Bedürfnis der Frankfurter nach Identität: „Wir geben der Stadt Herz und Seele zurück!“ In diesem Zusammenhang berichtete er von Gesprächen mit vielen Bürgern, die sich über den Wiederaufbau. „In der Altstadt finden wir die Balance von Emotionalität und deren historischen Spuren. Das macht das Projekt so besonders!“, beschrieb der OB den einzigartigen Charakter des neuen Stadtteils.

Das Quartier führe zu den Wurzeln der Frankfurter Gesellschaft zurück. „Die Altstadt ist Ausgangspunkt unserer 800-jährigen Messegeschichte“, sagte er weiter. Hier hätten zugereiste Händler ursprünglich ihre Geschäfte abgewickelt. Das Quartier sei der erste Messestandort Frankfurts und zugleich die Grundlage für die Internationalität Frankfurts. „Menschen kommen seit jeher nach Frankfurt. Das ist bei uns Normalität. Wir haben bei uns Internationalität verinnerlicht, was bei uns seit langem Teil der städtischen Gesellschaft ist“, sagte OB Feldmann. Es gebe gute Gründe, weshalb die Mainmetropole von tiefer Zerrissenheit verschont geblieben sei. Diese gingen auf die Altstadt als „Nukleus“ Frankfurts zurück. „Wir brauchen die Vergangenheit als Fundament der Gegenwart“, betonte er.

Der OB unterstrich in seiner Rede die städtebauliche Qualität des Projektes. Die Architekten hätten vor der besonderen Herausforderung gestanden, ein Quartier aus historischen und zeitgenössischen Bauten zu gestalten. Es entstanden von den 35 Häusern 15 getreu ihren Vorgängern, die anderen in modernen Formen, welche sich in das Ensemble einpassen. Eine Aufgabe, die nach Ansicht des OB's hervorragend gelöst worden ist. „Wir finden in der neuen Altstadt zeitgenössische Architektur, die mit den Rekonstruktionen eine wundervolle Melange eingeht“.

Diese Leistung war nur im Zusammenspiel vieler zu verwirklichen. „Die Handwerker haben Einzigartiges verwirklicht“, sagte OB Feldmann weiter. Sie standen vor der Herausforderung, alt hergebrachte Techniken anzuwenden und zugleich modernen Anforderungen zu genügen. Zugleich hätten die städtischen Behörden so manche harte Nuss zu knacken gehabt. Denn das Mittelalter mit seiner dichten Bebauung kannte weder Fluchtwege und Brandschutz. Der Oberbürgermeister lobte das Projektmanagement der städtischen DomRömer GmbH und ihres Geschäftsführers Michael Guntersdorf. „Zeitplan und Kostenplan eines Projektes über sieben Jahre einzuhalten – das ist eine großartige Leistung, für die ich besonders danke!“

OB Feldmann sprach zugleich vom Schwung, den dieses Projekt mit sich gebracht habe. Er hofft, dass sich dieser auf die Paulskirche als weiteres Monument des Wiederaufbaus übertragen lasse. Die 1947 auf ihren Kriegstrümmern errichtete „Wiege der Demokratie“ steht zur Sanierung an.

Entstehungsprozess und Gestaltung haben Vorbildfunktion

 

 

Auf dem Foto Christoph Mäckler

Christoph Mäckler, internationaler Architekt und Vorsitzender des Gestaltungsbeirats, hob in seinem Festvortrag „Die lebenswerte Stadt“ den Vorbildcharakter des Projekts hervor. Das gelte insbesondere für den Entstehungsprozess. Er sagte: „Die Politik hat das Projekt in allen Phasen, vom Wettbewerb bis hin zur Realisierung, inhaltlich begleitet.“ Dies sei durch den Aufsichtsrat geschehen, der aus Magistratsmitgliedern und Stadtverordneten besteht. Zugleich habe sie die Architekten maßgeblich mit eingebunden. Mit Blick auf die Zukunft sagte Christoph Mäckler: „Eine ähnliche Organisationsform könnte auch die Qualität von Neubauprojekten sichern.“

Er unterstrich das hohe Niveau der architektonischen Leistung, die der neuen Altstadt zugrunde liegt. Die Fassadengestaltung habe Straßen- und Plätze mit besonderer Aufenthaltsqualität geschaffen. Diese bilde die Basis städtischen Zusammenlebens in öffentlichen Räumen. Denn: „So entsteht die Grundlage für schöne, lebendige Quartiere!“ Beispielhaft sind für ihn auch die auf der Grundlage städtebaulicher Gestaltungsvorgaben neu entwickelten Bauten, welche die Rekonstruktionen ergänzen. „Sie zeichnen sich durch eine zeitgenössische Formensprache aus, die sich typologisch auf die Baukultur des Ortes bezieht, ohne auf historische Elemente zurückgreifen zu müssen.“ Die neuen Bauten seien moderne Häuser, die sich einpassten ohne „anzubiedern.“

Michael Guntersdorf und Christoph Mäckler trugen sich bei dem Festakt in Anerkennung ihrer Verdienste in das Goldene Buch der Stadt ein.
 

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Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 28. September 2018