|
|
Die
Riege der fünf beteiligten Architekten stellten am 10. Juni 2009 ihre
Entwürfe nach jetzigem Stand der Öffentlichkeit vor, was im
Historischen Museum durch eine kleine Ausstellung mit Modellen
der Neubauten in der 2. Etage dokumentiert wird. |
Der Ideenwettbewerb läuft seit 2005. Die Rufe sind
nicht erloschen, nach denen das Technische Rathaus so nicht bleiben
kann. Es handelt sich um ein breites, massives Bauwerk. Stattdessen soll
es in ein Wohngebäude umgewandelt werden. Auch eine Umnutzung wäre
möglich. Der Planungsdezernent sagt, nein, das wollen wir nicht. Eine
städtebauliche Neuordnung wird stattdessen gefordert. Eine neue
Topographie soll entstehen. Umstrukturierung soll sich
auf dem Römerberg durchsetzen.
Der Römerberg um den Römer herum war in früheren
Zeiten ein Markt. Als der Platz noch nicht wiederaufgebaut war, fanden dort auch
politische Veranstaltungen statt. Regelmäßig zogen Demonstranten
dorthin, um ihre Kundgebungen auszutragen. Die Nähe zum Rathaus im
Römer, der Ort an dem der Magistrat seine Entscheidungen über Wohl oder
Unwohl der Bevölkerung trifft, ist offensichtlich. Manche Ansichten
hegen den Gedanken, daß die wieder aufgebaute Ostzeile überhaupt nur
deshalb steht, weil damit der Platz für Massenkundgebungen eingeschränkt
wurde. Auch weil die Belastungsproben für den Römerberg überhand nahmen.
Die menschlichen Kapazitäten damit auf ein erträgliches Maß für die
Aufnahmefähigkeit der im Römer Sitzenden reduziert werden sollte. Aber
auch sportliche Ereignisse fanden bisher immer abschließende Krönung mit
öffentlichem Auftritt vom Balkon des Römers aus. Seit einiger Zeit
bestehen jedoch Tendenzen, daß diese Kundgebungen besonders die der
Fußballmannschaften nach Berlin gehen, weil dort mehr Platz vorhanden
ist und mehr
Menschen für diesen Anlaß teilnehmen als in Frankfurt am Main.
Das ist das Problem der Frankfurter, sie neigen zur
Gemütlichkeit. So wird der Römerberg auch als "Gute Stube" verstanden,
der einen Affront zur Skyline in Frankfurt bilden soll. Wobei mit guter
Stube gemeinhin immer Wirtshaus-Atmosphäre mit
Apfelwein-Stube verstanden wurde. Eine solche Ansicht wäre dann dem
Alkoholkonsum zuträglich.
|
|
Eine kleinteilige Bebauung steht im Wettbewerb
nach dem wie vorgesehenen Abriß des Technischen Rathauses |
Römer und Paulskirche sollen als säkularer Ort im
Gegensatz zum Domplatz als sakraler Ort entstehen. Diese Einschätzung
ist so nicht haltbar, weil Domplatz und Römer immer eine Einheit
gebildet haben über die Jahrhunderte und die Bebauungsdauer hinweg, die
sich im Dialog und nicht im Monolog gegenüber standen. Weiterhin soll
der archäologische Park überbaut werden. Die Tiefgarage unter dem
Römerberg soll verschwinden oder neu entstehen. Die jetzige ist ein
architektonisches Unding. Es wird eine Tiefgarage gebraucht, die nicht so stark den Verkehr belastet. Auch hier steht die
Belastungsprobe auf dem Zettel.
Lästig sind die unpassenden Vergleiche
beispielsweise mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses in Berlin oder
die Bedeutung des Bauensembles um die Frauenkirche in Dresden. Berlin
hat einen völlig anderen Baugrund. Den Römerberg mit dem
Barockensemble in Dresden zu vergleichen wirkt geradezu überheblich.
Das zu bebauende Gelände ist nach
jetzigem Stand in einzelne Parzellen aufgeteilt, die auf einzelne
Eigentümer verteilt werden, ganz nach Vorbild der postmodernen
Häuserreihe in der Saalgasse nebenan. Mit dem Unterschied, daß auf dem
Römerberg ein Ensemble entstehen soll und nicht nur eine Häuserreihe.
Hier stellt sich nicht zuletzt die soziale Frage, wenn sich nur Reiche
teure Neubauten kaufen und preiswerter Wohnraum unmöglich ist, wer das
Areal beleben soll. Es gab schon unterschiedliche
Modelle für eine Bebauung auf dem Römerberg, wie es unterschiedliche
juristische Auffassungen davon gab. Der Weg ist noch lang bis zu einem
abschließenden Ergebnis.
Zumindest
aus der Ferne hat mich das Technische Rathaus in seiner jetzigen Form
immer begeistert, weil die Silhouette der Betongebäude sich an die
Wolkenform angleicht. Der Abriß des Anfang der 1970er Jahre erbauten
Technischen Rathauses wäre eigentlich schade.
Städtebauliche Erwägungen spielen hierbei natürlich
eine besonders große Rolle. Es war schon einmal die Rede davon, daß sich
Asbest im Gebäude befinden soll. Die Unterführung am Eingang zum
Technischen Rathaus sei viel zu dunkel und zu düster. In den vielen
Jahren hätte sich dort niemals viel Publikum aufgehalten, obwohl
Versuche unternommen worden sind, die Passage zu beleben. Allerdings ist
die finanzielle Frage ungeklärt, wer die neuen Häuser überhaupt bezahlen
soll.
In dieser Reihenfolge soll das Szenario einer
Umsetzung dann ablaufen: Abbruch des Technischen Rathauses, Erschließung
der Verkehrswege und Anschluß an das Wege- und Straßennetz der
Braubachstraße schließlich soll die Neubebauung beginnen. Die Frage der
Statik steht noch am Anfang. Der Beschluß der Stadtverordnetenversammlung steht
ebenfalls aus. Die entstandenen Entwürfe verstehen sich insofern nicht als
finale Antworten für das Römerberg-Areal, sondern als ein Beitrag zur
Öffnung der Diskussion über Stadtgestaltung. Die beteiligten Büros sind: 3deluxe,
Architekten nkbak, Franken Architekten, Gruber + Kleine-Kraneburg und
Schneider+Schumacher.
|