5x5 Jetztzeithäuser suchen sich einen Weg durch das Getümmel

Fortsetzung folgt...

 

Die Römerbergbebauung, ein ungelöstes Problem. Wer darüber zu entscheiden hat, ist ebenso ungeklärt. Ein Teil fordert eine Satzung, ein anderer Teil will einen Bebauungsrat haben. Entscheidend ist eine freie Planung, die sich der öffentlichen Kritik aussetzt. Nur kein Ausschlußverfahren soll das Rennen machen. Vielleicht könnte die aus hygienischen Gründen im 19. Jahrhundert abgerissene Judengasse am Börneplatz auf dem Bebauungsareal auf dem Römerberg neu entstehen. Dann wären exklusive Entwürfe gefordert, die über die Wiederherstellung des historischen Stadtbildes hinausgingen. Die Frage der Statik steht noch am Anfang. Der Beschluß der Stadtverordnetenversammlung steht ebenfalls aus.

Foto: Maass

  Die Riege der fünf beteiligten Architekten stellten am 10. Juni 2009 ihre Entwürfe nach jetzigem Stand der Öffentlichkeit vor, was im Historischen Museum durch eine kleine Ausstellung mit Modellen der Neubauten in der 2. Etage dokumentiert wird.

Der Ideenwettbewerb läuft seit 2005. Die Rufe sind nicht erloschen, nach denen das Technische Rathaus so nicht bleiben kann. Es handelt sich um ein breites, massives Bauwerk. Stattdessen soll es in ein Wohngebäude umgewandelt werden. Auch eine Umnutzung wäre möglich. Der Planungsdezernent sagt, nein, das wollen wir nicht. Eine städtebauliche Neuordnung wird stattdessen gefordert. Eine neue Topographie soll entstehen. Umstrukturierung soll sich auf dem Römerberg durchsetzen.

 

Der Römerberg um den Römer herum war in früheren Zeiten ein Markt. Als der Platz noch nicht wiederaufgebaut war, fanden dort auch politische Veranstaltungen statt. Regelmäßig zogen Demonstranten dorthin, um ihre Kundgebungen auszutragen. Die Nähe zum Rathaus im Römer, der Ort an dem der Magistrat seine Entscheidungen über Wohl oder Unwohl der Bevölkerung trifft, ist offensichtlich. Manche Ansichten hegen den Gedanken, daß die wieder aufgebaute Ostzeile überhaupt nur deshalb steht, weil damit der Platz für Massenkundgebungen eingeschränkt wurde. Auch weil die Belastungsproben für den Römerberg überhand nahmen. Die menschlichen Kapazitäten damit auf ein erträgliches Maß für die Aufnahmefähigkeit der im Römer Sitzenden reduziert werden sollte. Aber auch sportliche Ereignisse fanden bisher immer abschließende Krönung mit öffentlichem Auftritt vom Balkon des Römers aus. Seit einiger Zeit bestehen jedoch Tendenzen, daß diese Kundgebungen besonders die der Fußballmannschaften nach Berlin gehen, weil dort mehr Platz vorhanden ist und mehr Menschen für diesen Anlaß teilnehmen als in Frankfurt am Main.

 

Das ist das Problem der Frankfurter, sie neigen zur Gemütlichkeit. So wird der Römerberg auch als "Gute Stube" verstanden, der einen Affront zur Skyline in Frankfurt bilden soll. Wobei mit guter Stube gemeinhin immer Wirtshaus-Atmosphäre mit Apfelwein-Stube verstanden wurde. Eine solche Ansicht wäre dann dem Alkoholkonsum zuträglich.

 

  Eine kleinteilige Bebauung steht im Wettbewerb nach dem wie vorgesehenen Abriß des Technischen Rathauses

 

Römer und Paulskirche sollen als säkularer Ort im Gegensatz zum Domplatz als sakraler Ort entstehen. Diese Einschätzung ist so nicht haltbar, weil Domplatz und Römer immer eine Einheit gebildet haben über die Jahrhunderte und die Bebauungsdauer hinweg, die sich im Dialog und nicht im Monolog gegenüber standen. Weiterhin soll der archäologische Park überbaut werden. Die Tiefgarage unter dem Römerberg soll verschwinden oder neu entstehen. Die jetzige ist ein architektonisches Unding. Es wird eine Tiefgarage gebraucht, die nicht so stark den Verkehr belastet. Auch hier steht die Belastungsprobe auf dem Zettel.

 

Lästig sind die unpassenden Vergleiche beispielsweise mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses in Berlin oder die Bedeutung des Bauensembles um die Frauenkirche in Dresden. Berlin hat einen völlig anderen Baugrund. Den Römerberg mit dem Barockensemble in Dresden zu vergleichen wirkt geradezu überheblich.

 

Das zu bebauende Gelände ist nach jetzigem Stand in einzelne Parzellen aufgeteilt, die auf einzelne Eigentümer verteilt werden, ganz nach Vorbild der postmodernen Häuserreihe in der Saalgasse nebenan. Mit dem Unterschied, daß auf dem Römerberg ein Ensemble entstehen soll und nicht nur eine Häuserreihe. Hier stellt sich nicht zuletzt die soziale Frage, wenn sich nur Reiche teure Neubauten kaufen und preiswerter Wohnraum unmöglich ist, wer das Areal beleben soll. Es gab schon unterschiedliche Modelle für eine Bebauung auf dem Römerberg, wie es unterschiedliche juristische Auffassungen davon gab. Der Weg ist noch lang bis zu einem abschließenden Ergebnis.

 

Zumindest aus der Ferne hat mich das Technische Rathaus in seiner jetzigen Form immer begeistert, weil die Silhouette der Betongebäude sich an die Wolkenform angleicht. Der Abriß des Anfang der 1970er Jahre erbauten Technischen Rathauses wäre eigentlich schade.

 

Städtebauliche Erwägungen spielen hierbei natürlich eine besonders große Rolle. Es war schon einmal die Rede davon, daß sich Asbest im Gebäude befinden soll. Die Unterführung am Eingang zum Technischen Rathaus sei viel zu dunkel und zu düster. In den vielen Jahren hätte sich dort niemals viel Publikum aufgehalten, obwohl Versuche unternommen worden sind, die Passage zu beleben. Allerdings ist die finanzielle Frage ungeklärt, wer die neuen Häuser überhaupt bezahlen soll.

 

In dieser Reihenfolge soll das Szenario einer Umsetzung dann ablaufen: Abbruch des Technischen Rathauses, Erschließung der Verkehrswege und Anschluß an das Wege- und Straßennetz der Braubachstraße schließlich soll die Neubebauung beginnen. Die Frage der Statik steht noch am Anfang. Der Beschluß der Stadtverordnetenversammlung steht ebenfalls aus. Die entstandenen Entwürfe verstehen sich insofern nicht als finale Antworten für das Römerberg-Areal, sondern als ein Beitrag zur Öffnung der Diskussion über Stadtgestaltung. Die beteiligten Büros sind: 3deluxe, Architekten nkbak, Franken Architekten, Gruber + Kleine-Kraneburg und Schneider+Schumacher.

 

 

 

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vom  18. Juni 2009