Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx in einem Vortrag über das automatisierte Auto

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In einem Abendvortrag am 29. April anlässlich des AutomotiveINNOVATIONS Award 2015 beschrieb der Frankfurter Soziologe Matthias Horx wohin sich das Automobil der Zukunft global bewegt. Auto bedeutet die Erfüllung eines Menschheitstraums. Dahinter steht die Idee der Beschleunigung. Das ist schon seit dem Altertum bekannt. Beschleunigung nimmt zu und wird zunehmend schneller. In Wirklichkeit hat aber Stadt längst nicht mehr viel mit Beschleunigung zu tun. Das wird schon mit Blick auf Frankfurt deutlich. Beschleunigung ist vielleicht noch auf der Autobahn gefragt, sonst ist davon nicht mehr viel zu spüren.

 

Ziel ist das autonome Auto, das lästige Fahrwege abnimmt und über Kreuzungen steuert, beeinflusst durch neue Tools und Instrumente. Prognosen, das sind Vorherschöpfungen in Bezug auf technologische Modelle der Zukunft. Eine Linie aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart ziehen, um daraus auf die Zukunft zu schließen. In der Grafik entfaltet sich eine Baumstruktur. Durch Adaption, Reflexe und die Technik lassen sich autonome Modelle herleiten. Es ist die Evolution der Technologie. Die Dialektik spricht von Variation und Selektion. Aus 100 unterschiedlichen Entwicklungen wird sich vielleicht nur eine einzige durchsetzen. Gestützt durch ein menschliches Umfeld genannt Märkte. Deshalb werden sich Autos in Zukunft untereinander immer ähnlicher sehen.

 

Im Film steigt Tom Cruise in ein autonomes Fahrzeug. Wie bedeutsam die Filmszene geworden ist. Max Frisch zitiert in "Homo Faber" ...wenn ich in meinem Wagen sitze, die Tür zuschlage, mein Schlüsselchen stecke, Radio andrehe, meine Zigarette anzünde mit dem Glüher... Das Auto ist ein Versprechen. Doch hat das noch mit Mobilität zu tun? Das fragt sich der Soziologe Horx. Es geht vielmehr um Kontrolle und um Macht, um auf einen Hebel zu drücken, was archaische Gründe haben kann. In einer statistischen Erhebung bei Autofahrern wurde festgestellt, auf die Frage ob sie lieber nach Hause fahren oder im Stau stehen, sagten rund 80 Prozent, sie wollen lieber im Stau bleiben. Weil es dort gut riecht und um Musik zu hören. Denn dort findet keine soziokulturelle Kontrolle statt. Das war etwas ironisch!

 

Der Mensch hat drei große Motive: Stimulanz, Dominanz und die Balance, wobei männliche und weibliche Teilnehmer unterschieden sind. Das "Autohirn" ist gigantisch. Deshalb stellt sich die Frage, was wird aus unserem Hirn? Ein selbstfahrendes Auto? Chevrolet bietet automatisierte Automodelle bereits an. Wobei automatisierte Fahrzeuge ein selbstfahrendes Paradox sind. Auto steht für soziale Spannungen. Deshalb wird das Auto der Zukunft zunehmend ein Aussehen übernehmen wie das Batman-Auto. Ein Design das unbedingt ankommen wird. Bis das Auto spricht und sagt, ...dass ich jetzt das Steuer wieder übernehmen muss. -  Es geht nicht ohne den Kreis bis hin zur car insurance. Formen der Autos werden sich ändern. Was als nächstes ansteht ist das Google-Auto. Auch Apple will auf dem Testgelände automatisierte Fahrzeuge testen.

 

Wesentlich ist der Zeitfaktor. Autofahren spart Zeit, das sagen alleinerziehende Mütter. Der Soziologe prognostiziert den Rollentausch, denjenigen die nicht so gern Auto fahren, weil sie lieber träumen oder behindert sind, die werden sich ans Steuer setzen, wenn das Auto erst einmal automatisiert fährt. Autofahrer werden nicht mehr fahren wollen. Zwei unterschiedliche Interessengruppen bilden sich heraus. Frauen und Männer ticken anders bei der Erwartungshaltung gegenüber dem Auto. Es gibt ein technologisches Rennen zwischen Verbrennungsmotor und Hybrid. Wenn Google wirklich in den Automarkt einsteigt, dann soll es sich doch mit Tesla zusammentun. Das Stadtauto wird meist als Zweitwagen genutzt und fährt heutzutage elektrobetrieben. Der Wagen für größere Entfernungen wird dagegen weiterhin mit Verbrennungsmotor fahren. Das konvergiert.

 

Neuer Urbanismus, bestes Beispiel ist Frankfurt am Main. Die Stadt hat sich neu erfunden. In den 1970er Jahren war das noch nicht absehbar und völlig anders. Mittlerweile hat Frankfurt das urbane Alphabet gelernt. Die ganzheitliche Stadt gibt es nicht mehr, diese wurde durch die Industrialisierung zerstört. Das ist der "Downtown" Mechanismus. Die Menschen arbeiten in der Stadt und wandern in die Vorstädte ab zum Wohnen. Alter Urbanismus steht Neuem gegenüber. Mittlerweile gliedern sich Städte in kreative Areale in co-housing, co-working und car-sharing. Städte werden in Zukunft anders aussehen. Die Entwicklung sagt: in Zukunft gibt es nur 44 Prozent Autos aber 19 Prozent Fahrräder in der Stadt. U-Bahnen nehmen besser Fahrräder auf. Deshalb sind Fahrradfahrer auf Erfolgskurs. Am schlechtesten sind die Busfahrer gelaunt, besagt die Prognose, während es bei den Autofahrern gerade so geht.

 

Mobile Technik ist gefragt um Schnittmengen zu erzeugen. Stadtplaner, Raumgestalter und die Politik beantworten diese Fragen ebenfalls. Auch das Thema "Zeit" wird verhandelt. Es geht um den Raum und um Eroberungen. Das Höchste ist jedoch die "Aufmerksamkeit", das ist die wirklich einzig knappe Ressource.

 

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Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 15. August 2015