bis 19. Oktober 2014

 Mission oder Passion - die Postmoderne überlebt sich selbst

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Die Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum nennt sich Mission Postmoderne. Eine Mission beinhaltet immer eine Aufgabe, die auf etwas zukünftiges noch nicht erfülltes verweist. Dabei könnte man sich fragen, ist die Postmoderne nicht schon ein wenig veraltet? Doch gerade in Frankfurt a/M, wo sich zahlreiche Bauten der Postmoderne behauptet haben, war dies im Stadtbild nur von Vorteil. Wenn die postmoderne Häuserzeile in der Saalgasse auch dazu verdammt scheint, hinter Schirn Kunsthalle und Historischem Museum kaum sichtbar ihr Dasein in beengten Verhältnissen fristen zu müssen. Dann kommt das schon einem Bauirrtum gleich. Denn wozu werden schöne Häuser gebraucht, die von außen nicht eingesehen werden können? Ein reich bebilderter Band zu Formen und Bauten der Postmoderne in Frankfurt a/M und anderswo ist 'Pininski: Architektur und der Traum von Orpheus' (1985).

 

Viele Meinungen zur Postmoderne kursieren, die einen sind begeistert wegen der Formenvielfalt und der Möglichkeit dekoratives bis hin zum kitschigen zu schaffen, was in unserer tristen Betonwelt selten genug vorkommt. Andere sagen, die Postmoderne sei der letzte Kunststil überhaupt gewesen. Danach gibt es keine Stile mehr, weil die Zeit für Stile vorüber ist. Informationsvielfalt durch Elektronik und Globalisierung in der Welt verhindern eine solche Übereinkunft auf einen festen Stil. Vielleicht existieren irgendwann einmal mehrere Stile nebeneinander, die sich als etwas besonderes herausgebildet haben. Andere meinen dazu, ja, die Postmoderne sei der letzte Stil, der auch nicht mehr aufhöre, weil dieser sich in einem permanenten Wandlungsprozess befinde und die Fähigkeit habe, unterschiedliche Stilformen in sich zu vereinen. Manchen wird postmodern dann schnell zu viel. Ein zurück zu einfachen und klaren Formen sei gefordert. Antwort darauf geben minimalistische Tendenzen in der Architektur wie bei Kulka oder ähnlichen. Oder die Formensprache bei M. O. Ungers, den ich nicht unbedingt zu den Postmodernen zähle, sondern als Verfechter einer strukturell bedingten Formgebung einstufe, wie die der 'verlorenen Form', einer Technik wie sie bei Scherenschnitten vorkommt. Oder Hans Hollein der schon dekonstruktives produziert hat. Vieles hängt ab vom Stand der Technik, die sich gerade durchgesetzt hat und aufrecht erhält. Aktuell sind das zumeist geschwungene Formen, die dank computergestützter Berechnung in Holz oder Kunststoff handwerklich einfacher umzusetzen sind, als dies noch am Olympia Stadion in München durch Frei Otto der Fall war. Ein anderer Aspekt ist Mobilität, der Mehrzweckraum bestimmt Büros durch Büro-Sharing. Verschiebbare Trennwände können einen Raum von einem Moment zum anderen in sein Gegenteil verwandeln. Durch ausgefeilte Lichttechnik werden unterschiedliche Stimmungen erzeugt. Dimmer variieren die Beleuchtung im Hell-dunkel, wobei die Energieeinsparungen im Vordergrund stehen. Hieraus einen Stil zu entwickeln, ist fast unmöglich. Die Funktion und das funktional nützliche Denken überwiegen den Kriterienkatalog. Insofern bleibt die Ausstellung im DAM ein Rückblick auf vergangene Zeiten. Einer Einrichtung, welche den steten Blick nach vorne verdient hat.

 

Siehe auch: Wunderkammer im DAM Klotz Tapes - das Making-of der Postmoderne

 

Siehe auch:    DAM Gründungsgeschichte und Bau des Museums

 

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Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 26. Juni 2014