bis 19. Oktober 2014

Wunderkammer im DAM Klotz Tapes - das Making-of der Postmoderne

Anlass für die Ausstellung im DAM ist dessen 30-jähriges Bestehen. Gezeigt werden unter anderem tagebuchartige Tapes seines Gründungsdirektors Heinrich Klotz. Entlang einer Wand unmittelbar nach der Eingangstür in den Ausstellungsraum im ersten Stock des Museums laufen mehrere dieser projizierten Wandbilder nebeneinander. Darauf zu sehen, überwiegend Gebäude die aus verschiedenen Perspektiven kommentiert sind.

   Foto: © Kulturexpress

Ereignisreiche Zeiten sind das gewesen, weil die Anfänge immer am schwersten sind. Die politischen Auseinandersetzungen verliefen zum Teil haarsträubend: "Nur keine Experimente" war ein Slogan, den nicht nur die Konservativen verbreiteten. Die Eröffnung eines Architekturmuseums wie am Frankfurter Museumsufer war der Versuch einer Veränderung. Dennoch war die Angst vor allem neuen groß und schreckte viele ab. Gelingen und Misslingen standen sich wie zwei unterschiedliche Gesichter frontal gegenüber. Die Mentalität derjenigen die etwas zu sagen hatten, war noch viel stärker durch Gravitäten bestimmt als heutzutage. Da hat sich was geändert. Damals waren allerdings die Finanzen der Museen um einiges besser bestellt. Die vollen Kassen erlaubten zumindest gelegentlich gewagte Investitionen auch in Kultur und Kulturgüter, so dass Sammlungsbestände wuchsen.

 

Die Architektur überschnitt sich in vielen Bereichen mit der Kunst. Der architektonische Entwurf gewann an künstlerischer Intention. Viele Architekten werteten deshalb Entwurfszeichnungen grafisch auf, um diese auf dem Kunstmarkt zu veräußern und auszustellen. Andere kritisierten: die künstlerische Aufwertung von baulichen Entwurfszeichnungen sei eine berufsfremde Tätigkeit und lenke nur von der eigentlichen Ausübung der Arbeit ab. Sicherlich bedingte die Entwicklung der Postmoderne derartige Auswüchse künstlerischer Vielfalt. Sie hat es immer verstanden dekorative Elemente, die längst als verstaubt und vergessen galten, wieder salonfähig zu machen.

OMA (Zoe Zenghelis): The City of the Captive Globe, 1976 (Zeichnung, 32,9 x 46 cm)

Erworben 1982 von Rem Koolhaas für 5.000 DM

 

Die Bedeutung der Postmoderne wurde schon Anfang der 1970er Jahre im Band von Charles Jencks "Die Sprache der Postmodernen Architektur" erläuternd beschrieben, ein Standardwerk in der Architekturforschung. Die frühen 1970er Jahre waren mit dafür verantwortlich, dass eine Auseinandersetzung zum Leitthema 'Sprache und Architektur' in Gang gekommen war. Die Vielfalt der Formen innerhalb der Postmoderne bot viele Ansätze dafür. Eine Umdenkungswelle beherrschte die Architekturbüros. Wobei sich die Postmoderne als Nachmoderne zur Klassischen Moderne verstand, die wiederum als gesättigt galt und zum Teil nur durch ironische Überhöhung zu überwinden war.

Martin Kippenberger: The Modern House of Believing or Not, 1986. Öl auf Leinwand, 255 x 180 cm; Deutsches Architekturmuseum Frankfurt. Dauerleihgabe im Museum für Moderne Kunst MMK

 

 

 

Auch in den Bildenden Künsten finden sich ausgeprägte Beispiele, die mit Postmoderne in Verbindung zu bringen sind. Der Altonaer Künstler Andreas Slominski legte leichte, gepflegt und zusammengefaltete Handtücher auf einen Sockel, wie im MMK zu finden. Ein anderer Künstler, der auch in der Ausstellung im DAM mit ausgestellt ist, war Martin Kippenberger und sein von Heinrich Klotz für 15.000 DM erworbenes Gemälde mit Motiv vom Guggenheim Museum in New York. Eine leicht überdehnte und fast witzige Interpretation von Architektur, wie es aussieht.

 

Kurator der Ausstellung ist Oliver Elser. Der Katalog umfasst 244 Seiten mit zahlreichen Abbildungen in s/w und in Farbe zum Durchblättern in kleingedruckter Schrift auf dünnem Papier aus dem Zeitschriften Verlag Arch+. Mehrere Autoren waren beteiligt.

 

Siehe auch:    DAM Gründungsgeschichte und Bau des Museums

 

Siehe auch:    Architekturkritik im Museum, geht das? Zwei Anläufe am Normalfall

 

Siehe auch:    Mission oder Passion - die Postmoderne überlebt sich selbst

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 21. Juni 2014