bis 19. Oktober 2014

Architekturkritik im Museum, geht das? Zwei Anläufe am Normalfall

   Meldung: DAM, Frankfurt a/M, den 23. 04. 2014                                                                                                                     

 

Foto: © Kulturexpress

Heinrich Klotz half, die Marburger Altstadt vor dem Abriss zu retten. Ein Kapitel, das auch innerhalb der Klotz-Ausstellung im DAM anschaulich gemacht wurde. Ab 1972 war dieser Professor für Kunstgeschichte in Marburg gewesen. Schon seit den 1960er-Jahren setzte er sich für den Denkmalschutz ein. Als Universitätsassistent in Göttingen besetzte er mit Studierenden ein vom Abriss bedrohtes Universitätsgebäude. In Marburg kämpfte er für den Erhalt der vernachlässigten Fachwerkhäuser. Nicht nur konservieren wollte Klotz damit, sondern er lud Architekten ein, zeitgenössische Entwürfe für die Altstadt anzufertigen. Obwohl keiner realisiert wurde, qualifizierte er sich als „Macher“, der Politiker überzeugen konnte.  Mit der Ausstellung 'Heimatkunde, Heimatkritik: Hessen vermessen / Bau, Steine, Scherben' aus dem Jahr 1984, die Klotz initiiert hat, werden Akzente gesetzt.

 

Architekturkritik im Architekturmuseum lässt sich das zusammenbringen? Oder bringt man damit einen wichtigen Teil des Publikums, die Architekten, gegen sich auf? Eine schwierige Frage die sich hier die Institution Museum stellt. Heinrich Klotz unternimmt zwei Anläufe zur Kritik am Normalfall des Bauens: „Hessen vermessen“, eine fotografische Bestandsaufnahme der Künstler Helmut Baruth und Klaus Steinke sowie „Bau, Steine, Scherben“, eine Ausstellung mit Karikaturen.

 

Ein anderer Versuch, das umstrittene Bauprojekt in Marburg, postmoderne Architektur auf den Weg zu bringen, ist die Beteiligung an der Architekturbiennale in Venedig im Jahre 1980. Architekten wie Hans Hollein, Oswald Mathias Ungers, Aldo Rossi oder Roberto Venturi nahmen an der Biennale teil.

 

Auf dem Foto: Oswald Matthias Ungers: Koje mit den „Marburger Häusern". Architekturbiennale Venedig 1980

 

Die kleinen Modellbauten verlieren sich etwas in dem großen Ausstellungsraum auf der Architekturbiennale von 1980. Sie waren jedoch der Versuch neben anderen Ausstellungsstücken, darunter von Hans Hollein die Fassade an der „Strada Novissima" mit Säulenreihen welche am ausdrucksstärksten zeigte, was Postmoderne auf großem Parkett darstellen konnte.

 

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Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 26. Juni 2014