Das Jüdische Museum
der Stadt Frankfurt am Main wird
nach fünfjähriger Umbauzeit am 21.
Oktober 2020 in doppelter Größe
wieder eröffnet. Der einzigartige
neue Museumskomplex besteht aus dem
sorgfältig restaurierten
Rothschild-Palais und einem hellen
Neubau des renommierten Berliner
Architekturbüros: Staab Architekten.
Das neoklassizistische Palais
beherbergt die neue Dauerausstellung
Wir sind Jetzt: Jüdisches Frankfurt
von der Aufklärung bis zur Gegenwart
über jüdisches Leben in der Moderne
und knüpft damit an die
Ausstellungserzählung im
preisgekrönten Museum Judengasse an,
die seit 2016 viele Besucher
angezogen hat. Das neue Gebäude,
Lichtbau genannt, bietet Raum für
Wechselausstellungen und
Veranstaltungen, eine öffentliche
Bibliothek, das erste
milchig-koschere Café in einem
Jüdischen Museum in Deutschland,
FLOWDELI, sowie einen Museumsshop,
der von der Literaturhandlung
betrieben wird. Der Lichthof
zwischen den beiden Gebäuden bildet
die Adresse des neuen Museums,
Bertha-Pappenheim-Platz 1, und
präsentiert die eindrucksvolle
Skulptur „Untitled“ von Ariel
Schlesinger.
Oberbürgermeister Peter Feldmann
sagt: "Frankfurt ist sicherlich die
jüdischste Stadt Deutschlands – und
bekommt mit der Neueröffnung des
Jüdisches Museums nicht bloß neue
und größere Ausstellungsräume, die
der jahrhundertelangen jüdischen
Vergangenheit unserer Heimatstadt
einen angemessenen Rahmen geben. Das
Jüdische Museum widmet sich vor
allem gegenwärtigem jüdischen Leben
in Frankfurt und das ist bundesweit
einmalig."
Ein Zentrum für jüdische Kultur in
der Vergangenheit und in der
Gegenwart
Das Jüdische Museum Frankfurt hat
sich in den vergangenen fünf Jahren
auch programmatisch erneuert und das
Leitbild eines ‘Museums ohne Mauern‘
gegeben, das sich mit einem
umfangreichen Veranstaltungsprogramm
(Diskussionen, Vorträgen, Konzerten,
Filmvorführungen), einer Vielfalt an
Bildungsangeboten (Führungen,
Workshops, Kreativkurse), die in
Teilen auch außerhalb des Museums
stattfinden, und einer prägnanten
digitalen Strategie an ein diverses,
internationales Publikum wendet. Der
neue Museumskomplex wird dabei als
ein Zentrum für jüdische Kultur in
Geschichte und Gegenwart begriffen,
das sich im besonderen Maße mit der
Frage beschäftigt, wie das
Zusammenleben in einer diversen
Gesellschaft gelingen kann. Die
erste Wechselausstellung Die
weibliche Seite Gottes widmet sich
dieser Frage in einer kultur- und
geschlechtergeschichtlichen
Perspektive. Sie präsentiert
archäologische Funde,
mittelalterliche Handschriften,
jüdische Zeremonialobjekte,
christliche Ikonendarstellungen
sowie Werke der Bildenden Kunst.
Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig
erklärt: "Mit dem neuen
Museumskomplexes und dem 2016
wiedereröffneten Museum Judengasse
ist ein einzigartiges Zentrum für
jüdische Kultur in Geschichte und
Gegenwart entstanden, das die
Vielfalt jüdischen Lebens historisch
und für die Gegenwart auf visuelle,
emotionale und kognitive Art
erfahrbar macht. Das Jüdische Museum
wirkt dabei so einladend wie wenige
Gebäude in unserer Stadt, der
öffentliche Raum geht fließend in
die Ausstellungsfläche über. Diese
Offenheit ist ein elementar
wichtiges Signal im Kampf gegen
Antisemitismus und
Rechtsextremismus. Das Jüdische
Museum ist einer der wichtigsten
öffentlichen Räume unserer Stadt, an
dem sich ihre Diversität ausdrückt
und ihr Pluralismus verteidigt
wird."
Die neue Dauerausstellung „Wir sind
Jetzt: Jüdisches Frankfurt von der
Aufklärung bis zur Gegenwart“
Auf drei Etagen des
Rothschild-Palais bietet die neue
Dauerausstellung "Wir sind Jetzt"
unterschiedliche Zugänge zur
jüdischen Geschichte und Kultur in
Frankfurt, einem der bedeutendsten
Zentren jüdischen Lebens in Europa.
Ausgehend von der Gegenwart
skizziert der Ausstellungsrundgang
wichtige historische Ereignisse und
Konflikte seit der Aufklärung,
reflektiert den Wandel von
Traditionen und Ritualen in der
Moderne und vermittelt Geschichte in
Geschichten und aus einer jüdischen
Perspektive. Ein besonderer
Schwerpunkt liegt dabei auf der
Präsentation von Werken namhafter
bildende Künstler, wie etwa Moritz
Daniel Oppenheim und Ludwig Meidner,
jüdischer Gelehrter wie etwa dem
Begründer der Neo-Orthodoxie Samson
Raphael Hirsch, und Intellektueller
wie Martin Buber, Max Horkheimer und
Theodor W. Adorno.
"Das Jüdische Museum Frankfurt macht
jüdisches Leben, seine Geschichte
und seine Gegenwart in Hessen und
darüber hinaus sichtbar. Das ist
wichtig gerade in einer Zeit, in der
Antisemitismus zu gewalttätigen
Angriffen auf Juden führt und
Vertreter einer in deutschen
Parlamenten sitzenden Partei den
Holocaust als 'Vogelschiss' abtun
wollen. Dieses Haus ist eine
unverzichtbare Bildungseinrichtung
für das ganze Land; nach dem Umbau
wird der gegenwärtige Blick
konzeptionell weiter gestärkt. Dazu
trägt die Hessische Landesregierung
mit dem Einstieg in die
institutionelle Förderung des
Jüdischen Museums mit seit diesem
Jahr 500.000 Euro jährlich gern bei,
und wir haben – neben zahlreichen
weiteren Projektförderungen – im
Rahmen des Neubaus auch die moderne
Ausstattung mit insgesamt zwei
Millionen Euro unterstützt." sagt
Ayse Asar, Staatssekretärin im
Hessischen Ministerium für
Wissenschaft und Kunst.
Jüdinnen und Juden prägten die
kulturelle, wirtschaftliche,
wissenschaftliche und
gesellschaftliche Entwicklung
Frankfurts auch nach dem Holocaust.
Mit ihrem mäzenatischem Engagement,
ihren Gründungen von
Forschungsinstituten,
Industriezweigen, Privatbanken,
Bildungs-, Kranken- und
Pflegeeinrichtungen, ihrer
Beteiligung an den sozialen
Bewegungen und den Innovationen im
Bereich von Kunst und Städtebau
verliehen sie der Stadt des
Verlagswesens, der Wissenschaft, des
Handels und der Finanzen eine
europaweite Bedeutung.
"Die historischen Wurzeln der
Rothschilds liegen in Frankfurt, und
die beiden heutigen Häuser des
Jüdischen Museums sind eng mit dem
Namen und der Geschichte der Familie
verbunden. Entsprechend ist es für
uns eine Ehre und Freude, an der
Neugestaltung dieser
prestigeträchtigen Institution
mitzuwirken, die zudem zahlreiche
ehemalige Familienbesitze
ausstellt", lässt Prof. Klaus
Mangold, auch im Namen von Baron
Eric und Baron David de Rothschild,
wissen: "Wir unterstützen
ausdrücklich das Ziel des Jüdischen
Museums, jüdisches Leben in
Vergangenheit und Gegenwart erlebbar
zu machen. Das ist gerade in Zeiten,
in denen Antisemitismus und
Ressentiment gegen Fremdes wieder
hoffähig zu werden drohen, wichtiger
denn je."
Der Festakt zur Neueröffnung am 20.
Oktober 2020 wird ab 17 Uhr live aus
der Alten Oper gestreamt und ist auf
dem
YouTube- Kanal des
Jüdischen Museums abrufbar.
Meldung: Jüdisches
Museum, Frankfurt am Main
Siehe auch:
Kunstwerk im Lichthof -
Internationaler Wettbewerb Jüdisches
Museum Frankfurt am Main