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Montage des Goetheturms (v.l.):
Baudezernent Jan Schneider, Projektleiter Tobias Döbele
von der Firma Holzbau Amann und Oberbürgermeister Peter
Feldmann
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Mit der Montage der
ersten Holzelemente hat am Mittwoch,
8. Juli, der offizielle Wiederaufbau
des Goetheturms im Frankfurter
Stadtwald begonnen. Das beliebte
Wahrzeichen wurde im Oktober 2017
durch Brandstiftung zerstört und
wird in den kommenden Wochen
originalgetreu rekonstruiert.
Voraussichtlich im kommenden Herbst
kann der Aussichtsturm, der sich
optisch kaum vom historischen
Vorbild unterscheiden wird, wieder
bestiegen werden.
Oberbürgermeister Peter Feldmann:
„Unser Goetheturm ist ein sichtbares
traditionelles Frankfurter
Wahrzeichen, das uns allen ans Herz
gewachsen ist wie Skyline oder das
Mainufer. Es war ein Stich in die
Frankfurter Seele, als wir eines
Morgen aufwachten und vom
Brandanschlag auf den Goetheturm
erfuhren. Der Wiederaufbau des
Goetheturms ist für mich deshalb ein
klares Zeichen, dass wir Frankfurter
uns weder von geistigen, noch von
materiellen Brandstiftern
einschüchtern lassen.“
Baudezernent Jan Schneider
versicherte: „Der neue Goetheturm
wird genauso aussehen wie der alte,
mit dem viele Frankfurterinnen und
Frankfurter sehr persönliche
Erinnerungen verbinden. Sie können
sich darauf freuen, an der Goetheruh
bald wieder die Situation
vorzufinden, die sie seit dem Brand
schmerzlich vermissen. Technisch
gibt es aber einige Verbesserungen:
Das Bauwerk entspricht nicht nur den
heutigen Vorschriften, es lässt sich
auch besser instandhalten und in
Zukunft leichter sanieren. Ich bin
sicher, dass wir mit dem neuen Turm
viele Jahrzehnte lang Freude haben
werden.“
Umweltdezernentin Rosemarie Heilig
betonte die Bedeutung für die
Bevölkerung Frankfurts: „Wir sehnen
uns alle nach unserem Goetheturm,
den wir drei Jahre schmerzlich
vermisst haben. Und auch der neben
dem Turm angelegte Spielpark ist ein
beliebtes Ausflugsziel, das durch
den Wiederaufbau nun seine Identität
zurückerhält. Die Außenflächen, die
durch den Brand sehr in
Mitleidenschaft gezogen wurden,
werden komplett neu angelegt. Unter
anderem werden neun Bäume gepflanzt.
Es entsteht wieder ein ganz
besonderer Ort am Rande des
Stadtwaldes.“
Der 43 Meter hohe Turm wird im
Auftrag des Grünflächenamtes
errichtet, die Projektleitung liegt
beim Amt für Bau und Immobilien. In
einer Online-Befragung direkt nach
dem Brand hatte sich eine deutliche
Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger
dafür ausgesprochen, den Turm
originalgetreu wieder aufzubauen.
Fertiggestellt wurden bereits die
Fundamente aus Beton, die später mit
Sandstein verkleidet werden. Optisch
wird sich der neue Turm kaum vom
Vorbild unterscheiden: Er hat exakt
dieselbe Höhe, die
charakteristischen Rundstützen sowie
die horizontalen wie diagonalen
Verstrebungen entsprechen
geometrisch der ursprünglichen
Konstruktion. Allerdings wird aus
Gründen der Haltbarkeit anderes Holz
verwendet: Wurden 1931 rund 340
Kubikmeter Kiefer-, Buchen- und
Eichenholz aus dem Stadtwald
verbaut, besteht der neue Turm aus
Edelkastanie aus Südfrankreich und
Nordspanien sowie aus Eiche aus dem
Schwarzwald. „Ausgewählt wurde
dieses Material vor allem aus
Gründen der Haltbarkeit, die
Herkunft des Holzes ist aber auch
ein schönes Beispiel für das
Zusammenwachsen Europas“, sagte
Baudezernent Schneider. Die
Haupttragkonstruktion besteht aus
Brettschichtholz aus Edelkastanie,
für das im vergangenen Herbst das
Hessische Ministerium für
Wirtschaft, Energie, Verkehr und
Landesentwicklung eine
Einzelfallzulassung erteilt hat.
Treppenstufen und -podeste werden
aus Eichenholz gefertigt.
Das beim alten Turm zur
Imprägnierung verwendete Teeröl ist
heute nicht mehr zulässig. Um das
Holz dennoch vor Feuchtigkeit zu
schützen, werden an einigen Stellen
Stahlelemente verbaut, die später
kaum sichtbar sein werden. Dadurch
wird auch die Wartung erleichtert.
Der alte Turm war in der
Instandhaltung sehr aufwendig. Er
musste in den Jahren 2010 bis 2014
für rund 530.000 Euro umfassend
saniert werden.
Vorbereitet wurde das Holz für den
neuen Turm in den vergangenen Wochen
im Werk der Firma Holzbau Amann im
Schwarzwald. Dort wurden einige
Bauteile wie die Treppen
vormontiert, so dass der Turm
innerhalb weniger Wochen
aufgerichtet werden kann. Er wird
anschließend mit einem dünnen,
transparenten Netz verkleidet und so
gesichert, dass ein Betreten
außerhalb der Öffnungszeiten nicht
möglich ist. Unter anderem ist ein
Zaun vorgesehen. Nach Abschluss der
Arbeiten an den Außenanlagen kann
der neue Goetheturm voraussichtlich
im kommenden Herbst wiedereröffnet
werden. „Der Wiederaufbau dieses
traditionellen Bauwerks war schon am
Tag nach der Katastrophe über alle
Parteigrenzen hinweg beschlossene
Sache“, sagte Oberbürgermeister
Feldmann. „Umso mehr freue ich mich,
dass es endlich losgeht und wir
schon im nächsten Sommer über die
Wipfel des Stadtwalds auf unser
geliebtes Frankfurt schauen können.“
Die Kosten für den neuen Turm liegen
bei rund 2,4 Millionen Euro und
werden größtenteils von der
Versicherung getragen. Hilfreich für
die Finanzierung sind aber auch die
zahlreichen Spenden von Bürgerinnen
und Bürgern sowie Unternehmen, durch
die zum Beispiel das Umfeld des
Turms attraktiv gestaltet werden
kann. Neben kleineren und größeren
finanziellen Zuwendungen wird das
Projekt auch durch Sachleistungen
unterstützt.
Zahlen und
Daten
Höhe des Turms: 43,3 Meter
Grundfläche: 9 mal 9 Meter Kosten
des Wiederaufbaus: ca. 2,4 Millionen
Euro
Baumaterial:
120 Kubikmeter (ca. 72 Tonnen)
Brettschichtholz aus Edelkastanie
(48 Rundstützen, Streben, Riegel)
30 Kubikmeter (ca. 24 Tonnen)
Eiche (Treppenstufen, Podestbelag,
Geländer)
35 Tonnen Stahl
(Treppenunterkonstruktion,
Verbindungsteile)
Was bisher
geschah:
12. Oktober 2017: Zerstörung des
Turms durch Brandstiftung
Oktober/November 2017:
Online-Umfrage, 78% der Befragten
wünschen einen originalgetreuen
Wiederaufbau
April 2018: Beauftragung des
Ingenieurbüros Wirth-Haker mit der
Objekt- und Tragwerksplanung
August 2019: Beauftragung der
Firma Holzbau Amann GmbH mit den
Holzbauarbeiten, Baugenehmigung wird
erteilt
Oktober 2019: Arbeiten am
Fundament beginnen
November 2019: Vorhabenbezogene
Bauartgenehmigung für
Brettschichtholz aus Edelkastanie
wird erteilt
Dezember 2019: Bestellung
Brettschichtholz
ab April 2020: Vorfertigung/Abbund
des Holzes
Juli 2020: Montage Holzbau
Meldung:
Presseinfo der Stadt Frankfurt am
Main (pia)
Siehe auch:
Goetheturm im Frankfurter Stadtwald
soll wiederaufgebaut werden
Siehe auch:
Volksfeststimmung am Goetheturm -
Wiedereröffnung im Frankfurter
Stadtwald