Seit 170 Jahren ist
Großbritanniens
Nahrungsmittelpolitik darauf
angewiesen, dass seine ehemaligen
Kolonien und Handelspartner zur
Ernährungsfrage beitragen, wie Tim
Lang, Professor für
Lebensmittelpolitik an der City,
Universität London, in seinem neuen
Buch "Feeding Britain"
nahelegt. Er deutet damit auf die
"imperialistische" Einstellungsweise
hin, die auf gefährliche Weise
wieder aufgewacht ist und die
Lehren aus zwei Weltkriegen
ignoriert.
In einem Zeitalter, in dem
Klimawandel, Übergewicht,
Volatilität der globalen Märkte und
Cyber-Unsicherheit die neuen Normen
sind, um sich bei der
Nahrungsmittelversorgung auf die
anderen Nationen zu verlassen, ist
das keine nachhaltige Strategie. Die
weitreichende Analyse der britischen
Nahrungsmittelindustrie - ihre
Quellen, Industrien,
Verbrauchsmuster und Auswirkungen
auf Gesundheit, Umwelt und
Wirtschaft - lassen vermuten, dass
Großbritanniens Lebensmittelsystem
anfälliger ist, als offiziell
anerkannt wird. Die heimische
Produktion geht langsam immer
stärker zurück. Zu viele Menschen
leben am Rande der Ernährungsarmut.
Ungesunde Ernährung bringt enorme
versteckte Kosten sozialer Natur mit
sich, was nicht zuletzt für den
National Health Service, NHS
gilt.
Ökosysteme sind gestresst:
Großbritannien hat 2018 etwa 225,7
Milliarden Pfund für Lebensmittel
und Getränke ausgegeben, aber das
Geld fließt kaum zu den Erzeugern
zurück. Stattdessen, so Professor
Lang, gibt es eine wirtschaftliche
Konzentration, verzerrte
Arbeitsmärkte und den naiven
Glauben, dass die Wissenschaft die
Lage "reparieren" könne oder dass
Unternehmen die Probleme regeln
würden. "Überlassen Sie es Tesco et
al., ist keine Lebensmittelpolitik",
sagt Lang. Er sagt, die breite
Verteidigung der britischen
Lebensmittelversorgung ist schwach;
der Seeschutz ist ausgefranst, doch
die Regierung scheint die Absicht zu
haben, immer mehr aus der weiten
Ferne beschaffen zu wollen, auch
wenn die schiffs- und LKW-basierte
Versorgungslogistik durch Malware
gestört werden kann.
In einem vernichtenden Bericht über
die Notfallplanung für Lebensmittel
kommt Professor Lang zu dem Schluss,
dass die Lebensmittelindustrie die
Risiken kennt, die Regierung aber
"gefährlich selbstgefällig" ist. Der
Austritt Großbritanniens aus der EU
ist eine Gelegenheit, das System zu
reparieren. "Lebensmittel sind ein
entscheidender Teil unserer
nationalen Infrastruktur; sie sind
kein Druckmittel bei Verhandlungen
im Handel", sagt er.
Feeding Britain verdeutlicht, warum
die Öffentlichkeit, die Industrie
und die politischen
Entscheidungsträger die britische
Ernährungssicherheit ernst nehmen
sollten. Es fordert eine Überholung
der nationalen
Lebensmittelinfrastruktur, neue
regionale Versorgungssysteme, den
Wiederaufbau des Gartenbaus und die
schrittweise Abschaffung
ineffizienter Viehzucht, während
gleichzeitig eine
parteiübergreifende, jahrzehntelange
Änderung des Verbraucherverhaltens
in Richtung einer nachhaltigen
Ernährung eingeleitet wird.
Professor Lang erklärt: „Wir haben
einen langen Weg zurückgelegt, seit
die britische Nahrung als fade und
geschmacklos bekannt ist, aber die
künftige Sicherheit wird davon
abhängen, eine zweckmäßige
Lebensmittelpolitik
wiederaufzubauen. Gegenwärtig ist
das nicht der Fall"
"Feeding Britain, Our Food Problems
and How to Fix Them" ist bei Penguin
Press auf Bestellung erhältlich und
kann seit 26. März 2020, im
Buchhandel erworben werden.
Foto (c) Kulturexpress,
Meldung: Ida Junker, PPOOL, Paris
Siehe auch:
No-Deal Brexit - Engpässe bei
Lebensmitteln
Siehe auch:
Risiken von hormonbehandeltem
Rindfleisch nach dem Brexit