Wie einfallsreich Gastgeberinnen
und Gastgeber sind, um dieser
Aufgabe gerecht zu werden, das
zeigt ohne Zweifel unsere
diesjährige Auswahl der Top 50.
In enger und kreativer
Zusammenarbeit mit den
Gestaltern der planerischen wie
der handwerklichen Zunft sind
Orte entstanden, die ein
„Zuhause auf Zeit“ in besonderer
Weise abbilden, sei es für
wenige Stunden oder für mehrere
Tage. „Vertrautheit“ und „sich
zu Hause fühlen“ bedeutet hier
aber keineswegs, dass den Gästen
Altbekanntes und Alltägliches
geboten wird, im Gegenteil. Die
geschaffene Atmosphäre ist ein
Angebot, bei sich anzukommen.
Raum zu haben, um bei sich sein
zu können und dadurch neue
Eindrücke um so stärker
wahrnehmen und genießen zu
können. Während im „FORESTIS“
die umgebende Natur und die
Kraft der Dolomiten die Gäste
ankommen und zur Ruhe kommen
lässt, sind es in den „Premium
Luxury Suites“ des „Reiters
Reserve Supreme“ die fließenden
Räume. Durch bewegliche Wände
können die Gäste ihre
unmittelbare Umgebung dem
jeweiligen Bedürfnis nach
Rückzug oder Offenheit anpassen.
In der „Luna Bar“ des „Parkhotel
Mondschein“ in Bozen ist es
Zeitlosigkeit, die ein
berührendes Gefühl von
Vertrautheit und Verbundenheit
schafft. Ganz anders die
Verbundenheit, die im „Hotel Blü“
entsteht – hier begrüßen zwei
Schulfreundinnen als
Gastgeberinnen. Eine der beiden
brachte ihre Möbel, Kunst und
Bücher mit nach Bad Hofgastein,
die nun im ganzen Haus zu finden
sind. Ein „Ort der Begegnung“
nicht nur für Gäste, sondern
auch als Teilhabe am Leben der
Gastgeberinnen.
Rückzugsmöglichkeit als
Inbegriff des „sich zu Hause
fühlen“ bietet dagegen „Das
ROYAL“. Als Aparthotel
verzichtet es auf den üblichen
Hotelbetrieb, aber natürlich
nicht ohne Gemeinschaftsflächen
inklusive Hotelgarten.
Auch die gastronomischen
Betriebe laden mehr denn je dazu
ein, sich als Gast heimisch
fühlen zu dürfen. Wenn
beispielsweise das
gestalterische Konzept des
„Morgenmuffel“ auf der Reise
durch den Tag begleitet und
nicht nur „All Day Long“,
sondern sogar „Frühstück im
Bett“ anbietet. Für den „Wine
Concept Store Tipsy“ hat sich
der ehemalige Frühstücksraum
eines Regensburger
Altstadthotels dagegen in eine
Atmosphäre „wie bei Freunden in
der Küche“ verwandelt. Der
Thekenblock steht in der Mitte
des Raums, kein „davor“ oder
„dahinter“ trennt Gäste,
Gastgeberin und Gastgeber. Und
besucht man „die alte Druckerei“
in Hamburgs Kontorhausviertel,
so wird Familiengeschichte
spürbar: Einst die Druckerei der
Großeltern und Eltern, spiegelt
die Betreiberin nun ihre
Kindheitserinnerungen an diesen
Ort wider und würdigt das
Vergangene.
Eine weitere Neuerung brachte
die Award-Auslobung auf der
Suche nach den Schönsten
Restaurants, Hotels & Bars 2024:
Nicht nur Projekte aus dem
deutschsprachigen Raum waren zur
Teilnahme eingeladen, auch
Gestaltern und ihren Projekten
aus anderen Ländern stand der
Wettbewerb offen. Krea-tivität
kennt eben keine Grenzen. Und so
planten Münchner Interior
Designer an der Costa Smeralda
das Outdoor-Restaurant „CONE
CLUB“ aus rückbaubaren
Strukturen mit eigens für den
Standort entwickelten
Sonnensegeln, während die
unverkennbare Handschrift eines
belgischen Interior Designers im
„PURS Luxury Boutique Hotel &
Restaurant“ am Rhein das
Vorhandene wertschätzt. Mobiliar
aus unterschiedlichsten Epochen
wurde mit der Geschichte der
Räume und des Ortes zu einer
faszinierenden Einheit
verbunden. Das in der
malerischen Heidelandschaft
Schottlands gelegene „SCHLOSS
Roxburghe“ sanierte ein auf
Hotelimmobilien spezialisiertes
Düsseldorfer Unternehmen und
inszenierte es seinem Charakter
als Herrenhaus entsprechend neu.
Und in Mailand setzte ein
Südtiroler Innenarchitekt im
„Signor Lievito“ das
Herzensprojekt der lettischen
Betreiberin um – das Produkt:
international inspirierte
Backwaren.
Alle Projekte verbindet ein
besonderer Rahmen der
Gastlichkeit. Ausgehend vom Ort,
den Räumen, ihre Qualitäten.
Licht, Oberflächen, Geräusche,
Atmo-sphären – greifbar wie
spürbar. Zum Ankommen einladend.
Zu einem miteinander Sein –
Gäste und Gastgeberinnen,
Reisende und Einheimische. Der
Betreiberfamilie des
Design-Hotels „EmiLu“ in
Stuttgart gelingt es, mit
integriertem
Frühstücksrestaurant und Bar
Nachbarschaft mit Reisenden
zusammenzubringen und so das
Quartier zu beleben, während die
lange Tafel einer „Kochschule“
nicht nur zum miteinander
Kochen, sondern vor allem zum
anschließenden gemeinsamen
Eintauchen in die intensiven
Aromenwelten Anatoliens einlädt.
Intensives Erleben ist auch in
der Münchner „Allianz Arena VIP
Lounge“ geboten, da die Qualität
des Interiors die besonderen
visuellen und akustischen
Eindrücke eines Stadions zu
unterstützen vermag. Auch
derzeit relevante Themen
spiegeln Gastgeber und Planende
wider: sensibler Umgang mit
unseren Ressourcen im
Zero-Waste-Restaurant „Heaven’s
Kitchen“ oder soziale
Nachhaltigkeit, die im „Hotel
Astra Maris“ den
Lebensmitteleinkauf beeinflusst.
Ebenso der Umgang mit dem
Gebäudebestand: traditionelle
Häuser wie die „Villa Rein“ oder
das „Bistro National“ wurden
revitalisiert, umgenutzte
Industriedenkmäler heißen uns
nun als „Lokschuppen“ oder „Brasserie
Turbinenhaus“ willkommen. Und so
gilt der Dank und der
Glückwunsch zu den diesjährigen
Auszeichnungen all jenen, die
diesen Award mit Leben füllen
und uns immer wieder aufs Neue
dazu einladen, in ihren
kulinarischen wie
gestalterischen Welten
anzukommen. Gast zu sein und das
Hier und Jetzt zu genießen.
Cornelia
Hellstern; Autorin der
Publikation
www.restaurants-des-jahres.com
Siehe auch:
Restaurants,
Hotels & Bars: Vom Wettbewerb
zum Buch