Die schönsten Restaurants, Hotels & Bars 2024

Vom familiengeführten Boutique-Hotel in der Stadt bis zur Suite im legendären Hideaway, vom Gasthof über das Apartmenthaus bis zum Grand Hotel – ob ein Stern oder Fünf-Sterne-Superior: Für die sechste Ausgabe des Awards der Schönsten Restaurants, Hotels & Bars hatte der Callwey-Verlag gemeinsam mit der Herausgeberin DEHOGA, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, erstmals Hotelbetriebe zur Teil- nahme eingeladen. Für uns als Jury eine willkommene Entscheidung, hatten wir doch die letzten Jahre bereits beobachten können, wie die eingereichten gastronomischen Betriebe einzelner Hotels immer stärker die enge Einbindung in das gestalterische Gesamtkonzept des jeweiligen Hauses widerspiegelten. So fiel es uns oft schwer, die Aufmerksamkeit allein der Bar oder dem Restaurant zu widmen, wo sich doch der rote Faden der Gestaltung so wunderbar bis in die Zimmer aufspüren ließ. Schließlich steht das Wort „Hospitality“ ja auch für weit mehr als nur die Übernachtung oder nur das kulinarische Angebot. Es steht für Gastlichkeit und Gastfreundschaft.

 

 

Jurysitzung

Wie einfallsreich Gastgeberinnen und Gastgeber sind, um dieser Aufgabe gerecht zu werden, das zeigt ohne Zweifel unsere diesjährige Auswahl der Top 50. In enger und kreativer Zusammenarbeit mit den Gestaltern der planerischen wie der handwerklichen Zunft sind Orte entstanden, die ein „Zuhause auf Zeit“ in besonderer Weise abbilden, sei es für wenige Stunden oder für mehrere Tage. „Vertrautheit“ und „sich zu Hause fühlen“ bedeutet hier aber keineswegs, dass den Gästen Altbekanntes und Alltägliches geboten wird, im Gegenteil. Die geschaffene Atmosphäre ist ein Angebot, bei sich anzukommen. Raum zu haben, um bei sich sein zu können und dadurch neue Eindrücke um so stärker wahrnehmen und genießen zu können. Während im „FORESTIS“ die umgebende Natur und die Kraft der Dolomiten die Gäste ankommen und zur Ruhe kommen lässt, sind es in den „Premium Luxury Suites“ des „Reiters Reserve Supreme“ die fließenden Räume. Durch bewegliche Wände können die Gäste ihre unmittelbare Umgebung dem jeweiligen Bedürfnis nach Rückzug oder Offenheit anpassen. In der „Luna Bar“ des „Parkhotel Mondschein“ in Bozen ist es Zeitlosigkeit, die ein berührendes Gefühl von Vertrautheit und Verbundenheit schafft. Ganz anders die Verbundenheit, die im „Hotel Blü“ entsteht – hier begrüßen zwei Schulfreundinnen als Gastgeberinnen. Eine der beiden brachte ihre Möbel, Kunst und Bücher mit nach Bad Hofgastein, die nun im ganzen Haus zu finden sind. Ein „Ort der Begegnung“ nicht nur für Gäste, sondern auch als Teilhabe am Leben der Gastgeberinnen.   

Rückzugsmöglichkeit als Inbegriff des „sich zu Hause fühlen“ bietet dagegen „Das ROYAL“. Als Aparthotel verzichtet es auf den üblichen Hotelbetrieb, aber natürlich nicht ohne Gemeinschaftsflächen inklusive Hotelgarten.  

Auch die gastronomischen Betriebe laden mehr denn je dazu ein, sich als Gast heimisch fühlen zu dürfen. Wenn beispielsweise das gestalterische Konzept des „Morgenmuffel“ auf der Reise durch den Tag begleitet und nicht nur „All Day Long“, sondern sogar „Frühstück im Bett“ anbietet. Für den „Wine Concept Store Tipsy“ hat sich der ehemalige Frühstücksraum eines Regensburger Altstadthotels dagegen in eine Atmosphäre „wie bei Freunden in der Küche“ verwandelt. Der Thekenblock steht in der Mitte des Raums, kein „davor“ oder „dahinter“ trennt Gäste, Gastgeberin und Gastgeber. Und besucht man „die alte Druckerei“ in Hamburgs Kontorhausviertel, so wird Familiengeschichte spürbar: Einst die Druckerei der Großeltern und Eltern, spiegelt die Betreiberin nun ihre Kindheitserinnerungen an diesen Ort wider und würdigt das Vergangene.  

Eine weitere Neuerung brachte die Award-Auslobung auf der Suche nach den Schönsten Restaurants, Hotels & Bars 2024: Nicht nur Projekte aus dem deutschsprachigen Raum waren zur Teilnahme eingeladen, auch Gestaltern und ihren Projekten aus anderen Ländern stand der Wettbewerb offen. Krea-tivität kennt eben keine Grenzen. Und so planten Münchner Interior Designer an der Costa Smeralda das Outdoor-Restaurant „CONE CLUB“ aus rückbaubaren Strukturen mit eigens für den Standort entwickelten Sonnensegeln, während die unverkennbare Handschrift eines belgischen Interior Designers im „PURS Luxury Boutique Hotel & Restaurant“ am Rhein das Vorhandene wertschätzt. Mobiliar aus unterschiedlichsten Epochen wurde mit der Geschichte der Räume und des Ortes zu einer faszinierenden Einheit verbunden. Das in der malerischen Heidelandschaft Schottlands gelegene „SCHLOSS Roxburghe“ sanierte ein auf Hotelimmobilien spezialisiertes Düsseldorfer Unternehmen und inszenierte es seinem Charakter als Herrenhaus entsprechend neu. Und in Mailand setzte ein Südtiroler Innenarchitekt im „Signor Lievito“ das Herzensprojekt der lettischen Betreiberin um – das Produkt: international inspirierte Backwaren.

Alle Projekte verbindet ein besonderer Rahmen der Gastlichkeit. Ausgehend vom Ort, den Räumen, ihre Qualitäten. Licht, Oberflächen, Geräusche, Atmo-sphären – greifbar wie spürbar. Zum Ankommen einladend. Zu einem miteinander Sein – Gäste und Gastgeberinnen, Reisende und Einheimische. Der Betreiberfamilie des Design-Hotels „EmiLu“ in Stuttgart gelingt es, mit integriertem Frühstücksrestaurant und Bar Nachbarschaft mit Reisenden zusammenzubringen und so das Quartier zu beleben, während die lange Tafel einer „Kochschule“ nicht nur zum miteinander Kochen, sondern vor allem zum anschließenden gemeinsamen Eintauchen in die intensiven Aromenwelten Anatoliens einlädt.

Intensives Erleben ist auch in der Münchner „Allianz Arena VIP Lounge“ geboten, da die Qualität des Interiors die besonderen visuellen und akustischen Eindrücke eines Stadions zu unterstützen vermag. Auch derzeit relevante Themen spiegeln Gastgeber und Planende wider: sensibler Umgang mit unseren Ressourcen im Zero-Waste-Restaurant „Heaven’s Kitchen“ oder soziale Nachhaltigkeit, die im „Hotel Astra Maris“ den Lebensmitteleinkauf beeinflusst. Ebenso der Umgang mit dem Gebäudebestand: traditionelle Häuser wie die „Villa Rein“ oder das „Bistro National“ wurden revitalisiert, umgenutzte Industriedenkmäler heißen uns nun als „Lokschuppen“ oder „Brasserie Turbinenhaus“ willkommen. Und so gilt der Dank und der Glückwunsch zu den diesjährigen Auszeichnungen all jenen, die diesen Award mit Leben füllen und uns immer wieder aufs Neue dazu einladen, in ihren kulinarischen wie gestalterischen Welten anzukommen. Gast zu sein und das Hier und Jetzt zu genießen.

Cornelia Hellstern; Autorin der Publikation

 

www.restaurants-des-jahres.com

 

Siehe auch:  Restaurants, Hotels & Bars: Vom Wettbewerb zum Buch

 

 

   
 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

 vom 20. März 2024