Adolphe Braun - franz. Industrieller und Photografie-Unternehmer
aus dem Elsass um 1860 |
Foto (c) Kulturexpress |
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Blick in die Ausstellung
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Die Ausstellung im Musée Unterlinden in Colmar
widmet sich einem Photographen, der in gewisser Weise konservatorische Ziele verfolgt. Zum einen sticht seine patriotische
Gesinnung für Frankreich hervor, zum anderen war er aber auch
Elsässer, was sehr grenznah liegt.
Während
viele Photografien in der Ausstellung aus Schweiz und Frankreich
vorhanden sind, fehlt die große Auswahl aus Deutschland. Im
19.Jahrhundert waren Franzosen und Deutsche noch Erzfeinde, das
hat sich erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts mit der
Deutsch-Französischen Freundschaft grundlegend verbessert. Auch
die zunehmende Europäisierung trägt zur Verständigung bei und
hilft bei der Bewältigung von Konflikten gerade in der Region,
um die Problematik irgendwann in den Griff zu bekommen. Trotz
weniger Kilometer Entfernung bestehen immer noch Unterschiede
insbesondere sprachlicher Natur. Während Französisch eine
romanische Sprache ist, zählt Deutsch zu den germanischen
Sprachen. Bleiben die Schweizer und die Aufgabe als Bindeglied
und Sprachvermittler zwischen den Nationen übrig. Bekanntlich
gibt es eine französisch- und eine deutschsprachige Schweiz
Wirklich vereint werden die drei Nationen erst durch den
gemeinsamen alemannischen Dialekt, der im elsässischen
Sprachgebrauch seine französische Variante wiederfindet.
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Erste Weitwinkelkamera die
Panoramaaufnahmen ermöglicht |
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Die
geografisch-politische Lage wirkte sich immer auch auf die
Lebensart der Menschen aus, denn diese mussten sich anpassen an
die Gegebenheiten. Fernab von Paris verkörperte das Elsass ein
eher provinzielles Gebiet am Rande des Landes. Obwohl auch hier
große Städte wie Colmar, Mulhouse oder Strasbourg zu finden
sind, die seit dem Mittelalter kulturelle Zentren bildeten.
Nicht zuletzt ist der Isenheimer Altar in Colmar, ein Hauptwerk
der frühen Neuzeit, Zeugnis des Reichtums und der
Kunstfertigkeit zu der diese Menschen fähig sind. Der Isenheimer
Altar soll bald einer kunsthistorischen Restaurierung unterzogen
werden, wurde in Colmar gesagt.
Nachdem
die Photografie im Jahre 1839 in Frankreich erfunden wurde,
dauerte es nicht lange bis Foto-Ateliers eröffnet wurden, da
Photografie schnell als neues und den Markt der Bildkünste
revolutionierendes Medium erkannt wurde. Viele Fotoateliers
machten zunächst auch Furore, verschwanden aber genauso schnell
von der Bildfläche, da sie nach zwei oder drei Jahren
Geschäftstüchtigkeit wieder Konkurs anmelden mussten. Nicht so
Adolphe Braun, der kein technischer Erfinder war, aber zu den
Pionieren zählte, welche sich die neue Technik zu Eigen werden
ließen und technische Entwicklungen genau verfolgten. Adolphe
Braun war
ursprünglich Textildesigner mit Verantwortung für
ein Unternehmen und seiner Mitarbeiter in Paris. Er entwarf vor allem florale Textilmuster für seine Kollektionen bis er die
Photografie kennen lernte und im Jahre 1843 in das Elsass
zurückkehrte. Das Haus Braun & Cie, das er im Elsass in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gründete, galt als
wegweisendes Unternehmen und war sehr produktiv. In einem großen Katalog verkaufte er die
entstandenen Abzüge vor allem im europäischen Raum und in
Nordamerika.
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Raphaël Mariani und Dr. Ulrich Pohlmann
während der Führung durch die Ausstellung am 16. Februar im
Musée Unterlinden |
Am 16.
Februar fand im Rahmen einer Pressekonferenz anlässlich der
Ausstellung "Das Fotografische Abenteuer. Adolphe Braun" auch
eine Führung durch die Räume der Ausstellung im Musée Unterlinden
statt. Aus diesem Anlass sprach Dr. Ulrich Pohlmann,
Fotografieexperte im Münchner Stadtmuseum. Die Ausstellung war
zuvor in München gewesen. Daraus ergaben sich zahlreiche
Einsichten in das Forschungsgebiet, die auch in Colmar
zutreffend sind. Außerdem sprach Raphaël Mariani, Konservator
der Sammlungen alter Fotografien im Musée Unterlinden.
Eine der
Besonderheiten der Ausstellung ist die Verbindung von Fotografie
und Malerei. Mehrere Motive die in der Ausstellung vorkommen,
waren von berühmten französischen Malern auf Leinwand bearbeitet
worden. Insbesondere Gustave Courbet hatte es ihm angetan, aber
auch Motive von Claude Monet gehören zu den Vergleichsstücken.
Einige der Werke fehlten in der Ausstellung im Münchener
Stadtmuseum, da diese in Frankreich nicht außer Landes verliehen
werden durften. Doch die gegenseitige Einflussnahme ist
frappierend und zeigt wessen Kind Adolphe Braun gewesen ist. Die
zeitgenössische französische Kunst und ihr Zeitgeschmack sind
Leitfigur in seinen Fotografien.
Tierportraits, Trachten,
Blumensträuße, Portraitaufnahmen, Abrisshäuser,
Kriegsbeschädigungen, Stadtansichten, Jagdstillleben,
Panoramabilder und Fotografien der Schweizer Alpen. Zur Ausstellung ist ein Katalog
erschienen:
Adolphe
Braun
Ein Europäisches Photographie-Unternehmen und die Bildkünste im
19. Jahrhundert
Herausgegeben von Ulrich Pohlmann und Paul Mellenthin
In Zusammenarbeit mit Franziska Kunze
Verlag : Schirmer/Mosel
gebunden, 360 Seiten;
Größe: 28,7 x 25,2 x 3,5 cm
ISBN:
978-3829608237
Siehe
auch: Adolphe
Braun fotografierte Bauschäden entstanden im
Deutsch-Französischen Krieg 1871
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