Dauer der Ausstellung bis 14. Mai 2018

Adolphe Braun - franz. Industrieller und Photografie-Unternehmer aus dem Elsass um 1860

Foto (c) Kulturexpress

 

 

Blick in die Ausstellung

 

Die Ausstellung im Musée Unterlinden in Colmar widmet sich einem Photographen, der in gewisser Weise konservatorische Ziele verfolgt. Zum einen sticht seine patriotische Gesinnung für Frankreich hervor, zum anderen war er aber auch Elsässer, was sehr grenznah liegt.

 

Während viele Photografien in der Ausstellung aus Schweiz und Frankreich vorhanden sind, fehlt die große Auswahl aus Deutschland. Im 19.Jahrhundert waren Franzosen und Deutsche noch Erzfeinde, das hat sich erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Deutsch-Französischen Freundschaft grundlegend verbessert. Auch die zunehmende Europäisierung trägt zur Verständigung bei und hilft bei der Bewältigung von Konflikten gerade in der Region, um die Problematik irgendwann in den Griff zu bekommen. Trotz weniger Kilometer Entfernung bestehen immer noch Unterschiede insbesondere sprachlicher Natur. Während Französisch eine romanische Sprache ist, zählt Deutsch zu den germanischen Sprachen. Bleiben die Schweizer und die Aufgabe als Bindeglied und Sprachvermittler zwischen den Nationen übrig. Bekanntlich gibt es eine französisch- und eine deutschsprachige Schweiz  Wirklich vereint werden die drei Nationen erst durch den gemeinsamen alemannischen Dialekt, der im elsässischen Sprachgebrauch seine französische Variante wiederfindet.

 

 

Erste Weitwinkelkamera die Panoramaaufnahmen ermöglicht

 

Die geografisch-politische Lage wirkte sich immer auch auf die Lebensart der Menschen aus, denn diese mussten sich anpassen an die Gegebenheiten. Fernab von Paris verkörperte das Elsass ein eher provinzielles Gebiet am Rande des Landes. Obwohl auch hier große Städte wie Colmar, Mulhouse oder Strasbourg zu finden sind, die seit dem Mittelalter kulturelle Zentren bildeten. Nicht zuletzt ist der Isenheimer Altar in Colmar, ein Hauptwerk der frühen Neuzeit, Zeugnis des Reichtums und der Kunstfertigkeit zu der diese Menschen fähig sind. Der Isenheimer Altar soll bald einer kunsthistorischen Restaurierung unterzogen werden, wurde in Colmar gesagt.

 

Nachdem die Photografie im Jahre 1839 in Frankreich erfunden wurde, dauerte es nicht lange bis Foto-Ateliers eröffnet wurden, da Photografie schnell als neues und den Markt der Bildkünste revolutionierendes Medium erkannt wurde. Viele Fotoateliers machten zunächst auch Furore, verschwanden aber genauso schnell von der Bildfläche, da sie nach zwei oder drei Jahren Geschäftstüchtigkeit wieder Konkurs anmelden mussten. Nicht so Adolphe Braun, der kein technischer Erfinder war, aber zu den Pionieren zählte, welche sich die neue Technik zu Eigen werden ließen und technische Entwicklungen genau verfolgten. Adolphe Braun war ursprünglich Textildesigner mit Verantwortung für ein Unternehmen und seiner Mitarbeiter in Paris. Er entwarf vor allem florale Textilmuster für seine Kollektionen bis er die Photografie kennen lernte und im Jahre 1843 in das Elsass zurückkehrte. Das Haus Braun & Cie, das er im Elsass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gründete, galt als wegweisendes Unternehmen und war sehr produktiv. In einem großen Katalog verkaufte er die entstandenen Abzüge vor allem im europäischen Raum und in Nordamerika.

 

Raphaël Mariani und Dr. Ulrich Pohlmann während der Führung durch die Ausstellung am 16. Februar im Musée Unterlinden

 

Am 16. Februar fand im Rahmen einer Pressekonferenz anlässlich der Ausstellung "Das Fotografische Abenteuer. Adolphe Braun" auch eine Führung durch die Räume der Ausstellung im Musée Unterlinden statt. Aus diesem Anlass sprach Dr. Ulrich Pohlmann, Fotografieexperte im Münchner Stadtmuseum. Die Ausstellung war zuvor in München gewesen. Daraus ergaben sich zahlreiche Einsichten in das Forschungsgebiet, die auch in Colmar zutreffend sind. Außerdem sprach Raphaël Mariani, Konservator der Sammlungen alter Fotografien im Musée Unterlinden.

 

Eine der Besonderheiten der Ausstellung ist die Verbindung von Fotografie und Malerei. Mehrere Motive die in der Ausstellung vorkommen, waren von berühmten französischen Malern auf Leinwand bearbeitet worden. Insbesondere Gustave Courbet hatte es ihm angetan, aber auch Motive von Claude Monet gehören zu den Vergleichsstücken. Einige der Werke fehlten in der Ausstellung im Münchener Stadtmuseum, da diese in Frankreich nicht außer Landes verliehen werden durften. Doch die gegenseitige Einflussnahme ist frappierend und zeigt wessen Kind Adolphe Braun gewesen ist. Die zeitgenössische französische Kunst und ihr Zeitgeschmack sind Leitfigur in seinen Fotografien.

 

Tierportraits, Trachten, Blumensträuße, Portraitaufnahmen, Abrisshäuser, Kriegsbeschädigungen, Stadtansichten, Jagdstillleben, Panoramabilder und Fotografien der Schweizer Alpen. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen:

 

Adolphe Braun
Ein Europäisches Photographie-Unternehmen und die Bildkünste im 19. Jahrhundert
Herausgegeben von Ulrich Pohlmann und Paul Mellenthin
In Zusammenarbeit mit Franziska Kunze
Verlag : Schirmer/Mosel
gebunden, 360 Seiten;
Größe: 28,7 x 25,2 x 3,5 cm

ISBN: 978-3829608237

 

 

 

 

 

Siehe auch: Adolphe Braun fotografierte Bauschäden entstanden im Deutsch-Französischen Krieg 1871

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 17. Februar 2018