In Deutschland gehen die Investitionen zurück

Investitionen in Erneuerbare Energien stehen weltweit auf Rekordhoch

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Die weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien und Kraftstoffe stiegen im Jahr 2015 um fünf Prozent auf 286 Mrd. US-Dollar. Das ist mehr als das Doppelte der Investitionen in fossile Energien in Höhe von 130 Mrd. US-Dollar. Von der Berechnung ausgeschlossen bleiben große Wasserkraft-Projekte mit über 50 MW (Megawatt) Leistung.

„Erfreulicherweise wächst die Wirtschaft in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern kontinuierlich. Jedoch ist dafür auch viel Energie von Nöten. Bisher gingen Wirtschaftsaufschwünge immer mit erhöhten Emissionen einher. Es ist deshalb von großer Bedeutung, jetzt zu handeln und den hohen Strombedarf in Entwicklungsländern mit Erneuerbaren zu decken“, erklärte Prof. Ulf Moslener. Am 24. März stellte er die Ergebnisse des Global Trends in Renewable Energy Investment 2016 Report vor. Moslener ist Professor für Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School und Wissenschaftlicher Leiter des UNEP Collaborating Centre for Climate and Sustainable Energy Finance. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hat den Bericht mit gefördert. An der Veranstaltung am 24. März nahmen auch Dr. Christine Grüning, Projektmanagerin an der Frankfurt School und Martin Cremer, ebenfalls Projektmanager teil.

 

Download: Global Trends in Renewable Energy Investment 2016 Report

 

Danach übersteigt China den Trend der Industrieländer. Eine solche Entwicklung ist auch notwendig, denn China hat mit massiven Umweltproblemen zu kämpfen. Man denke nur an das Smog-Problem in Peking. In den USA entwickelt sich das Geschäft mit den Erneuerbaren Energien hauptsächlich über die Kapitalmärkte. Doch auch dort werden Investitionen getätigt. In Deutschland ist zwar ein Aufschwung in Off-Shore Windkraft zu verzeichnen, es gibt jedoch weniger Investitionen im On-Shore Bereich. In Japan finden sich viele Solar- und Photovoltaik Aufdachanlagen, wie sie vor allem nach Fukushima installiert worden sind. In Deutschland ist das Anreizsystem erloschen. Solche Entwicklungen hängen meist von den politischen Entscheidungen oder gravierenden Geschehnissen ab. Erst daraus schließt sich ein Effekt, damit mehr in Erneuerbare Energien investiert wird, wie Christine Grüning folgerte.

 

Der Strukturwandel muss weiter vorangetrieben werden, hieß es. Die rückläufigen Zahlen in Erneuerbare Energien wird auch auf den Preisverfall für Öl und Gas zurückgeführt. Niedrige Zinsen spielen eine weitere Rolle beim Tätigen oder Nichttätigen von Investitionen. Emissionen sinken nur, wenn Kohle nicht mehr läuft. Wenn Kohle aus dem System genommen wird, dann verändern sich die Assets. Das sind vor allem diejenigen Projekte, um Erneuerbare Energien besser zu nutzen. Fallende Preise bei PV Anlagen sollen auch dazu beitragen, damit Photovoltaik zum Selbstläufer wird, um Kaufbereitschaft durch niedrige Preise anzuregen.

 

„Die Tatsache, dass Investitionen in Erneuerbare Energien weiterhin gestiegen sind und zum ersten Mal die In-vestitionen in Fossilenergien übersteigen, ist sehr erfreulich“, sagt Professor Dr. Ulf Moslener. „Leider basieren derzeit nur zehn Prozent des produzierten Stroms weltweit auf erneuerbaren Energieträgern. Das bedeutet weiter erhebliche Emissionen aus dem Stromsektor. Mindestens die Hälfte der weltweiten Kohlekraftwerke ist jünger als 23 Jahre alt und bei einer Funktionsdauer von 40 Jahren noch 17 Jahre oder länger funktionstüchtig.“

Bloomberg New Energy Finance (BNEF) prognostiziert einen weiteren Emissionsanstieg bis 2026 und einen einhergehenden dramatischen Anstieg des CO2 Gehaltes in der Erdatmosphäre.

 

Investitionen in Erneuerbare Energien in Deutschland im Wandel


Mit einem Investitionsvolumen von 8,5 Mrd. US-Dollar war Deutschland der zweitgrößte europäische Markt für Erneuerbare Energien im Jahr 2015. Im Vergleich zum Vorjahr wurden in Deutschland 47 Prozent weniger investiert, das geringste Investitionsvolumen seit zwölf Jahren. Im Länderranking wird Deutschland von Indien überholt und rutscht auf Platz sechs ab.

Grund für den Rückgang sind insbesondere Unsicherheiten bezüglich der künftigen Politik zu Erneuerbaren Energien wie der Wechsel von Einspeisetarifen zu Ausschreibungsverfahren im Jahr 2017. Zusätzlich spiegeln sich die weiter sinkenden Kosten für die Herstellung von Solartechnik auf etwa 1,66 USD/Watt für kleine Photovoltaik (PV) Solarsysteme von unter 10 Kilowatt im Investitionsvolumen wider. Teilweise gewollt gehen die Investitionen bei Kleinanlagen unter 1 Megawatt um 57 Prozent auf 1,3 Mrd. US-Dollar zurück.

 

Wie im Vorjahr wurden diese Entwicklungen zum Teil durch Offshore-Wind-Finanzierungen aufgefangen. Im Jahr 2015 investierte Deutschland in diesem Bereich 2,1 Mrd. US-Dollar in das 402 Megawatt Veja Mate Projekt und 1,3 Mrd. US-Dollar in ein 332 Megawatt Projekt in der Nordsee. Damit investierte Deutschland im Offshore-Bereich vier Prozent mehr als im Vorjahr.

 

Um die Strommärkte so umzubauen, dass noch deutlich höhere Anteile von diskontinuierlich zur Verfügung stehenden Erneuerbaren Energien aufgenommen werden können, müssen Investitionen in Stromspeicher und der Ausbau der Stromnetze in Zukunft eine größere Rolle spielen.

 

Die wichtigsten Ergebnisse des GTR


• Ein bedeutender Höhepunkt sind die Rekordinvestitionen von Nicht OECD-Ländern sowie Chile der Türkei und Mexiko in Erneuerbare Energien. Ihr Anteil lag zum ersten Mal über dem von Industriestaaten. Investitionen dieser Ländergruppe stiegen um 19 Prozent auf 156 Mrd. US-Dollar, ein 17 Mal höherer Wert als die Investitionen von neun Mrd. US-Dollar im Jahr 2004. Investitionen der Industriestaaten hingegen sanken um acht Prozent auf 130 Mrd. US-Dollar, der bisher niedrigste Wert seit 2009.

• Investitionen in China stiegen um 17 Prozent von 83,3 Mrd. US-Dollar auf 102,9 Mrd. US-Dollar. Damit baute China seine Position als Spitzenreiter weiter aus und erhöhte seinen Anteil an den weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien im Jahr 2015 mit 36 Prozent auf über ein Drittel des Gesamtvolumens.

• Neben dem Spitzenreiter China leisteten auch Indien (Zunahme um 22 Prozent auf 10,2 Mrd. US-Dollar) sowie weitere Entwicklungsländer ihren Beitrag zu den Rekordinvestitionen:
 

o Südafrika (Zuwachs um 329 Prozent auf 4,5 Mrd. US-Dollar)
o Mexiko (Steigerung um 105 Prozent auf 4 Mrd. US-Dollar
o Chile (Zunahme um 151 Prozent auf 3,4 Mrd. US-Dollar
o Marokko, die Türkei und Uruguay investierten über 1 Mrd. US-Dollar im Jahr 2015.

• Investitionen in Europa sanken von 57,5 Mrd. US-Dollar im Jahr 2014 auf 48,8 Mrd. US-Dollar, den niedrigsten Wert in neun Jahren. Gründe für den kontinuierlichen Rückgang seit 2011 umfassen rückwirkende Kürzungen bei der Unterstützung existierender Projekte in Spanien, Rumänien und sämtlichen anderen Ländern, einen Konjunkturabschwung in Südeuropa, eine starke Abschwächung der Solar Booms in Deutschland und Italien sowie die stetig niedriger werdenden Preise für Solar PV Panels. Entgegen dieser Entwicklungen wurden jedoch in Großbritannien die Investitionen erhöht und auch der Offshore Windsektor in der Nordsee wuchs.

• In Amerika (ohne Brasilien und USA) waren die Investitionen mit 12,8 Mrd. US-Dollar leicht gerin-ger als im Vorjahr, insbesondere durch den niedrigen Wert Kanadas. In Brasilien sanken die Investitionen um zehn Prozent auf 7,1 Mrd. US-Dollar. In den USA stiegen sie um 19 Prozent auf 44,1 Mrd. US-Dollar.

• In der Region Asien-Pazifik (ohne China und Indien) sanken die Investitionen leicht von 48,7 Mrd. US-Dollar auf 47,6 Mrd. US-Dollar. In Japan wurden ähnlich wie im Vorjahr 36,2 Mrd. US-Dollar investiert.

• 2015 entfiel mit 53 Prozent und 135 Gigawatt zum ersten Mal die Mehrheit weltweit neu installierter Kraftwerkskapazität (ohne große Wasserkraftanlagen) auf die Erneuerbaren Energien. Der Anteil der aus Erneuerbaren Energien (ohne große Wasserkraft) erzeugten Strommenge an der weltweiten Gesamterzeugung stieg von 9,1 Prozent im Jahr 2014 auf 10,3 Prozent. Damit wurden etwa 1,5 Mrd. Tonnen CO2 Emissionen eingespart.

• Wie in den Vorjahren dominierten auch im Jahr 2015 Investitionen in Solar- und Windanlagen. Investitionen in Solaranlagen erhöhten sich um zwölf Prozent auf einen Rekordwert von 161 Mrd. US-Dollar. Die Investitionen in Windanlagen stiegen um vier Prozent auf einen Rekordwert von 109,6 Mrd. US-Dollar. Noch beachtlicher sind jedoch die erhöhten Gigawattleistungen. Die Erzeugung von Windleistung stieg von 49 Gigawatt im Jahr 2014 auf 64 Gigawatt, die von Solar PV Leistung von 45 Gigawatt auf 56 Gigawatt.

• Biomasse und Waste-to-Energy erfuhren einen Investitionsrückgang von 42 Prozent auf sechs Mrd. US-Dollar, Biokraftstoffe (der zweitgrößte Sektor im Jahr 2006 nach Wind) fielen um 35 Prozent auf 3,5 Mrd. US-Dollar. Investitionen in Geothermie sanken um 23 Prozent auf zwei Mrd. US-Dollar, die in Meeresenergie um 42 Prozent auf nur 214 Mio US-Dollar.

• Im Bereich Elektrizitätsspeicherung wurden im Jahr 2015 weltweit 250 Megawatt hinzugefügt (ohne Pumpspeicherwasserkraft und Bleibatterien), im Vergleich zu 160 Megawatt im Jahr 2014. Da Energiespeicherung eine Möglichkeit darstellt, schnell auf variable Elektrizitätserzeugungen durch PV und Wind sowie kurzzeitig höher auftretende Energienachfragen zu reagieren, kommt dieser eine enorme Bedeutung zu, weshalb der diesjährige Report hier einen Schwerpunkt setzt.

 

Siehe auch: Studien zeigen Wege für eine effiziente Integration der erneuerbaren Energien in den Strommarkt

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 30. März 2016