Frankfurter Mediengespräche

Digitalisierung - über die Veränderungen in der Zeitungslandschaft

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Am Abend des 19. Februar lud die Friedrich-Ebert -Stiftung zu den Frankfurter Mediengesprächen ein. Es sprach Joachim Braun, Chefredakteur des Nordbayern-Kurier über neueste Entwicklungen in der Zeitungswelt. Er schilderte dies aus Sicht der Zeitung, bei der er tätig ist. Konnte damit einen nachvollziehbaren Überblick über die Abläufe im Verlag des Nordbayern-Kurier vermitteln.

 

Zuerst sprachen Zahlen und Statistiken, die aufzeigen wie sich Gewinn- und Einnahmespanne bei Zeitungsverlagen kontinuierlich zum Nachteil verändert haben. Vor zwanzig Jahren war der letzte Hochpunkt bei der Gewinnmaximierung, was sich seither kontinuierlich verringert hat.

Magda Schirm, Dozentin der Friedrich-Ebert-Stiftung, díe eingeladen haben, sprach einige Begrüßungsworte, bevor Michael Siebel, Mitglied des Hessischen Landtags, die Moderation des abends übernahm. Joachim Braun, Chefredakteur des Nordbayerischen Kuriers hielt einen Anderthalb-Stunden-Vortrag über die Entwicklung der Zeitung. Beispiel ist der Nordbayerische Kurier in Bayreuth, Braun berichtete über die Unabhängigkeit von lokalen Eliten, die aktive Nutzung sozialer Netze, digitales Storytelling, das Besetzen aller möglichen digitalen Kanäle und den Versuch aus journalistischer Kompetenz und Heimatnähe neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Im Anschluss an den Vortrag war das Publikum gefragt, das rege und interessiert Fragen stellte. Zum Beispiel zum Thema: Online to Print, ein Angebot des Nordbayern-Kurier.

Während am Anfang nur die Einnahmen durch Anzeigenwerbung abnahmen, stiegen diejenigen Einnahmen, die durch Preiserhöhungen im Zeitungsverkauf hereinkamen noch an. Doch auch hier zeichnete sich bald der andauernde Preisverfall ab, so daß sich die Zeitungslandschaft in den letzten Jahren tiefgreifend zum Nachteil veränderte.

Menschen wenden sich immer mehr von der gedruckten Zeitung ab und holen sich ihre Informationen online. Davon sind Lokal- und Regionalzeitungen in besonderem Maße betroffen. Die Auflagen sinken stetig, und noch schneller wandern die Anzeigenkunden ab. Viele Verlage sind inzwischen in ihrer Existenz bedroht. Während die meisten Unternehmen versuchen, ihre Kosten soweit es geht zu senken, was meistens zu Lasten der Qualität geht, versuchen andere Verlage, sich in der digitalen Welt neu zu erfinden.

Joachim Braun prognostizierte, in zwanzig Jahren wird es in Deutschland keine gedruckte Zeitung mehr auf der Straße geben. Er zeigte voller Nostalgie ein Foto mit Zeitungslesern, die gemütlich im Freien saßen und vertieft in die Zeitungen blicken. Ein solches Bild wird es in Zukunft nicht mehr geben. Nur über Applikation im Mobilfunkbereich und über Tablets werden Zeitungsinformationen dann noch wahrgenommen. Besonders junge Leute von heute zeigen solche Verhaltensmuster jetzt schon an. Die Berufsgattung der Blattmacher wird verschwinden und durch Multimedia Designer ersetzt werden. Skandinavier und Amerikaner machen uns das jetzt schon vor. Diese Länder sind bei der Digitalisierung viel weiter fortgeschritten als die Deutschen.

Anhand des Nordbayern-Kurier beschrieb Braun wie eine Online Seite in der Zeitung aufgebaut ist. Die Beiträge, die am häufigsten angeklickt werden, stehen immer oben, das kann über ein Script eingerichtet werden. Das bedeutet jedoch, das immer die Inhalte an erster Stelle stehen, wofür sich die Leserschaft am meisten interessiert. Joachim Braun bezeichnete diesen Effekt als "Trash" und meinte damit, das ausgerechnet die Sachen gelesen werden, die normalerweise als Müll bezeichnet werden, weil die Leserschaft immer wieder auf die gleichen Maschen der Medien hereinfällt und die Inhalte zum Quotenrenner macht, die am Trivialsten sind.

Demokratieverständnis und politisches Denken jedoch, wofür ursprünglich einmal das Zeitungswesen gestanden hat, gerät stärker als gedacht in den Hintergrund. Das Demokratiebewußtsein in der Bevölkerung wird auf diese Weise permanent geschwächt,  weil nur Inhalte an erster Stelle stehen, die populär sind. Er folgerte daraus, das bei seiner Zeitung, die Technik auch wieder abgesetzt werden kann, wenn diese sich als unrentabel erweist.

 Ort der Veranstaltung war im Spenerhaus in der Dominikanergasse 5 in Frankfurt a/M

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 20. Februar 2015