bis 01. 03. 2015 in Weil

Alvar Aalto Ausstellung zu Möbelstücken und Bauwerken im Vitra Design Museum

  Foto: © Kulturexpress, den 29. 11. 2014

Mit dem finnischen Architekten Alvar Aalto liefert das Vitra Design Museum ein weiteres Highlight zur Ausstellungswelt mit Architekten des 20. Jahrhunderts. Aalto entwarf ebenso Möbel aus Holz, wie der Tisch aus organisch zusammengesetzten Formen die der Pflanzenwelt entnommen sind. Es ist eine harmonische Welt, die sich in dieser Formensprache offenbart, zusammengesetzt aus einzelnen Bausteinen. Insgesamt erwächst ein einheitliches Gebilde daraus. Man muß diese Möbelstücke auf sich wirken lassen, es sind Kunstwerke. Von diesen sind sie auch beeinflusst. Namen wie Hans Arp oder Fernand Léger sind im Raum vertreten. Exponate aus dem Besitz Alvar Aaltos hängen an den Wänden und lassen den Vergleich zwischen Kunstwerk und Möbelentwurf bzw. Bauwerk ohne weiteres zu. Etwas wie eine Zeitkapsel, die aus der Vergangenheit spricht, steckt in diesen Arbeiten, obwohl zugleich eine zeitlos  anmutende Formensprache von diesen Objekten ausgeht.

 

Aaltos Schaffenszeit lag vor allem in den 1950er und -60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die Ausstellungsräume sind im Vitra Design Museum verteilt, welches sich in Erdgeschoss und Obergeschoss gliedert. Es ist ein für den Besucher nicht sehr großes und deshalb leicht zu bewältigendes Gebäude. Verschiedene Treppenläufe führen zu den einzelnen Ausstellungsbereichen, die sich tendenziell von der Lichtführung in einem hell zu dunkel und dunkel zu hell voneinander unterscheiden und durch kurvige und gekrümmte Treppenläufe sowie Treppenabsätze ein nacheinander der Räume entstehen lassen.

 

Unmittelbar am Eingang, am Kassenbereich, befindet sich ein abgedunkelter Raum mit hohen Wänden. Hier sind vor allem Fototafeln angebracht, die den Eindruck über die Wirkung und Schaffen Aaltos exemplarisch aufarbeiten. Oftmals handelt es sich um organisch geschwungene Formen, aber auch eine schlichte und nüchterne Formsprache ist dem eigen, die etwas von der skandinavischen Kühle spüren läßt. Ergänzt werden die Fotografien durch Zeichnungen und Skizzen zum jeweiligen Bauprojekt. Sie zeigen das Grundmuster der Konzeption. Insofern sind es Inspirationsquellen. Erstaunlich ist vor allem das Organische, wofür, zu Lebzeiten Aaltos, noch keine überaus geeigneten technischen Möglichkeiten der Umsetzung bestanden haben. Jedes Stück, jede geschwungene Linie, mußte mühsam und durch entsprechende Arbeitsabläufe meist auf handwerklicher Basis einzeln erarbeitet werden. Dieser Umstand erfordert ein Höchstmaß an Überlegung, um das Projekt zu realisieren. Dennoch zeigen die Bauprojekte kaum Beschwerlichkeiten in der Ästhetik. Zumindest vermittelt die Ausstellung den Eindruck der Geschlossenheit und der Übersichtlichkeit.

 

Das obere Stockwerk ist geräumig ausgelegt, ohne das unnötige Enge beim Durchqueren entsteht. Das helle Tageslicht von oben steigert den Eindruck der Großräumigkeit noch. Lediglich rechteckige Tischflächen aus hellem Holz sind aufgebaut. Auf den Tischen sind Modelle zu einzelnen Bauprojekten installiert. An der Seite der Tische befinden sich Schubladen für Pläne zum auf- und zuziehen. Ein Blick ins Innere birgt Schätze in Klarsichtfolie verpackter Zeichnungen und Skizzen, die eindrucksvoller nicht sein können an Vielfalt und Ausdruck. Jedenfalls ist das eine künstlerische Angelegenheit, die Alvar Aalto im Zusammenhang mit seinen Bauprojekten fabrizierte.

 

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog als dickes Buch erschienen, das reich bebildert eine Menge Lesestoff und dazu in verschiedenen Schriftgrößen abliefert. Der Band umfasst 688 Seiten im Format, 23,5 x 16,5 cm, an dem mehrere Autoren beteiligt waren. Kurator der Ausstellung ist Jochen Eisenbrand. Es bedarf schon einiger Mühe um die Ausstellungsstücke im Katalog gleich wieder zu finden, aus so vielen Seiten besteht das bebilderte Lesebuch. Immerhin sind manche Buchteile unterschieden in Abbildungsteil auf Hochglanzpapier mit vorwiegend farbigen Abbildungen und dann wieder Buchteil mit hohem Textanteil, teils mit farbigen überwiegend jedoch mit s/w Abbildungen zum besseren Textverständnis versehen. Inhaltlich handelt es sich um eine ausführliche Neubetrachtung von Alvar Aaltos Werk.

 

Siehe auch: Alvar Aalto – Second Nature. Vitra Design Museum Weil am Rhein bis 01. 03. 2015

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 25. Januar 2015