Industrie- und Handelskammer Frankfurt a/M

Beschäftigungs- und Konjunkturprognose der IHK Frankfurt besser als gedacht. FrankfurtRheinMain bleibt Job-Lokomotive in der Region

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von links nach rechts: Dr. Ralf Geruschkat, IHK Frankfurt a/M, Prof. Dr. Mathias Müller, Präsident IHK Frankfurt a/M und Dr. Gunther Quidde, Geschäftsführer IHK Frankfurt a/M, am 10. November 2014 während der Präsentation der regionalen Beschäftigungs- und Konjunkturprognose FrankfurtRheinMain 2015

Die Wirtschaft in der Metropolregion Frankfurt RheinMain ist nach wie vor in einem Aufwärtstrend begriffen. Neunzig Prozent der Unternehmen schätzen die aktuelle Situation als vorteilhaft ein. Diese Wertung spiegelt sich auch in den Beschäftigungsplänen der Unternehmen wider.

 

Meldungen aus der Wirtschaft deuten darauf hin, dass sowohl in diesem wie auch im kommenden Jahr weiter Beschäftigung aufgebaut wird, dies trotz der konjunkturellen Risiken die heraufbeschworen werden. 2014 wird mit 19.000 weiteren sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Region gerechnet. Für 2015 folgen weitere 17.000 Arbeitsplätze, wie Mathias Müller, Präsident der IHK Frankfurt am Main am 10. November 2014 in den Räumen der IHK Frankfurt während der Präsentation der regionalen Beschäftigungs- und Konjunkturprognose für 2015 mitteilte.

 

>> zum Download der Studie (pdf, 2,3 MB)

 

Für die Untersuchung wurden knapp 7.500 Unternehmen der Region vom IHK-Forum Rhein-Main befragt. Das IHK Forum Rhein-Main ist eine Gemeinschaftsinitiative der IHKs im Rhein-Main-Gebiet, was Teile Bayerns, Hessens und von Rheinland-Pfalz umfasst. Wobei der Aufrichtigkeit halber gesagt werden muss, die genannten Zuwächse an Arbeitsplätzen geben nicht tatsächliche Werte an, sondern beruhen auf Ergebnissen aus den Umfragen, die im Rahmen der Geschäftsklima Untersuchung innerhalb der Unternehmen durchgeführt wurden. RheinMain und Frankfurt bilden eine starke Wirtschaftsregion. Das dies so ist und bleibt, kann vorausgesetzt werden. 

Immerhin wurden 5.000 neue Stellen im ersten Quartal geschaffen. Genauso bleibt zu beachten, wenn prognostiziert wird, bis Ende 2015 werden voraussichtlich über 2,1 Mio. Arbeitnehmer in FrankfurtRheinMain sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein.

 

Die nach wie vor stabile Binnennachfrage und das niedrige Zinsniveau sind verantwortlich, weshalb insbesondere Dienstleistungsunternehmen und das Baugewerbe weiterhin Beschäftigung aufbauen. Der Arbeitsmarkt profitiert zudem von den Reformen der Agenda 2010.

 

Allerdings markieren die Rente mit 63 und der Mindestlohn eine Kehrtwende in der Wirtschaftspolitik, die schnell wieder einen anderen Kurs nehmen sollte, betonte Müller am 10. November. Mit dieser Sichtweise und Ablehnung der Mindestlohndebatte stellt sich Mathias Müller jedoch gegen die Ziele der Gewerkschaften im anhaltenden gesellschaftlichen Trend, welche sich ausdrücklich für die Option mit Einführung eines Mindestlohn in der Bundesrepublik Deutschland aussprechen. 

 

Zudem wird ein Wachstum auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in FrankfurtRheinMain noch in diesem Jahr erwartet. Wie Mathias Müller einräumte, konnten wirtschaftliche Potentiale in diesem Jahr nicht voll ausgeschöpft werden. Als Ursache werden hierfür die Auswirkungen des Ukraine-Konfliktes und die Auseinandersetzungen im Nahen Osten gesehen. Die nachlassende Dynamik in China nannte Müller in diesem Zusammenhang und beklagte mangelndes Reformtempo in einigen Euro-Krisenstaaten. Wenn die Krisenherde im kommenden Jahr eingedämmt werden, so rechnen der IHK Präsident mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 1,0 Prozent für 2015.

 

Der Ausblick auf das kommende Jahr fällt demnach leicht getrübt aus. Lediglich jedes fünfte Unternehmen in FrankfurtRheinMain blickt optimistisch in die Zukunft. Fünfzehn Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften. Positiv stimme die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen. Im Vergleich zum Oktober 2013 ging die Arbeitslosenquote in 19 von 24 Landkreisen und kreisfreien Städten in der Region zurück.

 

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels setzen viele Unternehmen auf eine strategische Personalplanung. Diese zeigt sich zum Beispiel am hohen Stellenwert der Aus- und Weiterbildung in vielen Betrieben. Die aktuelle Konjunkturumfrage hat gezeigt, nahezu jedes zweite Unternehmen in FrankfurtRheinMain will mehr in Weiterbildung investieren und junge Menschen ausbilden. Der Ausbau an Beschäftigung älterer Berufsteilnehmer besitzt in vielen Unternehmen einen hohen Stellenwert, sagte Müller noch.

 

Ein Megatrend sei der demografische Wandel und der damit verbundene Fachkräftemangel. In der Metropolregion FrankfurtRheinMain fehlen der Wirtschaft rund 100.000 Fachkräfte, die überwiegende Mehrheit davon mit abgeschlossener Berufsausbildung.

 

Weiterer Megatrend ist die Digitalisierung der Wirtschaft in einem Themenfeld um Industrie 4.0. Der Breitbandausbau kommt hierzulande viel zu langsam voran, klagte Müller an. Besonders im ländlichen Raum gäbe es hier Defizite, wo eine leistungsfähige IT-Infrastruktur bisher nicht vorhanden sei. Deshalb müssen Anstrengungen im Netzausbau unternommen werden. Dasselbe gilt für die Verkehrsinfrastruktur, wo der Sanierungsbau inzwischen zur Wachstumsbremse für die gesamte Wirtschaft wird.

 

Auf einer Fläche von 4 Prozent der Fläche Deutschlands erwirtschaften knapp 7 Prozent der Bevölkerung Deutschlands über acht Prozent der Bruttowertschöpfung, so schätzt Gunther Quidde, Geschäftsführer der IHK Frankfurt die Region FrankfurtRheinMain ein. Seit 2008 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um mehr als 140.000 Menschen gestiegen.

 

Der Dienstleistungssektor bleibt Beschäftigungsmotor in FrankfurtRheinMain. Besonders im Bereich Information und Kommunikation planen Unternehmen infolge zunehmender Digitalisierung der Wirtschaft ihren Beschäftigungsstand auszuweiten.

 

Unterdurchschnittlich dagegen ist die Bereitschaft bei den Unternehmen im Grundstücks- und Wohnungswesen vorhanden. Auch die Zeitarbeit befinde sich nach Quidde im Rückwärtstrend.

 

Doch der Beschäftigungsanstieg im Baugewerbe geht weiter. Im ersten Quartal stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Baugewerbe um 2.000 Arbeitnehmer gegenüber dem Vorjahresquartal. Ein Garant für die positive Entwicklung ist weiterhin der Wohnungsbau. Der Gewerbebau kann in dieser Entwicklung nicht mithalten, was auf eine nachlassende Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Bereich Gewerbebau in der Region FrankfurtRheinMain zurückzuführen ist. Quidde rechnet dennoch mit 1.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Baugewerbe.

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 15. November 2014