Linearität in der modernen Architektur des Frieder Burda Museum | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Besucher sollen den Parcours durch das Gebäude als einen Rhythmus aus Bewegung und Ruhe erleben. Der Gang durch das Gebäude soll durch Stoppeffekte und Gegenachsen unterbrochen werden, wo die Schräge der Rampe auf den Zugang zu einem Galerieraum trifft.
Man betritt über den Grünstreifen mit Baumbestand der Lichtentaler Allee in Baden-Baden den dreigeschossigen Museumsbau durch den Haupteingang, der östlich zum zentralen Fußweg durch den Park liegt. Im ersten Stock verbindet eine gläserne Brücke das Gebäude mit dem Erdgeschoss der Kunsthalle. Diese Brücke ist darauf abgestimmt, den Charakter der vorhandenen Kunsthalle so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Das Museum Frieder Burda versteht sich als eigenständiges Museum und zugleich als partnerschaftliche Ergänzung der Kunsthalle. Deshalb lässt sich die gläserne Verbindung zwischen den Gebäuden öffnen und schließen. Ein tief gelegener Außenhof umfasst das Gebäude an der Südfassade und betont auf ungewohnte Weise die Anbindung des Museums an die umliegende Landschaft der ruhigen, friedlichen Lichtentaler Allee.
Besucher gehen durch ein lichtes Atrium, über den Empfangsbereich, zu einer großzügigen querliegenden Rampenanlage, die sich über vier Geschosse erstreckt und mit der Brückenverbindung zur Kunsthalle einen Stock darüber auf einer Achse liegt. Zusammen mit dem angrenzenden Aufzug gewährt die Rampe Zugang zu einem zweiten großen, über der Halle im Erdgeschoss liegenden Galerieraum sowie zu zusätzlichen Ausstellungsräumen im Untergeschoss und im Mezzanin, einem Zwischengeschoss von dem aus man den Eingangsbereich überblickt.
Die große Rampe gibt formal gesehen vor das Motiv einer Spiralsequenz ab. Die Rampe kann als Ereignis innerhalb des Baus verstanden werden, wobei diese mehr ein malerisches als ein sequenzielles Element im räumlichen Ganzen ergibt. Besucher sollen den Parcours durch das Gebäude als einen Rhythmus aus Bewegung und Ruhe erleben. Der Gang durch das Gebäude soll durch Stoppeffekte und Gegenachsen unterbrochen werden, wo die Schräge der Rampe auf den Zugang zu einem Galerieraum trifft.
Moderne Architektur untersucht wie sich Licht zum Raum und zum Menschen
verhält, sagt der Architekt Richard Meier über sein Gebäude. Das revolutionäre
Potenzial der Moderne zeigt sich vor allem in solchen Werken, die
kompromisslos Technik an die Stelle der Illusion setzen. Das Frieder
Burda Museum ist ein modernes Bauwerk und zugleich ist es zwanglos mit
einer malerischen Gartenanlage verbunden und liegt fußgängerfreundlich
an einem Ort menschlicher Dimensionen.
Das Gebäude in Baden-Baden erinnert an das Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt a/M, das vom gleichen Architekten erbaut wurde. Farblich in demselben weiß gehalten, wie der Architekturkritiker Wolfgang Pehnt im Katalog zur Ausstellung "40 Jahre Sammlung 10 Jahre Frieder Burda Museum" beschreibt. Der Neubau steht in partnerschaftlicher Ergänzung zum historischen Nachbarschaftsbau. Eine ähnliche Situation findet sich auch in Frankfurt. Beides sind ausgewählte Orte, die einen Vertrauensbonus haben und mit denen sich nur ein Mensch befassen kann, der am Historischen interessiert ist. Oftmals sind es die Baumgruppen oder die Natur in der Umgebung, die dem Architekten bei der Arbeit zu Hilfe kommen. Es fragt sich, was ist das eigentlich für eine Idylle, die mit den Gebäuden harmoniert und bei der Planung inbegriffen sein soll. Denn Richard Meiers Architektur behält stets ihren eigenen Kopf. Damit lösen sich seine Bauten vom historischen und bestehen als eigenwillig gedachte Konstruktion weiter, wenn diese auch überwiegend repräsentativer Natur bleibt.
Siehe auch: 40 Jahre Sammlung und 10 Jahre Frieder Burda Museum in Baden-Baden würdigt Gründer mit eigener Ausstellung
Siehe auch: The Empty House - das MAK am Frankfurter Museumsufer
Siehe auch: Grundrisse und Ansichten Frieder Burda Museum
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Grundrisse