Eichenholz, 50 x
36 cm
Albrecht Dürer (1471–1528)
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Albrecht Dürer steht nicht allein in der Kunstgeschichte. Viele Zeitgenossen die es ihm und er ihnen gleich getan hat, finden sich in der Ausstellung im Städel an den Wänden wieder. Eine sehr feine Malerei die in der frühen Renaissance üblich war, aber noch aus der Hochgotik kam. Inhaltlich zählte das schon zur frühen Neuzeit. Die Experimentierfreude Dürers ist überwältigend und gilt zu bestaunen. Vor allem versucht die Ausstellung nicht das Klischee vom Künstlerfürsten schlechthin zu bestätigen, welches ihm anhängt wie ein Sternenbanner mit Gold und Silberschweif. Seine berühmten Selbstportraits habe ich nicht gefunden. Das Aquarell mit dem Feldhasen fehlt ebenfalls. Auch Dürers Mutter im Altersportrait gehört nicht zur Ausstellung im Städel. Dafür ist ein erst kürzlich ihm zugeordnetes Portrait seiner Mutter aus jungen Jahren, in rot und grün gehalten, eine wahre Augenweide. Der etwas verschlossene Blick der Mutter, die warmen Erdfarben, zeugen von einer Welt in der Regeln der Sittsamkeit den Tagesablauf der Menschen aus dem Volk bestimmten. Trotzdem, und das ist das feine an der Malerei Dürers, blickt durch die Fassade des Geschichtsausdrucks ein lebendiger Mensch auf den Betrachter. Das Zeitalter des Humanismus zeichnet sich in diesen Werken ab. Nicht nur Dürer ist damit gemeint. Namen wie Martin Schongauer, Giovanni Bellini oder Joos van Cleve beweisen altmeisterliches der Portraitkunst. Dürer steht auch nicht allein im Zentrum Welt, will die Städel-Ausstellung erklären. Er hat zwar die Zentralperspektive zum Ausdrucksmittel in vielen seiner Werke ausgewählt. Dennoch bleibt Dürer Zeitgenosse, der seine Werke im Kontext zu anderen Künstlern schuf. Angefangen von ziselierten Zeichnungen über Aquarellstudien zu Holzschnitten und Kupferstichen bis hin zu seinen Gemälden übte Dürer Einfluss auf viele Bereiche der Gesellschaft aus. Besonders auf Anfänger der Mal- und Zeichenkunst tat das seine Wirkung. Das gilt bis in die Gegenwart hinein. Schon mit der Pubertät ist die überragende Ausstrahlkraft Dürers anwesend auf dem steinigen Weg der narzisstischen Selbstfindung und zur Reife als Künstler sowie als Mensch.
Serielle Reihen beispielsweise mit dem Kopf Kaiser Maximilians I in unterschiedlichen Nuancen, Schattierungen und Gestaltungen erinnern an Layout Fassungen moderner Zeitschriften Cover. Wie das plakative in seinen Bildwerken immer wieder in exponierter Weise in Erscheinung tritt, wie zum Beispiel "Trommler und Pfeiffer" oder "Hiob auf dem Misthaufen" in der Ausstellung vorkommen. Eine farbenfrohe nahezu venezianische Verspieltheit liegt diesen Gemälden zugrunde.
Siehe auch: DÜRER: KUNST – KÜNSTLER – KONTEXT
Hervorzuheben ist auch der umfangreiche Katalog aus dem Prestel Verlag, der mit zahlreichen Textbeiträgen zahlreicher Autoren und Abbildungen zeitgleich zur Ausstellung erschienen ist. Es gibt eine deutschsprachige und englischsprachige Ausgabe des Katalogs.
Zu Anfang wird deutlich wie viele Leihgeber aus aller Welt an der Ausstellung im Städel beteiligt sind. Amsterdam, Bamberg, Basel, die alphabetische Reihenfolge erstreckt sich über 43 Namensnennungen aus Orten, die mit den Leihgaben verknüpft sind. Das Vorwort zum Katalog hat Max Hollein verfasst, Superdirektor dreier großer Kunsthäuser in Frankfurt: Liebieghaus, Schirn Kunsthalle und Städel-Museum. Das anschließende Inhaltsverzeichnis umfasst eine lange Reihe mit Textbeiträgen und Abbildungen unterschiedlicher Autoren. Darunter einige langjährige Städelkenner, wie Jochen Sander oder Stephan Kemperdick, aber auch Texte zu werkspezifischen Inhalten um Dürer und seine künstlerischen Angewohnheiten reihen sich an.
Karoline Feulner berichtet über: "Bestseller Marienleben, Verkaufsstrategien, Plagiate und Copyright". Das ist moderne Sprache im Umgang mit Kunstgeschichte einschließlich der Ikonographie des religiösen Marienlebens, worauf die Überschrift hindeuten will.
Beinahe wie eine Randnotiz wirkt dagegen Dürers Besuch in Frankfurt während seiner Reise in die Niederlande im Jahre 1520 mit dem Schiff auf dem Main entlang. Von Nürnberg aus war der Künstler mit Frau und Magd gestartet. Ab Bamberg nutzte die Reisegruppe den Main, um über Frankfurt mit dem Schiff bis nach Mainz an den Rhein zu gelangen. Nur wenige Notizen über den Aufenthalt in Frankfurt sind erhalten geblieben. Im wesentlichen ging es wohl um geschäftliches. Eine Altarbestellung eines Frankfurter Patriziers steht im Raum, die auf den Aufenthalt in Frankfurt zurückgeht. Erik Eising nennt seinen Beitrag gar: "Geschäft und Vergnügen zugleich. Albrecht Dürers Reise in die Niederlande". Das heißt, Dürer musste aufgrund seiner künstlerischen Fähigkeiten zugleich kluger Geschäftsmann gewesen sein.
Noch bis 2. Februar 2014
präsentiert das Städel
Museum die umfassende
Sonderausstellung
„Dürer. Kunst – Künstler
– Kontext“. Über 280
Werke, darunter etwa 200
Arbeiten von Albrecht
Dürer und rund 80 Werke
seiner Zeitgenossen,
sind in der aktuellen
Dürer-Ausstellung im
Städel zu sehen. Die
Präsentation zeigt das
Dürers Kunst wird dabei
in den historischen
Kontext ihrer Entstehung
gestellt. Hierfür
ergänzen Arbeiten von
Vorläufern, Zeitgenossen
und Schülern Dürers wie
Martin Schongauer, Hans
Baldung Grien, Hans von
Kulmbach, Jacopo deʼ
Barbari, Giovanni
Bellini, Joos van
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