bis 02. Februar 2014

Die große Dürer-Ausstellung im Frankfurter Städel zieht das Publikum magisch an

Foto: Städel Museum


Albrecht Dürer (1471–1528) Trommler und Pfeiffer, um 1503/05 Lindenholz, 94 x 51,2 cm Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
© Rheinisches Bildarchiv Köln,



Albrecht Dürer (1471–1528) Der Reiter, 1513 Kupferstich, 25,9 x 20 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum – ARTOTHEK



Albrecht Dürer (1471–1528) Büßender Hl. Hieronymus, um 1497, Birnenholz, 23,1x17,4 cm
The National Gallery, London
© The National Gallery, London. Bought with the assistance of the Heritage Lottery Fund, The Art Fund and Mr J. Paul Getty Jr through the American Friends of the National Gallery, London, 1996


Albrecht Dürer (1471–1528)
Bildnis eines unbekannten Mannes, 1521

Eichenholz, 50 x 36 cm
Madrid, Museo Nacional del Prado © Madrid, Museo Nacional del Prado

 

Albrecht Dürer (1471–1528)
Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I, 1517-1518
Holzschnitt, teilvergoldet und altkoloriert, 350 x 300 cm
Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, Kunstmuseum des Landes Niedersachsen
Foto: Museumsfotograf
© Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, Kunstmuseum des Landes Niedersachsen

 


Albrecht Dürer (1471–1528) Bildnis eines jungen Mannes, 1506 Holz, 46 × 35 cm Genova, Musei di Strada Nuova  Palazzo Rosso Foto: Luigino Visconti
© Musei di Strada Nuova, Genova

 


Albrecht Dürer (1471–1528) Bildnis einer jungen Frau mit offenem Haar, 1497 Leinwand, 56,3 x 43,2 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum - ARTOTHEK

 


Albrecht Dürer (1471–1528) Der heilige Hieronymus im Studierzimmer, 1521 Eichenholz, 59,5 x 48,5 cm Museu Nacional de Arte Antiga Foto: José Pessoa © Museu Nacional de Arte Antiga, Direção-Geral do Património Cultural /Arquivo e Documentação Fotográfica

 


Albrecht Dürer (1471–1528) Herkules im Kampf gegen die stymphalischen Vögel, 1500 Leinwand, 84,5 x 107,5 cm Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg © Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

 


Albrecht Dürer (1471–1528) Entwurf zu einem Tischbrunnen, um 1500 Feder in Braun, grün, rosa und braun aquarelliert, 30,1 x 19,3 cm The Ashmolean Museum, University of Oxford © The Ashmolean Museum, University of Oxford

 

 

Albrecht Dürer steht nicht allein in der Kunstgeschichte. Viele Zeitgenossen die es ihm und er ihnen gleich getan hat, finden sich in der Ausstellung im Städel an den Wänden wieder. Eine sehr feine Malerei die in der frühen Renaissance üblich war, aber noch aus der Hochgotik kam. Inhaltlich zählte das schon zur frühen Neuzeit. Die Experimentierfreude Dürers ist überwältigend und gilt zu bestaunen. Vor allem versucht die Ausstellung nicht das Klischee vom Künstlerfürsten schlechthin zu bestätigen, welches ihm anhängt wie ein Sternenbanner mit Gold und Silberschweif. Seine berühmten Selbstportraits habe ich nicht gefunden. Das Aquarell mit dem Feldhasen fehlt ebenfalls. Auch Dürers Mutter im Altersportrait gehört nicht zur Ausstellung im Städel. Dafür ist ein erst kürzlich ihm zugeordnetes Portrait seiner Mutter aus jungen Jahren, in rot und grün gehalten, eine wahre Augenweide. Der etwas verschlossene Blick der Mutter, die warmen Erdfarben, zeugen von einer Welt in der Regeln der Sittsamkeit den Tagesablauf der Menschen aus dem Volk bestimmten. Trotzdem, und das ist das feine an der Malerei Dürers, blickt durch die Fassade des Geschichtsausdrucks ein lebendiger Mensch auf den Betrachter. Das Zeitalter des Humanismus zeichnet sich in diesen Werken ab. Nicht nur Dürer ist damit gemeint. Namen wie Martin Schongauer, Giovanni Bellini oder Joos van Cleve beweisen altmeisterliches der Portraitkunst. Dürer steht auch nicht allein im Zentrum Welt, will die Städel-Ausstellung erklären. Er hat zwar die Zentralperspektive zum Ausdrucksmittel in vielen seiner Werke ausgewählt. Dennoch bleibt Dürer Zeitgenosse, der seine Werke im Kontext zu anderen Künstlern schuf. Angefangen von ziselierten Zeichnungen über Aquarellstudien zu Holzschnitten und Kupferstichen bis hin zu seinen Gemälden übte Dürer Einfluss auf viele Bereiche der Gesellschaft aus. Besonders auf Anfänger der Mal- und Zeichenkunst tat das seine Wirkung. Das gilt bis in die Gegenwart hinein. Schon mit der Pubertät ist die überragende Ausstrahlkraft Dürers anwesend auf dem steinigen Weg der narzisstischen Selbstfindung und zur Reife als Künstler sowie als Mensch.

 

Serielle Reihen beispielsweise mit dem Kopf Kaiser Maximilians I in unterschiedlichen Nuancen, Schattierungen und Gestaltungen erinnern an Layout Fassungen moderner Zeitschriften Cover. Wie das plakative in seinen Bildwerken immer wieder in exponierter Weise in Erscheinung tritt, wie zum Beispiel "Trommler und Pfeiffer" oder "Hiob auf dem Misthaufen" in der Ausstellung vorkommen. Eine farbenfrohe nahezu venezianische Verspieltheit liegt diesen Gemälden zugrunde.

Siehe auch:  DÜRER: KUNST – KÜNSTLER – KONTEXT    

 

Hervorzuheben ist auch der umfangreiche Katalog aus dem Prestel Verlag, der mit zahlreichen Textbeiträgen zahlreicher Autoren und Abbildungen zeitgleich zur Ausstellung erschienen ist. Es gibt eine deutschsprachige und englischsprachige Ausgabe des Katalogs.

 

Blick in den Katalog

 

Zu Anfang wird deutlich wie viele Leihgeber aus aller Welt an der Ausstellung im Städel beteiligt sind. Amsterdam, Bamberg, Basel, die alphabetische Reihenfolge erstreckt sich über 43 Namensnennungen aus Orten, die mit den Leihgaben verknüpft sind. Das Vorwort zum Katalog hat Max Hollein verfasst, Superdirektor dreier großer Kunsthäuser in Frankfurt: Liebieghaus, Schirn Kunsthalle und Städel-Museum. Das anschließende Inhaltsverzeichnis umfasst eine lange Reihe mit Textbeiträgen und Abbildungen unterschiedlicher Autoren. Darunter einige langjährige Städelkenner, wie Jochen Sander oder Stephan Kemperdick, aber auch Texte zu werkspezifischen Inhalten um Dürer und seine künstlerischen Angewohnheiten reihen sich an.

 

Karoline Feulner berichtet über: "Bestseller Marienleben, Verkaufsstrategien, Plagiate und Copyright". Das ist moderne Sprache im Umgang mit Kunstgeschichte einschließlich der Ikonographie des religiösen Marienlebens, worauf die Überschrift hindeuten will.

 

Beinahe wie eine Randnotiz wirkt dagegen Dürers Besuch in Frankfurt während seiner Reise in die Niederlande im Jahre 1520 mit dem Schiff auf dem Main entlang. Von Nürnberg aus war der Künstler mit Frau und Magd gestartet. Ab Bamberg nutzte die Reisegruppe den Main, um über Frankfurt mit dem Schiff bis nach Mainz an den Rhein zu gelangen. Nur wenige Notizen über den Aufenthalt in Frankfurt sind erhalten geblieben. Im wesentlichen ging es wohl um geschäftliches. Eine Altarbestellung eines Frankfurter Patriziers steht im Raum, die auf den Aufenthalt in Frankfurt zurückgeht. Erik Eising nennt seinen Beitrag gar: "Geschäft und Vergnügen zugleich. Albrecht Dürers Reise in die Niederlande". Das heißt, Dürer musste aufgrund seiner künstlerischen Fähigkeiten zugleich kluger Geschäftsmann gewesen sein.

 

Siehe auch:   Von Petrus Christus bis Rembrandt. Niederländische Zeichnungen aus dem Städelmuseum parallel zur Dürer Ausstellung

 

Noch bis 2. Februar 2014 präsentiert das Städel Museum die umfassende Sonderausstellung „Dürer. Kunst – Künstler – Kontext“. Über 280 Werke, darunter etwa 200 Arbeiten von Albrecht Dürer und rund 80 Werke seiner Zeitgenossen, sind in der aktuellen Dürer-Ausstellung im Städel zu sehen. Die Präsentation zeigt das
Schaffen des deutschen Meisters in der ganzen Breite und Vielfalt seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten: Tafel- und Leinwandbilder, Handzeichnungen, Blätter in unterschiedlichen druckgrafischen Techniken sowie von Albrecht Dürer verfasste und illustrierte Bücher.

 

Dürers Kunst wird dabei in den historischen Kontext ihrer Entstehung gestellt. Hierfür ergänzen Arbeiten von Vorläufern, Zeitgenossen und Schülern Dürers wie Martin Schongauer, Hans Baldung Grien, Hans von Kulmbach, Jacopo deʼ Barbari, Giovanni Bellini, Joos van
Cleve oder Lucas van Leyden das Ausstellungsprojekt.

 

Siehe auch:  Hexenlust und Sündenfall weckt Heimatgefühle. Hans Baldung Grien im Städel gibt vor, was andere bei weitem nicht an Aussagekraft erreichen

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 16. Januar 2014