|
Albrecht Dürer (1471–1528)
Bildnis der Mutter des Künstlers, Barbara Dürer, geb. Holper,
um 1490
Tannenholz, 47 x 35,8 cm
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg Foto: Germanisches
Nationalmuseum, Nürnberg |
Das Frankfurter Städel Museum präsentiert bis 2. Februar 2014 den
wohl bedeutendsten deutschen Renaissancekünstler Albrecht Dürer
(1471–1528) in einer umfassenden Sonderausstellung. Diese umfasst
insgesamt über 280 Werke, darunter etwa 200 Arbeiten von Albrecht
Dürer selbst. Insgesamt zeigt die Präsentation das Schaffen des
deutschen Meisters in der ganzen Breite und Vielfalt seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Zu sehen sind Tafel- und
Leinwandbilder, Handzeichnungen, Blätter in unterschiedlichen
druckgrafischen Techniken sowie von Albrecht Dürer verfasste und
illustrierte Bücher.
Dürers fortwährende Auseinandersetzung mit den Werken seiner
deutschen, niederländischen und italienischen Künstlerkollegen ist
zentrales Thema der Frankfurter Altmeisterausstellung, die Dürers
Arbeiten in den historischen Kontext ihrer Entstehung stellt.
Hierfür ergänzen Arbeiten von Vorläufern, Zeitgenossen und Schülern
wie Martin Schongauer, Hans Baldung Grien, Hans von Kulmbach, Jacopo deʼ Barbari, Giovanni Bellini, Joos van Cleve oder Lucas van Leyden
das groß angelegte Ausstellungsprojekt.
Durch diese Art der Kontextualisierung werden dem Betrachter nicht
nur die besondere Gestaltungskraft und künstlerische Qualität in Dürers Werk, sondern auch sein entscheidender Beitrag für die
Entstehung der nordeuropäischen Renaissancekunst nahegebracht.
Die Ausstellung vereint Leihgaben aus den bedeutendsten
Kunstsammlungen der Welt, wie der National Gallery London, dem Museo Nacional del Prado in Madrid, der National Gallery of Art in
Washington, dem Pariser Louvre, dem British Museum in London, den
Staatlichen Museen zu Berlin, den Uffizien in Florenz, dem
Amsterdamer Rijksmuseum oder dem J. Paul Getty Museum in Los
Angeles.
Die Ausstellung wird von der Sparkassen-Finanzgruppe, der
Anwaltssozietät Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom LLP sowie der
Gas-Union GmbH gefördert. Zusätzliche Unterstützung erfährt sie
durch die Georg und Franziska Speyer’sche Hochschulstiftung sowie
den Museumskooperationspool der Stadt Frankfurt am Main.
„Mit seinen reichen Beständen spätmittelalterlicher und
frühneuzeitlicher Kunst gehört das Städel Museum zu den weltweit
herausragenden Sammlungen in diesem Bereich. Einen besonderen
Schwerpunkt in unserem Ausstellungsprogramm haben wir in den
letzten Jahren auf Altmeisterausstellungen gelegt, darunter
‚Kultbild‘ (2006), ‚Hans Baldung Grien‘ (2007), ‚Cranach der Ältere‘
(2007/08), ‚Der Meister von Flemalle und Rogier van der
Weyden‘ (2008/09) oder ‚Botticelli‘ (2009/10). Ich freue mich, dass
diese Serie nun eindrucksvoll mit einer umfassenden
Sonderausstellung zu Albrecht Dürer fortgesetzt werden kann“, so Städel-Direktor
Max Hollein.
„Die umfassende Präsentation im Städel zeigt Dürers Kunst im Kontext
ihrer Zeit und unterscheidet sich darin deutlich von vergleichbaren
Ausstellungen der Vergangenheit. Seine künstlerischen Innovationen,
seine theoretischen Forschungen und nicht zuletzt sein Geschick in
der Vermarktung und Inszenierung seines Schaffens machten Dürer
schon zu Lebzeiten zu einem der einflussreichsten europäischen
Künstler. Diesen ‚ganzen‘ Dürer wollen wir in unserer Ausstellung
zeigen“, ergänzt Prof. Dr. Jochen Sander, Kurator der Ausstellung.
Als Maler und gelernter Goldschmied bewies der 1471 in Nürnberg
geborene Albrecht Dürer sein Können in den unterschiedlichsten
Medien: Der viel beschäftigte Tafelmaler, gefeierte Porträtist,
Meister des Holzschnitts und Revolutionär des Kupferstichs
realisierte aufwendige Auftragsarbeiten für Kaufleute, Adlige und
Kaiser, entwarf aber auch Werke für andere künstlerische Techniken
und arbeitete gemeinsam mit Glas-, Buch- und Wandmalern, Bildhauern
und Goldschmieden.
Dürer bildete sich darüber hinaus auch in
theoretischen Themengebieten weiter, ging wissenschaftlichen
Fragestellungen nach, erforschte Natur und Mensch und schrieb und
veröffentlichte Lehrbücher zu seinen so gewonnenen Erkenntnissen.
Aufenthalte in Oberitalien und in den Niederlanden weiteten Dürers
künstlerische Perspektive und erschlossen ihm zugleich neue
Absatzmärkte. Dürers Ehefrau und auch seine Mutter unterstützten
ihn beim Verkauf seiner Werke und organisierten den Messevertrieb.
Bald war Dürer so erfolgreich, dass er eine Werkstatt gründete, ein eigenes „Copyright“ einführte und Handlungsreisende damit
beauftragte, seine Kunst über die Stadtgrenzen hinaus zu verkaufen.
Albrecht Dürer starb 1528 wohl an den Folgen einer
Malaria-Erkrankung im Alter von 57 Jahren.
Die große Dürer-Ausstellung im Städel Museum, die sich über zwei
Stockwerke und 1.000 Quadratmeter Fläche im Ausstellungshaus
erstreckt, ist in insgesamt vierzehn thematisch orientierte
Abschnitte unterteilt, die zahlreiche Facetten im Leben und Werk
Albrecht Dürers beleuchten und kontextualisieren.
Die Präsentation beginnt im Erdgeschoss mit dem Frühwerk des Nürnberger Künstlers
und seinem beruflichen und familiären Bezug zur Goldschmiedekunst.
Hier ist u. a. das Gemälde Büßender heiliger Hieronymus (um 1492,
National Gallery, London) sowie das Bildnis der Seite 3 / 6 Mutter
des Künstlers (um 1490, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg), das früheste gesicherte Gemälde Dürers, zu sehen. Die anschließende
Sektion zu fürstlichen und bürgerlichen Auftraggebern verdeutlicht
Dürers bereits zu Lebzeiten hohes Ansehen anhand von prominenten
Auftragsarbeiten wie Trommler und Pfeifer (um 1503/05, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln) oder Maria als Schmerzensmutter (um 1495/98, Alte Pinakothek, München). Das in
Gänze in der Ausstellung zu sehende Druckwerk der Apokalypse
(1498/1511, Städel Museum) veranschaulicht nachfolgend den enormen
technischen und damit künstlerischen Entwicklungssprung, den Dürers
Kunst für das Medium des Holzschnitts bedeutete.
Anschließend geben
die Kapitel „Mensch und Maß“ sowie „Italien“ Einblick in Dürers Vorstellung von der idealen Darstellung des menschlichen Körpers
und seine u. a. auf Reisen entstandene Auseinandersetzung mit der
Arbeit italienischer Künstler und Kunsttheoretiker. Eindrucksvolles
Dokument seiner Beschäftigung mit Akt- und Proportionsstudien ist
das nach aufwendiger Restaurierung erstmals als Leihgabe gestellte
Dresdner Skizzenbuch (um 1507–1519 sowie 1523, Sächsische Landesund Universitätsbibliothek Dresden).
Eine digitale Medienstation bietet
den Besuchern die einmalige Gelegenheit, virtuell durch das gesamte
Buch zu blättern. Die im Dresdner Skizzenbuch entwickelten Studien
zu menschlichen Proportionen dienten als Vorlage für aus Buchs- und
Birnbaumholz gefertigte Gliederpuppen des „Meister IP“ (nach 1525, Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig, Museum für Kunst und
Gewerbe Hamburg), die Dürers Zeichnungen in der Ausstellung gegenübergestellt werden können. Eine Reihe von hochkarätigen
Gemälden, darunter das Bildnis der Elsbeth Tucher (1499,
Gemäldegalerie Alte Meister, Museumslandschaft Hessen Kassel) oder
das Bildnis eines Geistlichen (1516, National Gallery of Art,
Washington) verdeutlichen im folgenden Abschnitt die besondere
Aufmerksamkeit, die Dürer zeit seines Lebens dem Porträt zumaß.
Dürers Bildnisse bestechen noch heute durch ihre feinmalerische
Perfektion und prägnante Erfassung der Persönlichkeit der
Dargestellten. Der in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts von
Dürer aufgebauten Nürnberger Werkstatt ist der folgende Raum des
Untergeschosses gewidmet. Hier sind bedeutende Arbeiten von Dürers bekanntesten Mitarbeitern Hans Baldung Grien (um 1484–1545), Hans Schäufelin (um 1480–um 1540) und Hans Süss von
Kulmbach (um 1480–um 1522) zu sehen.
Das Obergeschoss des Ausstellungshauses beginnt mit
einem der Höhepunkte der Präsentation: der Wiedervereinigung der
Tafeln des Heller-Altars (um 1507–1509), den Dürer gemeinsam mit
Mathis Gothart Nithart, genannt Grünewald, für den wohlhabenden
Frankfurter Jakob Heller schuf. Die Tafeln des ursprünglich für die Kirche des Dominikanerklosters in Frankfurt bestimmten Altarretabels sind heute zwischen dem Historischen Museum
Frankfurt, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und dem Städel
aufgeteilt und werden in der Ausstellung erstmals zusammen mit einer umfangreichen Auswahl vorbereitender Studien Dürers gezeigt.
Eine weitere besonders spektakuläre Arbeit Dürers und
mit dreieinhalb mal drei Metern das größte Ausstellungsstück ist
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I. (1517/18, Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig). Mit diesem auf 36 Papierbögen
gedruckten, teilvergoldeten und altkolorierten Werk, dem der
zweite
Raum des Obergeschosses gewidmet ist, schuf Dürer einen der größten
Holzschnitte aller Zeiten. Dürers Aufenthalt in den Niederlanden
ist das anschließende Kapitel gewidmet. Hier genoss er als
international gefeierter Künstler hohes Ansehen und erhielt
zahlreiche Aufträge. In Antwerpen entstand auch der Heilige
Hieronymus im Studierzimmer (1521, Museu Nacional de Arte Antiga,
Lissabon). Dieses Gemälde wurde von niederländischen Künstlern wie
Lucas van Leyden (1494–1533) oder Joos van Cleve (1485–1540) sofort
bewundert und vielfach rezipiert. Ein eigener Raum im Obergeschoss
stellt diese verschiedenen Hieronymus-Darstellungen einander
gegenüber. Anschließend behandelt die Ausstellung Dürers
Auseinandersetzung mit verschiedenen Drucktechniken, wie sie in
Perfektion in den „Meisterstichen“ Der Reiter (Ritter, Tod und
Teufel), Melencolia I (Die Melancholie) oder Hieronymus im Gehäus
(jeweils um 1514, Städel Museum) zu erleben ist. Eine weitere
Besonderheit ist die einzige erhaltene Metalldruckplatte (1515,
Staatsbibliothek Bamberg), die gemeinsam mit der dazugehörigen
Eisenradierung Christus am Ölberg (1515, Sammlung Otto Schäfer II, Schweinfurt) präsentiert wird. Dürer war auch für Glas-, Buch- und
Wandmaler, Bildhauer und Goldschmiede tätig. Seiner Arbeit als
Gestalter für die Nachbarkünste gilt der folgende Abschnitt der
Präsentation, in dem unter anderem der Entwurf für einen
Drachenleuchter mit Rentiergeweih (1520–1522, Städtische Wessenberg- Galerie Konstanz) und der Entwurf für die Dekoration des Großen
Saals des Nürnberger Rathauses (1521, The Morgan Library & Museum,
New York) zu sehen sind.
Zum Abschluss der Ausstellung werden
Dürers künstlerische Illustrationen für Flugblätter gezeigt, die
von exotischen Lebewesen bis hin zu besonderen Naturereignissen
berichteten. Dabei gelang Dürer beispielsweise mit dem Rhinozeros
(1515, Städel Museum) eine solch präzise Darstellung des ihm nur aus Beschreibungen bekannten Tiers, dass seine Holzschnitte lange die
bildliche Vorstellung seiner Zeit bestimmten. Die Ausstellung endet
mit einer Sektion zum Nachruhm des Universalgenies. Durch die
Verbreitung und Vervielfältigung seines Bildnisses in Form der
Porträtmedaille auf Albrecht Dürer mit rückseitigem Wappen von
Hans
Schwarz (1520, Kunsthistorisches Museum Wien) wurde Dürers Anspruch unterstrichen, den Status eines Gelehrten erlangt zu haben, der mit
den Mächtigen und Großen seiner Zeit auf Augenhöhe verkehrt.
Da
zahlreiche Gemälde im Städel Museum einen direkten Bezug zu Dürers
Schaffen aufweisen, wird in der Galerie an verschiedenen Stellen
mittels Zusatzlabels auf die vielfältigen Verbindungen zur aktuellen
Dürer-Ausstellung verwiesen.
DÜRER. KUNST – KÜNSTLER – KONTEXT
Kurator: Prof. Dr. Jochen Sander, Sammlungsleiter
„Alte Meister“ im Städel Museum Ausstellungsdauer: 23. Oktober 2013
bis 2. Februar 2014
Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt
am Main
Öffnungszeiten:
Di, Mi, Sa und So 10.00–19.00 Uhr,
Do und Fr 10.00–21.00 Uhr
Sonderöffnungszeiten: Mi und Do, 25. Dezember und 26. Dezember 2013
sowie Mo, 30. Dezember 2013 10.00–19.00 Uhr; Di, 1. Januar 2014,
und So, 6. Januar 2014 10.00–19.00 Uhr. Geschlossen: Di, 24.
Dezember 2013 sowie Di, 31. Dezember 2013
Eintritt: 12 Euro,
ermäßigt 10 Euro, Familienkarte 20 Euro; samstags, sonn- und
feiertags 14 Euro, ermäßigt 12 Euro, Familienkarte 24 Euro; freier
Eintritt für Kinder bis zu 12 Jahren; Gruppen ab 10 Personen: 10
Euro/Person; samstags, sonn- und feiertags 12 Euro/Person
Für
Gruppen ist vorab eine Anmeldung erforderlich. Kartenvorverkauf
unter: tickets.staedelmuseum.de
Katalog: Zur Ausstellung erscheint
ein umfangreicher, von Jochen Sander herausgegebener Katalog. Mit
einem Vorwort von Max Hollein und Beiträgen von Jeffrey Chipps
Smith, Katrin Dyballa, Erik Eising, Christian Feest, Karoline
Feulner, Stephan Kemperdick, Hans Körner, Christof Metzger, Andrew
Morrall, Ulrich Pfisterer, Almut Pollmer-Schmidt, Jochen Sander,
Johann Schulz, Jeroen Stumpel und Berit Wagner. Deutsche und
englische Ausgabe, ca. 400 Seiten, Prestel Verlag, 39,90 Euro.
Begleitheft: Zur Ausstellung erscheint ein 44-seitiges Begleitheft
(ab 12 Jahren), 7,50 Euro, im Klassensatz für Schulen 1 Euro pro
Heft.
App: Zur Ausstellung wird erstmals im Städel Museum eine
eigene App entwickelt. Die für iOS und Android erhältliche App kann
in allen gängigen Stores heruntergeladen werden. Die Gratisversion beinhaltet allgemeine Informationen zur Ausstellung sowie eine
durch die Willy Robert Pitzer Stiftung ermöglichte interaktive
Kindertour. Die für 3,49 Euro erhältliche Vollversion bietet zudem
die komplette deutsch- und englischsprachige Audiotour mit
Bildergalerie und Texten zu jeder Station.
Social Media: Das Städel
Museum kommuniziert die Ausstellung in den sozialen Medien mit den
Hashtags #duerer und #staedel.
Überblicksführungen durch die Ausstellung:
Dienstag, 15.00 Uhr, Mittwoch, 11.00 Uhr, Donnerstag, 19.00 Uhr,
Freitag, 19.00 Uhr, Samstag, 15.00 Uhr, Sonntag, 16.00 Uhr. Mi 25.,
Do 26., Mo 30. Dezember 2013 und Mi 1. Januar 2014 16.00 Uhr. Die
Teilnehmerzahl ist begrenzt, Tickets: 5 Euro zzgl. des
Eintrittspreises von 12 Euro. Erhältlich an der Städel Kasse ab zwei
Stunden vor Führungsbeginn.
Sonderführungen auf Anfrage
unter: +49(0)69-605098-200; duerer@staedelmuseum.de Audiotour:
Durch die Ausstellung führt eine Audiotour in deutscher und
englischer Sprache. Die deutschsprachige Tour spricht Schauspieler
Heino Ferch. 4 Euro.
Die durch die Willy Robert Pitzer Stiftung
ermöglichte Kindertour ist kostenlos.
|