Die Initiative Bauen
mit Backstein hat auf ihrer
Jahreshauptversammlung 2022
beschlossen, dem von ihr ausgelobten
Wettbewerb für herausragende
Backstein-Architektur künftig mit
Erich-Mendelsohn-Preis einen neuen
Namensgeber zu verleihen. Den
Ausschlag dafür gibt eine neue,
eigens in Auftrag gegebene Studie
des Hamburger Historikers Prof.
Thomas Großbölting zur
NS-Vergangenheit Fritz Högers. Die
Studie wird in Kürze veröffentlicht.
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Chilehaus in
Hamburg erbaut von Fritz
Höger, Foto (c) Julia
Schwendner/ Mediaserver
Hamburg
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„Unser Preis steht für ein
progressives Verständnis von
Architektur und für das kreative
Potenzial des Baustoffs in der
internationalen Architektur“, sagt
Ernst Buchow als Vorsitzender
der Initiative. Seit der Gründung
2008 ist der Wettbewerb stetig
internationaler und vielfältiger
geworden. Mit zuletzt über 600
eingereichten Projekten und großer
internationaler Resonanz nimmt der
Preis heute einen festen Platz in
der Architektur-Szene ein.
Die große Bedeutung des Architekten
Fritz Höger (1877-1949) und seiner
Bauwerke für die moderne Architektur
sei unbestritten, betont Buchow.
Doch inzwischen ist auch klar, dass
Fritz Höger heute kritischer zu
bewerten ist. Anders als noch vor 15
bis 20 Jahren richtet die heutige
Forschung den Blick nicht allein auf
eine direkte Täterschaft, sondern
auf Ursachen und Aktivitäten, die
Wegbereiter des NS-Regimes waren.
Neu bewertete Briefe und Schriften
Högers zeugen von
völkisch-nationalistischen,
rassistischen und antisemitischen
Ansichten, deren Verwicklungen und
Folgen es näher zu beleuchten galt.
Deshalb gab die Initiative Bauen mit
Backstein unterstützt durch den Bund
Deutscher Architektinnen und
Architekten BDA bei dem Hamburger
Historiker Prof. Thomas
Großbölting, einem Experten für
derartige zeitgeschichtliche
Recherchen, eine fundierte Studie
zur NS-Belastung Fritz Högers in
Auftrag. Die bis dahin in dieser
Tiefe noch nicht vorgenommene
Analyse hält in ihrem Fazit fest: „Höger
ist hoch nationalistisch-völkisch
und rassistisch, allerdings meist in
einer regional-norddeutschen
Ausrichtung. […] Er teilte bereits
in seiner frühen politischen
Sozialisation viele Ideologeme mit
dem Nationalsozialismus,
akzentuierte diese zwischen 1933 und
1945 aus Opportunismus und hing an
verschiedenen dieser Ideen auch nach
1945.“ Höger sei klar
Nationalsozialist gewesen, „ohne
aber in das Verbrechensregime an
wichtiger Stelle eingebunden gewesen
zu sein.“
Wissenschaftliche Gutachter
verzichten in der Regel auf
Handlungsempfehlungen. Thomas
Großbölting kommentiert seine Studie
dementsprechend zurückhaltend.
„Wollte man heute einen Namen für
einen bedeutenden Architekturpreis
wählen, dann stünde Höger wohl nicht
an erster Stelle. Seine politischen
Überzeugungen sind überhaupt nicht
kompatibel mit der freiheitlich
demokratischen Grundordnung.“
Die Initiative Bauen mit Backstein
wertet das Gutachten jedoch klar als
Grundlage für die Entscheidung, dem
Architekturpreis einen neuen Namen
zu geben, der dem internationalen
und progressiven Charakter des
Wettbewerbs nachhaltig Ausdruck
verleiht.
www.backstein.com
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