Martin Sessler ist
Experte für Immobilien. Er betreibt
zwei Von Poll-Immobilienbüros in
Böblingen und Herrenberg. Nach
seiner Überzeugung führen die
steigenden Baustoffkosten
langfristig zu mangelndem Wohnraum.
Somit steigen die Preise für Mieten
und Eigentum. Eine Besserung ist
aktuell nicht in Aussicht, da der
Bau neuer Immobilien schleppend
voran geht.
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Martin
Sessler |
Da Wohnraum aktuell
ohnehin schon knapp und schwer
bezahlbar ist, stehen Wirtschaft und
Politik vor einer großen
Herausforderung. Gerade städtische
Gebiete leiden unter der Situation,
doch ländliche Regionen (in die
immer mehr Menschen ausweichen) sind
auch betroffen. In diesem exklusiven
Gastbeitrag erklärt Martin Sessler
die Situation bei den Baustoffen und
gibt einen Ausblick auf die kommende
Entwicklung.
Neubau
von Wohnungseinheiten besonders
betroffen
Das Coronavirus führte im
vergangenen Jahr zur Holzkrise. Holz
wurde zu einem knappen und teuren
Rohstoff. Auch Entwässerungsanlagen
und die Arbeiten von
Dachdecker:innen und Klempner:innen
waren von Knappheit und Preisanstieg
betroffen. Durch steigende
Rohstoffpreise, wie zum Beispiel
Erdöl- und Erdgas um 50 Prozent,
erhöhten sich die Neubaupreise um
9,1 Prozent. An der US-Börse Nasdaq
stiegen die Holzpreise im Februar um
34 Prozent. Somit wurde ein Hausbau
im Jahr 2021 zu einer deutlich
größeren Investition als im Vorjahr.
Da die vorher geschickten Angebote
der Unternehmen bereits rechtlich
bindend waren, konnten die
Mehrkosten nicht mehr auf die
Kund:innen übertragen werden. Dies
war ein großer Faktor für den
Anstieg der Immobilienpreise.
Bereits 2022 weniger Neubauten
Das Versprechen der Bundesregierung,
bis 2022 rund 400.000
Neubauwohnungen fertigzustellen,
konnte nicht eingehalten werden.
Expert:innen konnten bisher nur über
200.000 neu errichtete Wohnungen
berichten. So ist von einem
Marktversagen im Bereich stadtnahen
und bezahlbaren Immobilien die Rede.
Inflation und höhere Kosten machen
das entwickeln von neuem Wohnraum zu
einem teuren Vorhaben, was viele
Projekte unrentabel gemacht hat. Die
Konsequenz: die ausbleibende
Bautätigkeit wird sich mittelfristig
in steigenden Preisen
niederschlagen. Baustellen sind
oftmals unbesetzt. Bauprojekte
verzögern sich.
Mehr
Menschen bevorzugen
Bestandsimmobilien
Durch den Mangel an Neubauwohnungen
und die Zunahme der Stadtflucht sind
die Preise für Häuser und Wohnungen
in Deutschland seit Beginn des
Jahres 2000 um durchschnittlich 12
Prozent gestiegen. Der Anstieg bei
Einfamilienhäusern auf dem Land
liegt sogar noch höher. Der
Kaufpreis von bereits restaurierten
Bauten ist noch höher, da die Kosten
der Restaurierung umgelegt werden.
Auch 2021 wurde zum finanziellen
Rückschlag: Konstruktionsvollholz
stieg um 77,3 Prozent, Dachlatten um
65,1 Prozent. Auch andere wichtige
Rohstoffe erhöhten sich. Kupfer
beispielsweise um 27 Prozent,
Bitumen um 36 Prozent.
Fazit
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Baustoff:
Poroton Planziegel
Foto (c) Kulturexpress
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Die steigenden Baustoffkosten
führten zu höheren
Immobilienpreisen. Insbesondere
Neubauten waren betroffen. Somit
wird das umsetzen von bezahlbarem
Wohnraum zur Herausforderung. Doch
auch bestehende Immobilien schlugen
die höheren Sanierungs- und
Modernisierungskosten zu Buche. Es
ist abzusehen, nachhaltiges Bauen
und der effiziente Einsatz von
Baumaterialien in naher Zukunft ein
immer größeres Thema spielen wird.
Dieses Umdenken der gesamten
Baubranche wird immer wichtiger und
kann mit innovativen Lösungen zu
einer Verbesserung der Situation am
Markt beitragen.
Meldung: MXlogitcon
GmbH, Enspel