Neurowissenschaftler:innen der
Universitätsmedizin Magdeburg suchen
Teilnehmende für eine Studie, die
den Einfluss einer nicht-invasiven
Elektrostimulation bei Betroffenen
mit Long-COVID-bedingter Fatigue
untersucht.
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Das
Forschungsteam, Foto: Sarah
Kossmann, UMMD |
Die Abteilung für Neuropsychologie
an der Universitätsklinik für
Neurologie der
Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg sucht für eine Studie
Menschen, die an
Long-COVID-bedingter belastender
Erschöpfung, auch Fatigue genannt,
leiden. Im Rahmen der Studie werden
die Effekte von transkranieller
Gleichstromstimulation (tDCS) als
Behandlungsmethode untersucht. Bei
der tDCS handelt es sich um eine
nicht-invasive Elektrostimulation,
bei der ein schwacher Strom an der
Kopfoberfläche appliziert wird. Ziel
der Studie ist es, zum einen eine
Behandlungsmethode für Fatigue zu
etablieren und zum anderen ein
besseres Verständnis von Long-COVID,
Fatigue und den zugrundeliegenden
Faktoren zu erhalten.
Nach einer Corona-Infektion kann es
zu länger bestehenden
gesundheitlichen Beeinträchtigungen
kommen. Diese Folgebeschwerden
werden als Long-COVID oder auch
Post-COVID bezeichnet. Am häufigsten
werden dabei Fatigue sowie
Konzentrations- und
Gedächtnisprobleme und
Atembeschwerden genannt.
Klinikdirektor Prof. Dr. med. Aiden
Haghikia erklärt: „Fatigue tritt
auch bei anderen Erkrankungen wie
Multipler Sklerose (MS) und
Parkinson, aber auch nach
Schlaganfällen und Krebserkrankungen
auf. Obwohl viele Betroffene einen
hohen Leidensdruck aufweisen und
Fatigue mit einer der häufigsten
Gründe für das Ausscheiden aus dem
Berufsleben darstellt, gibt es bis
heute krankheitsübergreifend keine
effektive Behandlungsmethode.“ Die
Ursachen und Mechanismen dieser
sogenannten Multisystemerkrankung
sind laut Arbeitsgruppenleiter Prof.
Dr. phil. Tino Zähle bislang kaum
erforscht, haben durch Long-COVID
aber eine neue Aufmerksamkeit
erlangt. Ein Großteil der
Fatigue-Forschung sei bisher bei
MS-Patient:innen durchgeführt
wurden. „Hier konnten mithilfe von
tDCS bereits positive Ergebnisse
erzielt werden, sodass wir auch bei
Long-COVID-bedingter Fatigue einen
positiven Effekt der tDCS auf die
kognitive Erschöpfung unserer
Proband:innen erwarten“, erläutert
Prof. Zähle. Dazu soll die Studie
nun überprüfbare Daten liefern.
Die Studie umfasst insgesamt vier
Stimulationstermine über einen
Zeitraum von 14 Tagen, begleitet von
zwei EEG-Messungen in Vorbereitung
und nach Abschluss der Stimulation,
Befragungen, einer Blutuntersuchung
sowie einem weiteren
Untersuchungstermin vier Wochen nach
Abschluss der Behandlung.
Die Forschung zu Fatigue stellt
generell eine Herausforderung dar.
Einen spezifischen Bluttest bzw. ein
eindeutiger Biomarker, der in einer
Blutuntersuchung nachgewiesen werden
kann, gibt es bislang nicht.
Studienleiterin Magdalena Mischke
erklärt: „Bei der Klassifikation und
Messung von Fatigue werden meist
lediglich subjektive Empfindungen
mittels Fragebögen erhoben. Wir
möchten zusätzlich auch objektiv
messbare fatigue-assoziierte
Verhaltens- und EEG-Parameter
erfassen. So gehen neben
Selbsteinschätzungen auch objektive
elektrophysiologische Marker in die
Analyse ein. Wir hoffen, mit der
mehrmaligen Stimulation einen
langanhaltenden Effekt erzielen zu
können und über
entzündungsassoziierte Blutparameter
mehr über die Krankheitsmechanismen
Long-COVID-bedingter Fatigue zu
erfahren, um in Zukunft gezielter an
Behandlungsmethoden zu forschen.“
Neuropsychologe Zähle ergänzt:
„Sollte eine Effektivität
nachgewiesen werden können, kann
Menschen mit Fatigue eine
nebenwirkungsarme Methode zur
Linderung ihrer Symptomatik an die
Hand gegeben werden. Zudem würde
eine Effektivität von tDCS bei
Long-COVID, ähnlich wie bei
Multipler Sklerose und anderen
neurologischen Erkrankungen,
Hinweise dafür geben, Fatigue als
transdiagnostisches Syndrom zu
betrachten und nicht nur isoliert
als Syndrom eines spezifischen
Krankheitsbildes zu erforschen.“
Kontakt für
Studieninteressierte:
Magdalena Mischke, Studienleitung,
Universitätsklinik für Neurologie
der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg, Telefon:
+49-391-67-21683,
magdalena.mischke@med.ovgu.de