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Der vorliegende Band
wurde zweisprachig mit Texten in den
Sprachen Deutsch und Englisch
gestaltet. Auf der Annahme beruhend,
dass viele der Stadträume São Paulos
mit Ideen des brasilianischen
Architekten und Stadtplaners
Francisco Prestes Maia (1896 - 1965)
verknüpft sind. Wenn einige der
Beiträge auf brasilianischem
portugiesisch geschrieben worden
wären, so hätte das nicht zuletzt zu
einem besseren Sprachverständnis des
Brasilianers beigetragen. Er spricht
deshalb verstärkt in seinen
Realisierungen, den Plänen dazu,
spricht in
seinen Entwürfen und Skizzen. Dem
europäischen Raum ist
Prestes
Maia jedoch weitgehend unbekannt
geblieben. In den 1930er Jahren
entwickelte er Konzepte zur
Neuordnung und Modernisierung des
Stadtgefüges São Paulos. Seine 'Plano de Avenidas' sehen ein
übergeordnetes System vor, das ein
Gebilde aus Schnellstraßen,
Kernstadt und Vorstädten mit dem
Umland São Paulos verbindet. Seine
Stadtvorstellung illustriert er
anhand von Ideenskizzen zu
besonderen Knotenpunkten.
Beispielhaft verknüpft er Freiräume,
Hochbauten und Verkehrswege zu
komplexen Bauten. Der Knotenpunkt
MASP-Mirante illustriert dies. Die
Projekte Galeria Metropole, Galeria
Nova Baräo und Galeria do Rock sind
Ergebnisse städtebaulicher
Festsetzungen.
Ende des 19. Jahrhunderts verfügt
São Paulo über ein sternförmiges
Eisenbahnnetz, das die
Kaffeeanbaugebiete im Umland mit der
Stadt und dem nahegelegenen Hafen
Santos verbindet. In Folge des
,Kaffee-Booms' und des Zuzugs von
Arbeitskräften, dehnt sich die Stadt
stark in Richtung Norden und
Nordwesten aus. Zur Modernisierung
dieses Gefüges entwickelt Prestes
Maia eine Reihe von weitreichenden
Entwurfsideen. Seine Konzeption
fasst er 1930 in der Publikation
'Plano de Avenidas’ zusammen.
Zwischen 1938 und 1945 sowie 1961
und 1965 hat Prestes Maia die
Gelegenheit, Teile seiner
Vorstellungen als Bürgermeister
umzusetzen. Er versteht sein
Planwerk als Gesamtkonzeption. Dazu
zählen Anforderungen des
motorisierten Individualverkehrs,
Maßnahmen zur Regulierung von
Überschwemmungen, das Bereitstellen
eines Freiflächenangebots sowie
Vorgaben zum Umgang mit hoher
baulicher Dichte. Seine Planung
sieht dazu ein Radialsystem vor, das
über hierarchisierte Straßen den
Stadtkern mit dem Umland verbindet.
Seine Vorschläge beziehen sich dabei
auch auf solche Verkehrsverbindungen
zum Überwinden topographischer
Hindernisse.
Ab den 1930er Jahren entstehen im
Stadtteil Centro Novo erste
Galeriebauten. Die städtebaulichen
Festsetzungen verlangen ein
weitgehend offen zugängliches
Erdgeschoss, was unabhängig vom
Grundstückszuschnitt ist. Auf
langgestreckten Parzellen entstehen
zunächst Durchgangspassagen; ein
Rückgriff auf das in Europa
historisch bekannte Galeriemotiv wie
zum Beispiel in Mailand. Ein
weiterentwickelter Gebäudetyp nutzt
das offene Erdgeschoss als Auftakt
für ein dreidimensionales
Erschließungsgefüge. Die dazu
notwendigen Verbindungselemente
verknüpfen die Stadtebene und die
darüber liegenden Geschosse
miteinander.
Eingesetzt
werden Erschließungssysteme aus
Treppen, Rolltreppen und Rampen,
um die über dem Erdgeschoss
liegenden Ebenen zu erkunden.
Kombiniert
werden diese Elemente mit mehrgeschossigen
Gebäudeöffnungen, Lufträumen,
Lichthöfen, Stadtloggien,
großzügigen Fassadenöffnungen sowie
bewegten Fassaden. Stellenweise sind
auch die Dachebenen als Freiflächen
und Dachgärten einbezogen.
In den 1960er
Jahren entstehen Betreiberkonzepte
mit Bezeichnungen wie Grandes,
Presidente oder Metropole. Die
Galerien bieten eine Mischung aus
Kultur- und Konsumangeboten, der
sich überwiegend an die Mittel- und
Oberschicht São Paulos richtet. Dazu
gehören exklusive Modegeschäfte und
Buchhandlungen, ergänzt durch
Großkinos, Bars, Cafés und
Restaurants. Neben rein gewerblich
genutzten Projekten entstehen auch
gemischte Komplexe, die Läden,
Gewerbe- und Büroflächen mit
Wohnungen kombinieren. Ab Mitte der
1960er Jahre verliert das Centro
Novo immer mehr seine bahnbrechende
Wirkung auf seine Bewohner. Die Militärregierung in
Brasilien schränkt Treffen in
öffentlichen Räumen sowie zulässige
Nutzungen stark ein.
Der Pappband
verfügt über Seiten mit Text, die
oftmals durch ganzseitig bebilderte
Seiten mit Farbfotografien, meist
Stadtansichten São Paulos, abgelöst
werden. Das Schriftbild der
Innenseiten ist recht kleinformatig
gehalten. Zahlreiche Lagepläne
veranschaulichen Verkehrsnetz und
Straßenzüge der Stadtregion. Viele
Seiten wurden invertiert in einem
hellen Grau mit heller Schrift
wiedergegeben, passend dazu sind
Grundrisse und Schnitte zu den
Gebäuden. Äußerlich ist der Band im
Vergleich zu seiner Höhe sehr breit
gehalten, das erhöht den
Panoramaeffekt mancher Bilder.
Leseprobe...
São Paulo Heterotopia
Urban Spaces in Suspense / Urbane
Räume in der Schwebe
(ed./ Hg.) Ulrike Böhm / Katja
Benfer / Cyrus Zahiri
transcript Verlag, Bielefeld
1. Auflage 2022
Sprachen: Englisch und Deutsch
200 Seiten, zahlr. farbige Abb.
Format: 23,7 x 17 x 1.5 cm
ISBN: 978-3-8376-6575-8
auch als eBook
ISBN: 978-3-8394-6575-2
Dateigröße: 23.32 MB
Siehe auch:
‹Access for all: São Paulos soziale
Infrastrukturen› S AM
Schweizerisches Architekturmuseum,
Basel vom 20. März bis 15. August
2021