Der am Zentrum für
Pathophysiologie, Infektiologie und
Immunologie der MedUni Wien von
Bernhard Kratzer unter
Studienleitung von Winfried Pickl
und Rudolf Valenta neu entwickelte
Test basiert auf der
Gedächtnisantwort von T-Zellen
gegenüber drei verschiedenen
Peptid-Mischungen von SARS-CoV-2.
T-Zellen sind ein wichtiger Teil der
zellulären Immunantwort: Sie machen
mit SARS-CoV-2 infizierte Zellen
unschädlich und unterstützen
gleichzeitig die Immunantwort durch
die Produktion von spezifischen
Botenstoffen (sog. Zytokinen), die
unter anderem auch für die wichtige
Antikörperproduktion entscheidend
sind. „Momentan benötigt man für die
Durchführung und die Auswertung
solcher T-Zell-Tests mindestens eine
Woche, und die Tests können nur in
Speziallabors durchgeführt werden.
Im Gegensatz dazu wird unser neu
entwickelter Test direkt mit einer
Blutprobe durchgeführt und kann
bereits nach 48 Stunden ausgewertet
werde“, so Studienleiter Winfried
Pickl. Der neue Test kann ab
September am Institut für
Immunologie am Zentrum für
Pathophysiologie, Infektiologie und
Immunologie der MedUni Wien
durchgeführt werden und ist speziell
für jene Personen sinnvoll, die
keine Antikörper gegen SARS-CoV-2
bilden können.
Differenzierung zwischen geimpft und
genesen
Im Zuge der Analysen der
Blutproben von COVID-19-genesenen
Patient:innen konnte das
Forschungsteam anhand der
Peptid-Mischungen aus S-, M- oder
NC-Proteinen nicht nur die beiden
antiviralen Zytokine Interleukin
(IL)-2 und Interferon-gamma in
großen Mengen nachweisen, sondern
auch das Zytokin IL-13 als Marker
für die hochspezifische
T-Zell-Immunantwort gegenüber
SARS-CoV-2 identifizieren. IL-13 war
bisher als Marker für allergische
Immunreaktionen bekannt, scheint
jedoch auch eine wichtige Rolle beim
Aufbau einer langlebigen
Antikörperantwort zu spielen.
Die Verwendung der drei
verschiedenen Peptid-Mischungen
erlaubt außerdem die Unterscheidung
zwischen SARS-CoV-2-geimpften
Personen und Patient:innen, die an
COVID-19 erkrankt sind. Die Proben
von genesenen Proband:innen
reagieren mit signifikanter
Zytokinproduktion auf alle drei
Peptidmischungen, während die Proben
von geimpften Personen nur auf jene
Peptidmischung reagieren, deren
Eiweiß durch die Impfung induziert
wurde (S-Protein), und wogegen die
Geimpften dann auch eine zelluläre
Immunität aufgebaut haben. Der
neuartige Test erlaubt es daher auch
bei Menschen, die aus diversen
Gründen keine aussagekräftige
Antikörperantwort entwickeln können,
eine spezifische zelluläre
Immunantwort gegenüber SARS-CoV-2
nachzuweisen und somit etwa den
Erfolg einer Impfung zu bestätigen.
T-Zell-Immunität bei Infektion
länger nachweisbar als Antikörper
In der Studie wurde die
T-Zell-Antwort auch zehn Monate nach
der Infektion analysiert. Es konnte
dabei noch eine ebenso starke
T-Zell-Antwort wie zehn Wochen nach
der Infektion gemessen werden. Dies
ist insofern beachtlich, als die
Antikörperspiegel zehn Monate nach
Infektion im Blut bereits deutlich
abgefallen sind. Diese langlebige
T-Zell-Antwort sollte auch zukünftig
vor einem schweren Verlauf bei
erneuter Infektion mit SARS-CoV-2
schützen. Es hat sich gezeigt, dass
die zelluläre Immunantwort von
schwer erkrankten Menschen, die im
Spital behandelt werden mussten,
besonders stark ist.
Die Ergebnisse dieser Studie
tragen wesentlich zum besseren
Verständnis der Immunantwort
gegenüber SARS-CoV-2 bei und
ermöglichen einen raschen Nachweis
einer aufgebauten zellulären
SARS-CoV-2-Immunität.
Erschienen in: Allergy
Combined assessment of S- and
N-specific IL-2 and IL-13 secretion
and CD69 neo-expression for
discrimination of post–infection and
post-vaccination cellular
SARS-CoV-2-specific immune response
Bernhard Kratzer, Larissa C. Schlax,
Pia Gattinger, Petra
Waidhofer-Söllner, Doris Trapin,
Peter A. Tauber, Al Nasar Ahmed
Sehgal, Ulrike Körmöczi, Arno
Rottal, Melanie Feichter, Teresa
Oberhofer, Katharina
Grabmeier-Pfistershammer, Kristina
Borochova, Yulia Dorofeeva, Inna
Tulaeva, Milena Weber, Bernhard Mühl,
Anna Kropfmüller, Bettina Negrin,
Michael Kundi, Rudolf Valenta and
Winfried F. Pickl
Meldung: Medizinische
Universität u. Universitätsklinikum
AKH Wien