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v.l. Karen
Hoyndorf, Jochen Krimm,
Holger Techen,Martina Klärle,
Frank E.P. Dievernich und
Ulrich Knaack
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„Als
Hochschule haben wir die
Chance aufzuzeigen, wie sich
unsere Städte nachhaltig und
resilient entwickeln können.
Das Thema Lärm und dessen
Bewältigung ist dabei für
Städte eine besondere
Herausforderung. Für
Frankfurt ganz besonders:
eine Stadt mit einem der
größten Flughäfen Europas,
dem großen Bahn- und
Verkehrsknoten in der Mitte
Deutschlands und großen
Industrieanlagen“, betont
Prof. Dr. Martina Klärle,
Vorsitzende der Frankfurter
Stiftung für Forschung und
Bildung und Vizepräsidentin
der Frankfurt UAS. „Der
ausgezeichnete Artikel, der
primär für Bauschaffende und
Planende ist, zeigt
wunderbar die Möglichkeiten
zukunftsfähiger
Stadtentwicklung und
Architektur im Umgang mit
Lärm sowie die Haltung
unserer Hochschule auf, die
kürzlich als erste hessische
Hochschule eine
Nachhaltigkeitsstrategie
verabschiedet hat.“
Die
Stiftung will mit dem Preis
Lehrende und Forschende der
Frankfurt UAS weiter
bestärken, fachspezifische
und aktuelle Themen aus der
Hochschule praxisnah und für
einen breiten Leserkreis
allgemeinverständlich zu
vermitteln. Die Jury aus
Medien, Wissenschaft und
Wirtschaft zeichnete vor
diesem Hintergrund den
Artikel „Neue
Fassadenkonzepte für die
leise Stadt“, der im
November 2019 in der
Fachzeitschrift Fassade
06/2019 erschien, aus. „Die
Frankfurt UAS feiert in
diesem Jahr ihr 50-jähriges
Jubiläum und der
Publikationspreis feiert
ebenfalls ein kleines: Er
wird zum fünften Mal an
Lehrende und Forschende
vergeben, die eine
überdurchschnittliche
Präsenz in den Medien zu
einem Forschungsthema oder
einem Thema der Lehre
erreicht haben und so auf
ihre Weise unserer
Hochschule zu einer
Strahlkraft in Gesellschaft,
Wirtschaft, Politik und
Wissenschaft verholfen
haben“, so Prof. Dr. Frank
E.P. Dievernich, Präsident
der Frankfurt UAS und für
die Hochschulleitung in der
Jury vertreten. „Mit dem
Beitrag zeichnen wir in
diesem Jahr einen Artikel
aus, der sich sowohl auf die
Forschung als auch auf die
Lehre bezieht.“
Die
fünfköpfige Jury begründete
ihre Entscheidung u.a. mit
der Relevanz der Thematik
für die Gesellschaft,
insbesondere für Großstädte
und konkret für die
Forschung und Lehre an der
Frankfurt UAS mit ihrem
starken Fachbereich
Architektur,
Bauingenieurwesen, Geomatik
sowie für nachhaltiges Bauen
im Allgemeinen. „Es
überzeugte uns, dass der
Artikel einerseits für ein
nichtwissenschaftliches
Publikum verständlich war
und andererseits den
wissenschaftlichen Anspruch,
den Transfergedanken der
Hochschule, kommunizierte.
Vom ersten bis zum letzten
Satz war alles schlüssig,
verständlich und
nachvollziehbar – kompetent
für die Fachwelt, aber auch
für uns Laien auf diesem
Gebiet noch verständlich“,
erklärt Karen Hoyndorf,
Vorsitzende der Jury,
Mitglied im Vorstand der
Frankfurter Stiftung für
Forschung und Bildung und
Managing Director People &
Culture,
ManpowerGroupDeutschland
GmbH & Co. KG. Ein weiteres
Kriterium war die
Kreativität des Textes: Hier
beeindruckte die Jury die
verschiedenen Sichtweisen
auf die Herausforderung
leiser Fassadengestaltung.
Von Möglichkeiten der
Bebauung in einzelnen
Gebieten bis hin zur
Erfassung von Messdaten und
den daraus abgeleiteten
Lösungsvorschlägen. Von
Fassaden-Gestaltungsmöglichkeiten
bis hin zur akustischen
Wirksamkeit von Materialien
bot der Artikel einen
umfassenden Überblick. Das
Forschungsthema wurde für
den Lesenden sehr deutlich.
Techen und Krimm erreichten
mit diesem Artikel hohe
Präsenz in der Fachwelt und
somit die gewünschte
positive Werbung für die
Forschung und Lehre an der
Hochschule.
Inhalte des Artikels:
Die
Silhouetten der
Ballungsräume werden
charakterisiert durch eine
hohe Dichte von
Hochhausfassaden aus Glas,
Metall oder Stein. Diese
schallharten Fassadenflächen
sind für zunehmende
Lärmpegel im Stadtraum
verantwortlich.
Straßenverkehr, Industrie
und Baustellen sind
verstärkt wahrnehmbar. Neben
dem Direktschall addiert
sich in direkter Umgebung
zum Gebäude der an der
Fassadenoberfläche
reflektierende Schall. Über
diesen Effekt der
Pegelerhöhung wird an der
Frankfurt UAS schon länger
geforscht. Da über die
Planungstools der
Architektur diese
Lärmeinwirkungen maßgeblich
beeinflusst werden können,
wird im Rahmen des
Architekturstudiums dieser
Aspekt in Seminaren als
Symbiose aus Lehre und
Forschung vermittelt.
Verdichtungsprozesse in den
wachsenden Metropolen
stellen die Architektur
zudem vor Aufgaben, die sie
mit Hilfe ihrer eigenen
Werkzeuge nicht lösen kann.
Für
städtebauliche
Nachverdichtungen werden oft
Flächen ehemaliger
Industrie- und
Gewerbenutzungen genutzt.
Diese sind mit erhöhten
Lärmemissionen der
hochfrequentierten
Infrastruktureinrichtungen
behaftet. Beispiel dafür ist
die „Bürostadt Niederrad“ in
Frankfurt. Das Gewerbegebiet
soll in ein Gebiet mit
überwiegender Wohnnutzung
überführt werden.
Verkehrslärmquellen aus
Straße, Schiene und Flug
wirken aus verschiedenen
Richtungen auf das Gebiet
ein. Die Beeinflussung des
Lärmeintrags im direkt
angrenzenden Außenraum des
Gebäudes kann durch Fassaden
in verschiedenster Art
gesteuert werden: über die
Gebäudestellung und Lage der
reflektierenden und
beugenden Baukörper
zueinander und über
Geometrie und Material der
Fassadenflächen.
Im
Detail gibt es zwei
Manipulationsmöglichkeiten:
Zum einen der Einsatz von
absorbierenden Materialien
und zum anderen die
Ausbildung von
Fassadenflächen mit einer
speziell akustisch wirksamen
Geometrie. Die Einführung
von absorbierenden
Materialien gestaltet sich
aus vielerlei Gründen nicht
einfach. Die meisten dieser
Materialien sind offenporig,
können leicht verschmutzen
und sind nicht
widerstandsfähig. Eine
Ausnahme stellt hier eine
besondere Form der
Grünfassade dar.
Vollflächige
Gebäudebegrünungen mit
Substratmatten als
Bewässerungsebene stellen
nichts anderes dar, als eine
hochabsorbierende
Fassadenfläche. Um die
akustischen Potenziale
dieses Systems zu bestimmen,
wurde ein Mock-Up auf dem
Campus der Frankfurt UAS an
einer stark befahrenen
innerstädtischen Straße
errichtet.
Der
Straßenverkehrslärm wurde
vor der Grünfassade in
Zeitintervallen mit
annähernd konstanten
resultierenden Lärmpegeln
gemessen. Mit stärkerem
Bewuchs wurde eine weitere
Messung durchgeführt, um
Aussagen über den Einfluss
der Dichte des Bewuchses zu
bekommen. Aus den vor Ort
gemessenen
Verkehrslärmpegeln lässt
sich ein
Lärmreduzierungspotential
von -3 dB ableiten. Die
Messungen mit mehr oder
weniger Bewuchs zeigen nur
sehr geringe Unterschiede.
Das bedeutet, dass im Falle
des Einsatzes einer
Grünfassade als
Flächenabsorber das
Substratmaterial über die
akustische Qualität
entscheidet und nicht die
Bepflanzung. Um
Grünfassadensysteme
akustisch wirksam
einzusetzen, ist die
Systemauswahl entscheidend.
Die vertikale
Fassadenbegrünung bietet
ideale
Absorbereigenschaften. Die
Grünfassade trägt nicht nur
zur Verbesserung der
akustischen Situation bei,
sie ist zusätzlich in der
Lage, Feinstaub zu binden
und durch eine Erhöhung der
Luftfeuchte in ihrer
Umgebung das städtische
Klima positiv zu
beeinflussen.
Den
Festvortrag hielt Ulrich
Knaack, Professor für
„Design und Construction“ an
der TU Delft in den
Niederlanden und seit 2014
Professor für
Fassadentechnik an der TU
Darmstadt. Die Preisvergabe
fand bereits zum zweiten Mal
in einem Rahmen statt, der
den ministeriellen Vorgaben
zur Eindämmung der
Corona-Pandemie an der
Frankfurt UAS entsprach.
Eine Aufzeichnung der
Vergabefeier wird
nachträglich auf der
Homepage der Stiftung zur
Verfügung gestellt.
Die
2014 gegründete Frankfurter
Stiftung für Forschung und
Bildung fördert Lehre,
Forschung und Lebenslanges
Lernen an der Frankfurt
University of Applied
Sciences. Weitere
Informationen unter:
www.frankfurt-university.de/stiftung-forschung-bildung
Zu den Personen:
Prof. Dr.-Ing. Holger
Techen ist seit 2006
Professor an der Frankfurt
UAS. Er lehrt im Studiengang
Architektur Tragwerklehre
und Baukonstruktion.
Dr.-Ing. Jochen Krimm
ist seit 1996 an der
Hochschule und forscht seit
2011 am Frankfurter
Forschungsinstitut für
Architektur,
Bauingenieurwesen, Geomatik
(FFin). Gemeinsame
Forschungsschwerpunkte sind:
Akustik im Stadtraum;
Entwicklung akustisch
wirksamer Fassaden, die den
Stadtraum leiser werden
lassen; Entwicklung
praxisnaher Messmethoden,
die der Evaluierung
derartiger
Fassadenentwicklungen
dienen; Bestimmung von
Planungsparametern für das
akustisch wirksame Bauen im
urbanen Kontext;
Grünfassadensysteme als
Maßnahme der energetischen
Fassadenertüchtigung.
Meldung:
Frankfurt UAS