Dank eines
umfangreichen Hygienekonzeptes
konnte sich das Fach- und das
Privatpublikum unter dem Motto
“Re:connect” sicher begegnen. 36.000
Fachbesucher*innen aus 105 Ländern
und 37.500 Leser*innen aus 85
Ländern hat die Frankfurter
Buchmesse 2021 als die erste große
Präsenzveranstaltungen der
internationalen Buchbranche
erreicht. Insgesamt 2013 Unternehmen
aus 80 Ländern präsentierten sich in
den Hallen, im LitAg, an den neuen
Workstations oder als digitale
Aussteller*innen im Netz. Insgesamt
2.500 Medienvertreter*innen aus 39
Ländern waren für die diesjährige
Frankfurter Buchmesse akkreditiert.
Juergen Boos, Direktor der
Frankfurter Buchmesse: „Die 73.
Frankfurter Buchmesse markiert nach
18 Monaten einen Neubeginn und hat
angesichts der weltweit geltenden
Reisebeschränkungen unsere
Erwartungen weit übertroffen. Dies
zeigt, wie resilient und kreativ
unsere Branche ist. Viele
Aussteller*innen und
Fachbesucher*innen äußerten sich
sehr zufrieden über die Qualität der
Gespräche. Man konnte die
Wiedersehensfreude in den Hallen
förmlich spüren. Mit unserem
digitalen Fachprogramm haben wir
eine Brücke zu Teilnehmer*innen
geschlagen, die in diesem Jahr nicht
reisen konnten.“
Vom Dienstag, 19. Oktober, bis
Sonntag, 24. Oktober, nutzten
130.000 User*innen die Angebote auf
buchmesse.de. Der Livestream zum
digitalen Fachprogramm “Frankfurt
Studio: Inside Publishing” (27
Sessions) wurde allein auf der
Website der Frankfurter Buchmesse
über 15.500 mal in 97 Ländern
eingeschaltet. Das deutschsprachige
Live-Programm für das Privatpublikum
im “Frankfurt Studio Festival” in
Kooperation mit Buchjournal (34 Sessions) wurde bis zum
Sonntagmittag bereits über 5.200 mal
eingeschaltet. Die
ARD-Buchmessenbühne zeigte 46
Stunden Programm im Livestream und
das Frankfurt Studio sendete 44,5
Stunden. Das physische BOOKFEST
city-Programm kommt auf insgesamt
85,5 Stunden. Zusätzlich konnte ein
Großteil des Live-Programms beider
Livestreams auch über Facebook und
YouTube verfolgt werden. Die Inhalte
stehen im November auf buchmesse.de
in einer Mediathek zur Verfügung.
Karin Schmidt-Friderichs,
Vorsteherin des Börsenvereins des
Deutschen Buchhandels: „Die
Frankfurter Buchmesse war geprägt
von Wiedersehensfreude und
Aufbruchsstimmung. Die Branche geht
gestärkt aus der Pandemie hervor und
hat die Messetage für die
persönliche Begegnung, den Austausch
über wichtige Branchenthemen und den
Ausbau von Geschäftskontakten
genutzt. Unterstützt durch ein
breites digitales Angebot hat das
Buch so eine weithin sichtbare Bühne
bekommen. In aufgewühlten Zeiten
standen auch wichtige
gesellschaftliche Themen auf der
Agenda. Dabei hat sich auch gezeigt,
dass es gesellschaftliche Debatten
gibt, die wir intensiv weiterführen
müssen und werden – so etwa die zur
Bekämpfung von Rassismus oder die
zum Umgang mit extremen politischen
Positionen in unserer Gesellschaft
und auf Buchmessen.“
Besonders eindrücklich hat sich in
den letzten Tagen gezeigt, wie sehr
die Frankfurter Buchmesse die
aktuellen gesellschaftlichen
Debatten widerspiegelt und
verstärkt. In über 100
Veranstaltungen auf dem Blauen Sofa,
der ARD-Buchmessenbühne, im Forum
Bildung äußerten sich
Podiumsteilnehmer*innen aus vielen
Disziplinen zu Themen wie
Anti-Rassismus und
Anti-Diskriminierung, Gendern und
Meinungsfreiheit.
Der Boykottaufruf einer Autorin auf
Grund der Präsenz eines Verlages der
„Neuen Rechten“, hat die
Netz-Community aufgebracht die
Öffentlichkeit gespalten: Wo kann
ein Veranstalter wie die Frankfurter
Buchmesse die Grenze ziehen, welche
Verlage zugelassen werden? Wo endet
die Meinungsfreiheit, wo beginnt
Zensur?
Die Politikerin Aminata Touré und
Managerin Janina Kugel haben sich
entschieden, ihre geplanten
Auftritte trotz des Boykottaufrufs
im Netz wahrzunehmen und die Messe
für sich und ihre Positionen zu
nutzen. Sie trafen sich mit der
Journalistin Jagoda Marinić im
Rahmen der Reihe “SHEROES -
Streiterinnen für die Zukunft” auf
der ARD-Buchmessenbühne. Zum Thema
“Boykott oder Ausschluss? Wie
umgehen mit rechten Verlagen auf
Buchmessen” fand am Messesonntag ein
Panel mit Mirrianne Mahn (GRÜNE),
Referentin für
Diversitätsentwicklung der Stadt
Frankfurt sowie dem Schriftsteller
Per Leo statt.
„Wir bedauern zutiefst, dass
Autor*innen ihren Auftritt auf der
Frankfurter Buchmesse abgesagt
haben. Wir haben mit unseren
Partnern ein umfangreiches diverses
Programm zusammengestellt, um viele
Perspektiven aufzuzeigen. Die
Stimmen dieser Autor*innen haben
gefehlt. Mit ihrer Anwesenheit
hätten sie ein Zeichen gesetzt, so
wie das in der Vergangenheit zum
Beispiel Salman Rushdie oder
Chimamanda Ngozi Adichie getan haben
und in diesem Jahr unsere
diesjährige Friedenspreisträgerin
Tsitsi Dangarembga oder deren
Laudatorin Auma Obama, und viele
andere“, sagte Juergen Boos.
Er führte aus: „Internationale
Buchmessen leben von der Vielfalt
der Meinungen und Inhalte sowie vom
Austausch auf Augenhöhe. Inzwischen
gibt es regelmäßig die Forderung
nach Zensur und Ausschluss
bestimmter Inhalte und Unternehmen –
so auch in diesem Jahr. Für die
Buchmesse gelten seit jeher zwei
Grundsätze: Die Meinungsfreiheit
darf nicht über die vom Staat
gezogenen Grenzen hinaus
eingeschränkt werden - das heißt für
die Zulassung von Ausstellern in
dubio pro libertate, und die
Sicherheit der Teilnehmer*innen muss
jederzeit maximal gewährleistet
werden, so dass jede und jeder
Einzelne sich frei und sicher fühlen
kann, die Messe zu besuchen. Als
Veranstalter der größten
internationalen Buchmesse verwahren
wir uns mit aller Schärfe gegen die
Instrumentalisierung unserer
Veranstaltungen. Die Freiheit des
Wortes ist für uns nicht
verhandelbar.“
Das Wochenendprogramm präsentierte
Mona Ameziane, Volker Klüpfel &
Michael Kobr, Ralf König, Janina
Kugel, Daniel Schreiber, Aminata
Touré, Elif Shafak (live
zugeschaltet), Nicole Seifert und
Sönke Wortmann auf der
ARD-Buchmessenbühne; Dany Laferrière
und Asfa-Wossen Asserate auf dem
„Blauen Sofa“; Samira El Ouassil,
Anastasia Zampounidis, Ulrike
Folkerts, Rebecca Gablé, Florian
Illies und Marc Elsberg im Frankfurt
Studio Festival; Johanna Adorján,
Peter Licht und Terézia Mora im
detektor.fm-Podcaststudio.
Unter der Motto „Singular Plurality
– Singulier Pluriel“ präsentierte
Kanada, der Ehrengast der
Frankfurter Buchmesse 2021, seine
einzigartige Vielfalt. „Wir sind
stolz darauf, dass wir die
Gelegenheit hatten, unsere
Literatur, Kunst und Kultur mit
unseren deutschen Freunden und dem
Rest der Welt zu teilen. Kanada ist
ein Land mit vielen verschiedenen
Stimmen, und wir sind uns sicher,
dass unser Ehrengastauftritt diese
Singular Plurality unseres Landes in
den Fokus gerückt hat – die
einzigartige Vielfalt, in der wir
unsere Unterschiede annehmen und
feiern. Mit dem Abschluss unserer
zwei Ehrengastjahre beenden wir nun
dieses unerwartet lange Kapitel der
Frankfurter Buchmesse, und können es
kaum erwarten zu sehen, was Spanien
im nächsten Jahr für uns
bereithält“, resümiert S. E. Steven
Guilbeault, Minister für kanadisches
Kulturerbe, den außergewöhnlichen
Ehrengastauftritt Kanadas.
Der Kanadische Pavillon wurde am
Dienstagabend (19. Oktober 2021)
offiziell von der kanadischen
Generalgouverneurin, Ihrer Exzellenz
Mary May Simon eröffnet:
Besucher*innen erwartete ein
Parcours durch eine Installation,
die mit den Elementen kanadischer
Landschaft spielte. Der Pavillon, zu
dem es in diesem Jahr erstmalig auch
ein virtuelles Pendant gab, führte
die Kreativität und Vielfalt der
kanadischen Literatur- und
Kulturszene vor Augen. Insgesamt 60
kanadischen Autor*innen und
Illustrator*innen gestalteten das
kanadische Literaturprogramm –
darunter acht herausragende
Literat*innen, die Kanada in diesem
Jahr vor Ort in Frankfurt vertreten
werden: Michael Crummey, Michel
Jean, Dany Laferrière, Catherine
Mavrikakis, Paul Seesequasis, Vivek
Shraya, Kim Thúy und Nancy Vo. Neben
Lesungen und interaktiven Formaten
dieser acht Künstler*innen auf dem
Messegelände haben über 50
Autor*innen an einer Vielzahl
virtueller Veranstaltungen
teilgenommen; dies beinhaltete auch
virtuelle Auftritte von Margaret
Atwood und Joséphine Bacon bei der
Eröffnungsfeier. Die „Books on …
Canada“ Ausstellung im
Ehrengast-Pavillon zeigt knapp 400
Neuerscheinungen zu Kanada aus 165
Verlagen.
In einer feierlichen Zeremonie mit
dem Buchmessedirektor Juergen Boos
übergab Caroline Fortin, Vorsitzende
des Ehrengastkomitees
CanadaFBM2020/21, die GastRolle an
Maria José Gálvez, Generaldirektorin
Books and Reading Promotion der
spanischen Regierung.
Alle Gespräche, die an den
Messetagen auf der
ARD-Buchmessenbühne stattgefunden
haben, sind in der ARD-Mediathek
auch im Nachhinein verfügbar. Alle
detektor.fm-Gespräche sind ebenfalls
weiterhin als Podcast abrufbar und
auch auf dem YouTube-Kanal der
Frankfurter Buchmesse finden sich
zahlreiche Inhalte der Messewoche
für die Rückschau.
Die kommende Frankfurter
Buchmesse dauert vom 19. - 23. Oktober 2022