Vor 55 Jahren wurden
die ersten Seefrachtcontainer in
Deutschland entladen. Die Behälter
haben nicht nur den Welthandel
verändert, sondern auch der
Bauindustrie neue Wege eröffnet.
Damit erreichte die Zukunft des
Welthandels erstmals auch Deutschland. Am
5. Mai 1966 machte der Frachter
Fairland der US-Reederei Sea-Land im
Bremer Überseehafen fest. Seine
Ladung: 110 Container, die von der
Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG)
entladen und auf bereitstehende
Zugmaschinen verteilt wurden. Nur
zweieinhalb Jahre später, im
November 1968, vermeldeten die
bremischen Häfen bereits den
100.000sten Containerumschlag.
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Ursprung des Welthandels und trendiger
Wohnideen: der klassische Seefrachtcontainer |
Längst sind die Stahlbehälter aus
dem Welthandel nicht mehr
wegzudenken. Sie transportieren
Bananen aus Südamerika, Getreide aus
der Schwarzmeerregion oder
Elektrogeräte aus Asien. Mit dem
zunehmenden Warenverkehr wuchs auch
die Größe der Containerschiffe.
Heute kann allein die MSC Oscar
insgesamt 19.224 standardisierte
20-Fuß-Container über das Meer
schiffen. Dass die Container eine
derartige Erfolgsgeschichte
schreiben würden, war Mitte der
1960er-Jahre noch nicht absehbar.
Seehäfen und Reeder in Europa waren
anfangs noch sehr skeptisch und
zurückhaltend, was die Erfindung aus
Amerika anging. Zugleich fürchteten
Hafenarbeiter und Lokalpolitiker um
Arbeitsplätze.
Container sparen Zeit und
Arbeitskraft
Der Erfolg der Container liegt in
ihrer Standardisierung und ihrer
Effizienz. Die Außenmaße der
Behälter sind auf 20 x 8 x 8,5 Fuß
(etwa 6,06 x 2,44 x 2,59 Meter)
festgelegt beziehungsweise 40 x 8 x
8,5 Fuß (etwa 12,19 x 2,44 x 2,59
Meter). Auf diese Weise können sie
samt Inhalt überall auf der Welt auf
Schiffe, Züge oder Lkw umgeladen
werden – ohne dass die Waren wie
früher aufwendig umgepackt werden
müssen. So sparen die Frachtboxen
Zeit und Arbeitskraft beim Be- und
Entladen im Hafen. Brauchte es
früher 18 Hafenarbeiter, um 80
Tonnen von Bord zu holen, schaffen
nun neun Männer 2.000 Tonnen in der
gleichen Zeit.
Als Vater der Container ging der
Amerikaner Malcolm McLean in die
Geschichte ein. Der Spediteur
ärgerte sich in den 1930er-Jahren
darüber, dass es sehr lange dauerte,
bis sein mit Ballen, Kisten oder
Säcken beladener Lkw entladen war
und die Güter im Schiff verstaut
waren. Daraufhin begann er,
komplette Lkw auf Schiffe und später
nur noch den Auflieger zu verladen.
Gleichzeitig aber reifte der
Gedanke, die Waren in einer Stahlbox
vom Lkw auf ein Schiff und umgekehrt
zu laden. McLean übernahm eine
Reederei und ließ zwei Tanker zu
Containerschiffen umbauen. Im April
1956 transportierte er schließlich
erstmals Container per Schiff durch
die USA und nannte 1960 seine
Reederei in Sea-Land um.
Neue
Möglichkeiten für Architekten und
Bauherren
Der 2001 verstorbene McLean wird
überrascht gewesen sein, dass seine
Erfindung nicht nur den Welthandel
revolutionierte und die
Globalisierung mit einleitete,
sondern auch die Bauindustrie
veränderte, indem sie Architekten
und Bauherren neue Möglichkeiten im
Bereich Modulbau aufzeigte. In den
1980er-Jahren hatten kreative Köpfe
die Idee, Fenster in die Container
hineinzuschneiden, wodurch das
modulare Bauen einen Schub erhielt.
Plötzlich waren auf Baustellen immer
häufiger Container zu sehen, die den
Ingenieuren und Bauleitern als Büros
und den von weit her angereisten
Bauarbeitern als Unterkünfte
dienten.
Effizienz durch Standardisierung
Das Erfolgsrezept im Bereich Bauen
ist das gleiche wie bei der
Containerfracht: Effizienz durch
Standardisierung. Modulbauten bieten
Bauherren und Nutzern permanente
Flexibilität, eine breit gefächerte
Funktionalität und universelle
Einsatzmöglichkeiten. Sie lassen
sich schnell und einfach veränderten
Bedürfnissen anpassen. Ebenso ist es
möglich, das komplette Modulgebäude
nach Ablauf der geplanten Nutzung an
einen anderen Ort zu verlegen.
Weitere Vorteile sind die kurze
Bauzeit, die im Vergleich zu
Festbauten deutlich geringeren
Baukosten und die
ressourcenschonende Haustechnik.
Auch in puncto Design und Qualität
haben Modulgebäude in den
vergangenen Jahren aufgeholt, sodass
optisch keine Unterschiede mehr im
Vergleich zu konventionellen
Gebäuden bestehen. Die Bauherren
bestimmen Architektur, Fassaden- und
Innengestaltung ganz entsprechend
ihren Vorstellungen.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Das Einsatzspektrum von
Modulgebäuden ist mittlerweile
äußerst vielfältig und reicht von
Kitas und Schulen über Wohnheime bis
hin zu Büros oder Shops. Die
Vorteile der Modularität überzeugen
Investoren rund um den Globus:
schnelle Realisierung bei voller
Transparenz zu fixen Kosten und
fixen Terminen; grenzenlose
Erweiterung und Neukombination nach
Fertigstellung. Was heute ein Büro
ist, wird morgen ein Mikroapartment,
eine Kita verwandelt sich in eine
Schule mit modernsten digitalen
Technologien. Das Spektrum reicht
von großflächig verglasten
Architekturobjekten mit
lichtdurchfluteten Räumen und
begrünten Dachflächen bis hin zu
praktischen Ausweichgebäuden für den
zeitlich begrenzten Bedarf.
Urbaner Trend: Mikrowohnungen
Die von den Überseecontainern mit
eingeleitete Globalisierung führt
dazu, dass unsere Gesellschaft immer
mobiler wird und der Bedarf an
entsprechenden Wohnformen wächst. Ob
reisende Manager, junge Fachkräfte,
Pendler oder Studenten, oft leben
sie nur mehrere Monate oder wenige
Jahre an einem Ort. Dann jedoch am
liebsten in City-Lage mit optimaler
Versorgung und guter Anbindung an
öffentliche Verkehrsmittel. „In
unserer mobilen Welt ist
Flexibilität gefragt. Dank mobiler
Gebäudelösungen auf Stahlrahmenbasis
können Bauherren in Rekordzeit
anspruchsvolle Räumlichkeiten
schaffen und gleichzeitig flexibel
auf Marktveränderungen reagieren“,
sagt Kai Reese, Head of Marketing &
Business Development bei Algeco.
Ein Koblenzer Unternehmer hat
bereits auf den neuen urbanen Trend
reagiert und in seiner Heimatstadt
den Snooze-Campus gegründet. Mit
einer Wohnfläche von 21 bis 28
Quadratmetern folgen die modernen
Single-Apartments dem Motto „Mini
Format – maximaler Komfort“. Alles
ist vorhanden, was ein moderner
Mensch zum Leben braucht: viel
Licht, Bad, Möblierung und Deko im
trendigen Design-Look, WLAN sowie
Fahrrad- und Pkw-Stellplatz. Beim
Blick auf das innovative Wohngebäude
mit seinen bodentiefen Fenstern und
französischen Balkonen stellt sich
nur die Frage, ob Erfinder Malcolm
McLean seine Container noch
wiedererkennen würde.
Meldung: Algeco GmbH, Kehl