Mit der Gründung durch Königin
Kunigunde begann 1234 die
wechselvolle Geschichte des Klosters
St. Marienthal in der Oberlausitz.
Trotz eines Großbrands und geplanter
Sprengung durch die
Nationalsozialisten hat der Konvent
manches Übel überstanden. Eines
setzt dem Stift im sächsischen
Ostritz, das seit seiner Entstehung
zum Zisterzienserorden gehört und in
dem derzeit zehn Schwestern wirken,
aber bis heute zu: sogenanntes
Grundhochwasser. Ein fachlich und
finanziell von der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit
115.000 Euro gefördertes Projekt
soll die aktuelle Sanierung
voranbringen – und könnte zum Modell
für andere historische Bauten
werden.
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Der neue Bodenaufbau im Kloster St.
Marienthal schützt vor erneuten Schäden durch
Feuchtigkeit und dient als Blaupause für andere Gebäude
dieser Art. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat
das Vorhaben mit 115.000 Euro gefördert
Foto © Sven Taubert/Stenzel & Taubert |
Schon 1897 ließ
das bis dahin schwerste Hochwasser
erahnen, welchen Naturkräften das
Kloster ausgesetzt ist: Die gesamte
barocke Inneneinrichtung der
Klosterkirche wurde damals
vernichtet. Immer wieder kam es in
der Folge zu solchen gravierenden
Ereignissen. An einem Wochenende im
August 2010 erlebten die
Zisterzienserinnen schließlich das
bislang schlimmste Hochwasser der
Klostergeschichte, die Sanierung
dauert bis heute an. Es entstand ein
Schaden in Millionenhöhe. Tückisch
bei der ganzen Angelegenheit: Es
geht nicht allein um Hochwasser,
sondern um Grundhochwasser. Das
heißt: Zeitgleich mit dem Hochwasser
etwa in umliegenden Flüssen und
Bächen steigt auch unterirdisches
Grundwasser an – und zwar selbst
dann, wenn das Wasser in den
naheliegenden Flüssen und Bächen
längst zurückgegangen ist. Solches
Grundhochwasser ist auch für das
Kloster St. Marienthal in Ostritz
zur unsichtbaren und stets lauernden
Gefahr geworden.
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Hochwasser Kloster Marienthal, nach einer
Flut im Jahr 2010 war das Erdgeschoss in der Haushalle
des Klosters stark beschädigt – nicht zum ersten Mal,
Foto ©
Thomas Löther |
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Internationaler Denkmaltag
Seit 1982 organisiert die
internationale
Nichtregierungsorganisation für
Denkmalpflege, International Council
on Monuments and Sites (Icomos), in
Zusammenarbeit mit der
UN-Sonderorganisation für Erziehung
Wissenschaft und Kultur (UNESCO)
jeweils am 18. April den
Internationalen Denkmaltag. Der
jährliche Aktionstag soll auf die
weltweiten Bemühungen zur Rettung
des gefährdeten Kulturerbes
aufmerksam machen und ein Impuls für
Fachleute sein, ihre Expertise
auszutauschen. Auch das Kloster St.
Marienthal in Ostritz ist ein
solches Kulturerbe.
Nah am Wasser gebaut
Um das Kloster in Zukunft vor
weiteren Schäden durch
Grundhochwasser zu schützen,
untersuchten im Zuge des Projekts
Planer, Bauherren, die
Denkmalschutzbehörde und
Bauklimatiker den Baugrund unterhalb
des Propsteigebäudes. Das Ergebnis:
Das Kloster steht auf einem
gewachsenen Flussbett.
„Klosteranlagen der Zisterzienser
sind oft in das Tal gebaut und am
Flusslauf gelegen“, erläutert
Constanze Fuhrmann,
DBU-Referatsleiterin für Umwelt und
Kulturgüter. Die Folge: „Die
Zisterzienserklöster sind daher bei
Extremwetterphänomenen wie
Hochwasser zunehmend von Feuchte
betroffen.“
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Mit Hilfe dieser Probewürfel wurde
untersucht, wie stark verschiedene Böden Feuchtigkeit
aufnehmen. Zwölf Tage wurden sie in feuchtem Sand
gelagert und jeden Tag gewogen, Foto © Thomas Löther
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Ein neuer Boden
schafft Abhilfe
Über eineinhalb Jahre seien
verschiedene Fußbodenaufbauten zum
Schutz des Gebäudes getestet worden,
so Fuhrmann. „Porenbeton hat sich
als besonders wirksam erwiesen. Als
Baustoff kann er feuchtebelastete
Böden vor weiteren Schäden
schützen“, sagt die
DBU-Referatsleiterin. Eine
Fußbodenheizung könne außerdem die
oberen Schichten der Böden schneller
trocknen. Dabei gebe der Fußboden
aber Feuchtigkeit ab, die schnell
wieder abgeführt werden müsse. „Die
Ergebnisse lassen sich für
Sanierungen bei ähnlichen
historischen Bauten übertragen“, ist
Fuhrmann sicher.