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Blick ins Innere der Frankfurter
Paulskirche dem Ort der Preisverleihung in einem
Ausstellungsmodell, Foto (c) Kulturexpress |
Das Kuratorium zeichnet mit dem
1942 in Ostpreußen geborenen
Theweleit einen der bedeutendsten
deutschsprachigen Literatur- und
Kulturtheoretiker aus. Sein
zweiteiliges Werk „Männerphantasien“
über die Körperpolitik des
Faschismus erschien 1977 und gilt
seitdem als Standardwerk kritischer
Gesellschaftstheorie. Es folgten
weitere viel beachtete Werke wie das
dreibändige „Buch der Könige“ (1988
bis 1994) und „Buch der
Königstöchter“ (2013). Neben der
Literatur gehören Psychoanalyse,
Film und Popkultur zu Theweleits
produktivem Bezugssystem. Sein
unorthodoxer assoziativer Stil
erscheint heute aktueller und
lebendiger denn je.
Das Kuratorium des Adorno-Preises
begründet seine Entscheidung für
Klaus Theweleit wie folgt: „Mit
Klaus Theweleit ehren wir einen der
einflussreichsten und zugleich
originellsten Kultur- und
Literaturtheoretiker. Seit den 70er
Jahren des letzten Jahrhunderts
arbeitet Theweleit konsequent an
Themenkomplexen, die bis in die
unmittelbare Gegenwart hineinwirken.
Die Verpanzerung des soldatischen
Körpers als Abwehr des Weiblichen
ist der Nukleus seines auch von der
eigenen Generationserfahrung
geprägten Denkens. Vom soldatischen
Körper des Faschismus bis zum
rechtsradikalen ‚weißen Terror‘ (Theweleit)
unserer Tage zeichnet Theweleit
Kontinuitätslinien nach. Wie Adorno
überschreitet er, so spielerisch wie
ernst, die Grenzen der Wissenschaft.
Sein wucherndes Narrativ, das von
den dunkelsten Seiten der Menschheit
handelt, zielt letztlich auf einen
Akt der Befreiung, die das
Bekenntnis zu Kunst und Sinnlichkeit
einschließt.“
Zu den ständigen Mitgliedern des
Kuratoriums des
Theodor-W.-Adorno-Preises 2021
gehören der Oberbürgermeister der
Stadt Frankfurt Peter Feldmann,
Stadtverordnetenvorsteher Stephan
Siegler, die Vorsitzende des Kultur-
und Freizeitausschusses Nina Teufel,
die Kulturdezernentin Ina Hartwig,
der geschäftsführende Direktor des
Instituts für Sozialforschung Prof.
Ferdinand Sutterlüty, sowie die
Direktorin des
Sigmund-Freud-Institutes Prof. Vera
King. Laut Satzung kamen in diesem
Jahr der Soziologe Prof. Tilman
Allert (Goethe-Universität), der
Philosoph Prof. Christoph Menke
(Goethe-Universität), der
Schriftsteller Ulrich Peltzer und
die Journalistin und Kritikerin
Sonja Zekri (Süddeutsche Zeitung)
hinzu. Vorherige Preisträger waren
unter anderen Judith Butler (2012),
Georges Didi-Huberman (2015) und
Margarete von Trotta (2018). Der
erste Preisträger war im Jahr 1977
der Soziologe Norbert Elias.