Der Roman beginnt auf
der Baustelle in Preungesheim, ein
vielsagender Stadtteil in Frankfurt, der
jedoch nur die Einleitung zu einem
sehr weitreichenden Berufsfeld
bildet, dem des Architekten. Von
hier bis zur Überschrift "Ein Mann
der Kunst" sind einige Schritte mehr
nötig. Immerhin, so erfährt die
Leserschaft bald, ist der
Ich-Erzähler an einer
Kunsthochschule im Fach Architektur
ausgebildet worden und nicht an
einer technischen Universität. Das
ist natürlich ein Unterschied, doch
um diesen richtig einordnen zu
können Bedarf es weiterer
Erläuterungen. Die Erkenntnis an
sich ist nicht zielführend, um bei
der Erstellung eines Bauwerks
dienlich zu sein. Andere Kriterien
zählen, die Sachverstand benötigen,
um vorgegebene Gesetzmäßigkeiten
einzuhalten. So bildet die
Diskussion mit dem Metallbauer vor
Ort die anfängliche Unterstützung
im Roman, um zu einer übergreifenden
Erzählung zu gelangen.
Inhalt
Ein berühmter Maler, der
zurückgezogen auf einer Burg am
Rhein lebt, Kunstfreunde, die ihn
verehren und ihm ein Museum bauen
wollen: eine Begegnung, die die
Höhen und Tiefen des Kulturbetriebs
ausleuchtet, so heiter, komisch und
wahr, wie es selten zu lesen ist.
KD Pratz ist ein Künstler der alten
Schule, der sich jeglicher
Vereinnahmung durch den Kunstbetrieb
verweigert hat. Seine Bilder werden
hoch gehandelt, er ist weltberühmt,
hat sich aber aus der Öffentlichkeit
zurückgezogen. Mit der Welt,
verlogen wie sie ist, will er nichts
zu tun haben, der eigene Nachruhm
aber liegt ihm am Herzen, und so
sagt er zu, den Förderverein eines
Museums zu empfangen, der den
geplanten Neubau ausschließlich
seinen Werken widmen will.
Das erinnert, in gewissen Zügen das
Künstlertum betreffend, an den
satirischen Roman "Ich und Kaminski"
(2003) von Daniel Kehlmann, dessen
Thema der Versuch des eitlen und
überheblichen Ich-Erzählers, des
Kunstkritikers Sebastian Zöllner
ist, der mit einer Biographie dem
alten blinden Maler Kaminski auf die
Sprünge helfen will. Das seltsame
Spannungsverhältnis zwischen
Kritiker und Künstler bildet hier
den Rahmen für eine Satire auf den
Kunstbetrieb mit seinen Eitelkeiten
und die Darstellung der peinlichen
Diskrepanz zwischen Zöllners
Selbstüberschätzung und der
Realität.
Zurück zu Magnussons Roman, in dem
sich Mitglieder des
Museums-Fördervereins nicht einer
Meinung über die Bedeutung von KD
Pratz werden, dennoch fühlen sie
sich hoch geehrt, als ihnen ein
exklusives Treffen mit dem Maler und
ein Besuch auf seiner fast schon
legendären Burg am Rhein in Aussicht
gestellt wird. Wie die Kunstfreunde
bei dieser Begegnung mit ihrem Idol
nach und nach die Contenance
verlieren, als der Meister ihnen die
Unvollkommenheit der Welt und ihre
eigene um die Ohren haut, dabei
subtil die eigene Größe inszeniert,
den Kunstbetrieb niedermacht und
gleichzeitig behauptet – davon
erzählt Kristof Magnusson mit großer
Meisterschaft und leuchtet die
Untiefen unseres Kulturbetriebs aus.
Ein Mann der Kunst
Roman von Kristof Magnusson
Verlag Antje Kunstmann, München
1. Auflage, 2020
gebundene Ausgabe, 240 Seiten
Größe: 21,6 x 14,2 x 2,7 cm
ISBN 978-3-95614-382-3