Mit der Sanitär-,
Heizungs- und Klimatechnik-Branche (SHK)
arbeitet die Messe Frankfurt seit
vielen Jahren eng zusammen. Auf der
ISH, der Weltleitmesse für Wasser,
Wärme, Klima, kommt alle zwei Jahre
die gesamte Industrie zusammen, um
sich auszutauschen und Geschäfte zu
machen. Vom 22. bis 26. März 2021
findet die Veranstaltung turnusgemäß
statt – in diesem Jahr digital.
Wolfgang Marzin, Vorsitzender der
Geschäftsführung der Messe
Frankfurt, unterstreicht im
Interview, wie wichtig eine ISH
digital für die Branche ist und gibt
Einblicke in die Inhalte.
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Auf dem Foto Wolfgang Marzin während
einer Messe-Veranstaltung auf der Saalburg im Taunus,
Dezember 2016
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Herr Marzin,
bitte fassen Sie noch einmal kurz
zusammen, in welchem Format die ISH
digital 2021 stattfindet.
Wolfgang Marzin: Wie der Name der
diesjährigen Veranstaltung schon
vermuten lässt, findet die ISH 2021
ausschließlich digital statt. In
enger Absprache mit der Branche
haben wir schon im vergangenen
Herbst umgeplant. Wir haben uns
gegen eine hybride Veranstaltung und
für ein rein digitales Format
entschieden. Im Mittelpunkt stehen
die dringend benötigte
Business-Plattform und der
Wissensaustausch. In erster Linie
lebt das Format von den Ausstellern
und deren Produktpräsentationen,
aber auch vom absolut interessanten
Rahmenprogramm. An den fünf
Veranstaltungstagen wird es einen
attraktiven Mix aus Fachvorträgen,
Podiumsdiskussionen und Produktshows
geben, der zum Teil live aus den
Aufnahme-Studios der Messe Frankfurt
in die ganze Welt gesendet wird.
Darüber hinaus stellen wir auf der
ISH digital Plattform gebündelt
verschiedene Funktionen zur
Verfügung: Ein KI-gestützter
Matchmaking-Prozess erstellt auf
Basis von Interessen
Kontaktempfehlungen und vernetzt so
die richtigen Aussteller mit den
richtigen Besuchern. Durch eine
Chatfunktion, Video-Gespräche und
digitale Konferenzräume kann
persönlich kommuniziert und
interagiert werden. Mit diesem
Format bieten wir nicht nur der
Branche eine Plattform, sich zu
treffen und auszutauschen, sondern
können so auch internationale Kunden
erreichen. Das war ein wichtiger
Aspekt für Aussteller sowie Besucher
und damit ein Arbeitsauftrag für
uns, den wir gerne angenommen haben.
Auf welche
Highlights freuen Sie sich ganz
besonders?
Wolfgang Marzin: Die ISH ist mit
ihren Kernthemen Wasser, Wärme,
Klima seit jeher eine Messe mit
gesellschaftlicher Relevanz. Die
Corona-Pandemie hat uns das noch
einmal klar vor Augen geführt. Das
zeigt sich auch an den diesjährigen
Top-Themen der Messe. Mit dem Green
Deal, der Lüftungstechnologie für
saubere und gesunde Raumluft in
Innenräumen und der Hygiene-Welle im
Sanitärbereich werden brandaktuelle
Themen diskutiert. Aus diesem Grund
wird auch in diesem Jahr die Politik
auf der ISH digital vertreten sein.
Ich freue mich, dass Hessens
Ministerpräsident Volker Bouffier an
der Eröffnung der Messe am 22. März
teilnehmen wird. Weitere Highlights
sind das ISH Technologie- und
Energie-Forum, das beispielsweise
über Biomethan und Wasserstoff im
Wärmemarkt als grüne Alternative zum
Öl spricht oder das Klima Forum, das
unter anderem Lüftungstechnik
präsentiert, die das
Infektionsrisiko in Innenräumen
minimiert. Die Trendschau „Pop up my
Bathroom“ stellt unter dem Titel „Inside
| Outside“ neben den aktuellen
Designtrends, auch zentrale
Branchenthemen wie Sanierung und
Hygiene in öffentlichen
Sanitäranlagen und Privathaushalten
in den Fokus. Zudem zeigt sie,
welche Technologien Bäder künftig
smarter machen.
Die ISH spiegelt schon immer den
Zeitgeist wider und ist auch 2021
Innovationstreiber für die
SHK-Branche. Ich bin sehr gespannt,
mit welchen Produktneuheiten unsere
Aussteller in diesem Jahr aufwarten.
Außerdem freue ich mich, dass wir
mit der ISH digital als Messe
Frankfurt zeigen können, dass wir
auch große Weltleitmessen digital
veranstalten können. Kleinere
Veranstaltungen wie die Cleanzone,
Formnext, SPS oder Hypermotion
hatten schon ihre Feuerprobe. Das
Feedback von Ausstellern und
Besuchern war unter den gegebenen
Umständen sehr positiv.
Warum hat
sich die Messe Frankfurt für eine
digitale ISH entschieden? Sie hätten
2021 unter den aktuellen Umständen
auch aussetzen und sich auf die
Veranstaltung 2023 konzentrieren
können.
Wolfgang Marzin: Die ISH 2021
auszusetzen, war keine Option. Wir
sehen uns als Partner der
SHK-Branche und stehen vor allem in
diesen herausfordernden Zeiten an
ihrer Seite. Die Branche hat uns
signalisiert, dass sie dringend eine
Business-Plattform benötigt, denn
die Geschäfte laufen gut. Deshalb
haben wir alle Hebel in Bewegung
gesetzt, trotz der aktuellen
Pandemielage eine gute Lösung zu
finden. Die Entscheidung für eine
digitale ISH war absolut richtig –
auch wenn die Messe anders als
gewohnt und in kleinerem Rahmen
stattfinden wird. Da dürfen wir uns
nichts vormachen. Mit dem
KI-gestützen Matchmaking, den
Livestreams und unterschiedlichen
Kommunikationsfunktionen kann die
Plattform jedoch vieles abbilden,
was sich die Branche wünscht. In
diesem Jahr ist eben alles etwas
anders. Aber aus meiner Sicht
erwachsen daraus auch eine Menge
neue Chancen. Unser Geschäftsmodell
basiert natürlich auf der
persönlichen Begegnung. Sich wieder
real zu treffen, daran arbeiten wir,
auch unseren Ausstellern zuliebe.
Und dennoch werden wir sicher
einiges von dem, was wir gerade alle
lernen und noch lernen werden,
„mitnehmen“ für eine ISH 2023 – dann
wieder auf dem Frankfurter
Messegelände.
Herr Marzin,
werden Sie bei der digitalen ISH
selbst auch „vor Ort“ sein?
Wolfgang Marzin: Davon können Sie
ausgehen. Wenn wir Partner der
SHK-Branche sein wollen, müssen wir
auch wissen, was sie bewegt. Deshalb
war ich in den vergangenen Jahren in
den Messehallen präsent und habe
Gespräche mit Kunden geführt. Das
werde ich auch 2021 bei der
digitalen ISH beibehalten, mich
einloggen und die Plattform nutzen,
um mich zu vernetzen. Wenn ich
ehrlich bin, freue ich mich einfach
auf den persönlichen Austausch. Das
vermisst aktuell jeder – auch ich.
Ein Blick
in die Zukunft: Welche Rolle werden
digitale Formate bei Messen und
Veranstaltungen künftig spielen?
Wolfgang Marzin: Rein digitale
Veranstaltungen werden uns bis in
das Frühjahr 2021 in jedem Fall
begleiten. Für die zweite Hälfte des
Jahres planen wir wieder
Veranstaltungen vor Ort auf dem
Messegelände. So zum Beispiel die
Fachmesse für Lüftung und
Luftqualität, Indoor-Air. Sie findet
auf Wunsch der Branche in diesem
Jahr einmalig in der Halle 12 auf
unserem Gelände statt.
Digitalisierung hat es uns in den
letzten Monaten trotz eines
Veranstaltungsverbotes erlaubt,
Menschen digital zusammenzubringen
und ihnen eine Business-Plattform
anzubieten. Wir sind sehr froh und
dankbar für diese Möglichkeit. Wie
bereits erwähnt, sehe ich digitale
Elemente in Zukunft als wichtige
Ergänzung für physische Messen. Das
eröffnet neue Potenziale: Aussteller
und Besucher können ihr
Messeerlebnis noch individueller
gestalten, Marken sind über die
Messe hinaus online präsent,
Besucher aus dem Ausland können bei
Terminüberschneidung früher abreisen
und von zu Hause aus digital
teilnehmen. Im Herzen bin ich aber
durch und durch Messemacher: Das
Digitale kann die persönliche
Begegnung nicht vollends ersetzen.
Darf es auch nicht. Deshalb freue
ich mich schon jetzt, die Welt
künftig wieder in Frankfurt am Main
begrüßen zu dürfen.
Foto (c) Kulturexpress, Meldung:
Messe Frankfurt Exhibition GmbH