Das Team von „heilergeiger
Architekten und Stadtplaner" um Dr.
Jörg Heiler und Peter Geiger ist
Gewinner des diesjährigen Balthasar
Neumann Preis. Das gaben die
Auslober BDB und die DBZ Deutsche
Bauzeitschrift auf der BAU
Online in München bekannt.
Die Jury unter
dem Vorsitz des Bauingenieurs und
Architekten und letzten
Preisträgers, Prof. Werner Sobek,
zeichnete die Arbeit des Kemptener
Planungsbüros an der Memminger
Kindertagesstätte der Alois
Goldhofer Stiftung aus.
Anerkennungen erhielten ein
Schulbauprojekt in Simbabwe von „Ingenieure
ohne Grenzen e.V.", die Adidas World
of Sports ARENA in Herzogenaurach
von Behnisch Architekten, Stuttgart
und die neue Unternehmenszentrale
des Drogeriewarenhändlers dm in
Karlsruhe von LRO Lederer
Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart.
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Preisträger: Kita Karoline Goldhofer,
Innen, Foto (c) Nicolas Felder |
Außenansicht |
Im Rahmen der
erstmals rein digital stattfindenden
Messe BAU Online hat der BDB
gemeinsam mit der Deutschen
Bauzeitschrift DBZ das
Gewinnerprojekt sowie die
Anerkennungen des mit 10.000 Euro
dotierten Balthasar Neumann Preis
2021 bekanntgegeben. Die feierliche
Preisübergabe findet wegen der
Covid19-Pandemie zu einem späteren
Zeitpunkt statt. Insgesamt wurden
für den diesjährigen Preis mehr als
60 Projekte eingereicht.
Preisträger
Die hochkarätig besetzte Jury um den
Architekten und letzten Gewinner aus
dem Jahr 2018, Prof. Werner Sobek,
kürte den Um- und teilweisen Neubau
der Kindertagesstätte Karoline
Goldhofer in Memmingen zum Gewinner.
Das Planungsprojekt des Kemptener
Büros heilergeiger Architekten und
Stadtplaner um Dr. Jörg Heiler und
Peter Geiger sei laut Jury „ein
Musterbeispiel an architektonischer
Achtung vor dem Bestehenden,
Behutsamkeit in der Veränderung und
Zurückhaltung im Neuen."
Im Gewinnerprojekt kommen die
Aspekte für den Balthasar Neumann
Preis zusammen: Die beispielhafte
Zusammenarbeit von Architektur- und
Ingenieurskunst, die Beachtung
klimarelevanter Elemente wie der
Reduzierung grauer Energie und das
Setzen eines Positivbeispiels für
das Bauen der Zukunft.
Bauherr: Alois Goldhofer
Stiftung Medizin
Architektur: heilergeiger
Architekten und Stadtplaner BDA
Tragwerksplanung: IHW
Beratende Ingenieure
Planung TGA: Güttinger
Ingenieure
Landschaftsplanung: Latz +
Partner Landschaftsarchitektur
Stadtplanung Architektur
Partnerschaft mbB
Lichtplanung: Generation
Licht
Anerkennungen
Neben dem Sieger sprach die Jury
auch drei Anerkennungen aus, die im
Sinne Balthasar Neumanns gelungen
sind:
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Anerkennung: Initiative Rising Star,
Außen, Foto (c) Kristina Egbers |
Innenansicht |
Das von jungen ArchitektInnen und
IngenieurInnen ehrenamtlich am
Stadtrand von Harare in Simbabwe
durchgeführte Projekt Initiative
Rising Star – Schulgebäude für
Hopley von Ingenieure ohne Grenzen
e.V. überzeugte die Jury mit seinem
Low-Tech-Ansatz, der konsequenten
Verwendung von lokalen und CO2-armen
Werkstoffen und bietet einen Campus
für etwa 800 SchülerInnen.
Bauherr: Rising Star Primary
School
Architektur: Ingenieure ohne
Grenzen e.V.
Tragwerksplanung: Ingenieure
ohne Grenzen e.V.
Eine weitere Anerkennung ging an die
Adidas World of Sports ARENA in
Herzogenaurach, die vom Stuttgarter
Büro Behnisch Architekten,
Stuttgart, entworfen und geplant
wurde. „Der Neubau überzeugt durch
die ganzheitliche Planung im
Zusammenspiel von Gestaltung,
Fassadenkonzept und -ausformulierung
sowie einem hohen Innovationsgrad in
der Tragwerkserrichtung", so die
Jury.
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Anerkennung: adidas World of Sports
ARENA, Außen, Foto (c) David Matthiessen
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Innenansicht |
Bauherr: adidas AG
Architektur: Behnisch
Architekten, Stuttgart,
Partner:
Stefan Rappelt
Projektleitung:
Cornelia Wust
Tragwerksplanung: Werner
Sobek AG
Fassadenplanung: KuB
Fassadentechnik
Planung HLS: Rentschler und
Riedesser
Lichtplanung: Bartenbach GmbH
Siehe auch:
Bauprojekt "Arena" von adidas mit
einzigartiger Hydraulik erstellt
Beim vom Büro LRO Lederer
Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
entworfenen und von einer Vielzahl
weiterer Büros geplanten Dialogicum
von dm hebt die Jury die
„ertrauensvolle Zusammenarbeit
zwischen Tragwerksplanern und
Haustechnikern" hervor, die „ür ein
so großes, fortschrittliches und
raffiniertes Gebäude unabdingbar"
sei.
Bauherr: dm-drogerie markt
GmbH + Co. KG, Karlsruhe
Architektur: LRO Lederer
Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro
Dr. Binnewies, Hamburg
Planung HLS: Pfeil & Koch
Ingenieurgesellschaft Beratende
Ingenieure VBI, Stuttgart
Planung ELT: GBI Gackstatter
Beratende Ingenieure GmBH, Stuttgart
Objektüberwachung: Ernst2
Architekten AG, Stuttgart
Projektsteuerung:
fc.ingenieure Projektsteuerung GmbH,
Ettlingen
Bauphysik: ITA
Ingenieurgesellschaft für technische
Akustik mbH, Wiesbaden
Brandschutz: Halfkann +
Kirchner PartGmbB, Erkelenz
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Anerkennung: dialogicum, Außen, Foto (c)
Roland Halbe |
Innenansicht |
Jurystatements
Preisträger: Kita Karoline Goldhofer
„Der Um- und teilweise Neubau der
Kindertagesstätte Karoline Goldhofer
in Memmingen ist ein Musterbeispiel
an architektonischer Achtung vor dem
Bestehenden, Behutsamkeit in der
Veränderung und Zurückhaltung im
Neuen. Der Umgang mit dem aus einem
Wohngebäude der Stifter, der
zugehörigen Garage und einem Pool
bestehenden Komplex, der im Kern
erhalten, freigestellt und mit einer
neuen Hülle umfasst wurde zeugt von
hoher architektonischer
Sensibilität, die um hohe
ingenieurtechnische Kompetenz
erweitert wurde. So entstand
schließlich nicht nur eine spannende
Folge von Räumen und Zwischenräumen,
sondern auch ein energetisch
vorbildliches Gebäude, das viele
Ein- und Ausblicke erlaubt. Das
Energiekonzept, das an die
Hüllkonzeptionen aus Polycarbonat
von Günter Pfeifer angelehnt ist,
vermeidet die üblichen
Wärmedämmmaßnahmen ohne irgendwelche
energetischen Einbußen. Die neue
Fassade wirkt als passiver
Solarkollektor, die
Photovoltaikanlage auf dem Dach
dient der Gewinnung von
Elektrizität. Die in ihrem Volumen
erhaltenen Bestandsgebäude wirken
als Speichermassen. Sie sorgen
dafür, dass es innerhalb des
Gebäudeensembles im Sommer nicht zu
warm wird. Bei allen Überlegungen
spielte stets auch die Frage einer
Reduzierung der grauen Energie bzw.
der grauen Emissionen eine wichtige
Rolle. Jetzt, wo man gelernt hat,
dass die grauen Emissionen ein
mehrfach höheres atmosphärisches
Schädigungspotential als die
Emissionen in der Nutzungsphase
besitzen, ist dies von besonderer
Bedeutung. Es weist in die Zukunft
des Bauens – und wo wäre dies
wichtiger als in einer
Kindertagesstätte?"
Anerkennung: Initiative Rising Star
– Schulgebäude für Hopley
Der kleine Schulbau überzeugt durch
gute Gestaltung unter Einsatz
einfacher Werkstoffe und Bauweisen.
Die aus sonnengetrockneten
Lehmziegeln gemauerten Wände
gliedern das Bauwerk, die
großzügigen Bogenöffnungen sind
prägendes und raumbildendes
Ausdrucksmittel. Die geordnete
Strukturierung der Fassade mit
regelmäßigen Lisenen und Öffnungen
ist ablesbar als Gestaltungsmerkmal
eines öffentlichen Bauwerks. Der
low-tech-Ansatz ist konsequent:
Lokale und CO2-ausstoßarme
Werkstoffe werden sinnvoll und
materialgerecht eingesetzt, die
Baukonstruktion mit massiven Wänden
und doppelter Dachschale ist
klimagerecht gewählt. Die
Preisverleiher würdigen insbesondere
die ehrenamtliche Tätigkeit der
jungen ArchitektInnen und
IngenieurInnen, die das Ergebnis
einer Diplomarbeit im Selbst-Bau
zusammen mit Anwohnern realisiert
haben. Die programmatische Wirkung
solcher Bauten als Vorbild für
weitere von den Einwohnern selbst zu
errichtende Bauwerke kann von großer
Bedeutung sein.
Anerkennung: adidas World of Sports
ARENA
„Der Neubau überzeugt durch die
ganzheitliche Planung im
Zusammenspiel von Gestaltung,
Fassadenkonzept und -ausformulierung
sowie einem hohen Innovationsgrad in
der Tragwerkserrichtung. Der vor der
Fassadenebene umlaufende Trägerrost
reagiert mit konsequent
architektonischer Sprache auf die
unterschiedlichen Sonnenstände und
minimiert ohne Steuerungsaufwand in
der Sonnenschutzführung die
Kühllastgänge im Gebäude. Die
parallel laufende Klimahülle sowie
die Positionierung der Innenhöfe
ermöglichen eine natürliche
Belichtung und Belüftung aller
Flächen im Inneren. Durch die
Ausformulierung der Hüllkonstruktion
sowie die Grundrisskonfiguration
wird damit im Sinne der
Nachhaltigkeit ein robuster und
effizienter Gebäudebetrieb
geschaffen. Das Tragwerk, welches
sich gestalterisch in die
Gesamtkomposition einfügt, weist in
seiner Herstellung einen weltweit
einmaligen Prozess auf, da es
konsequent ebenerdig erstellt und
über Hydraulik angehoben wurde.
Integrale Konzeption und Umsetzung
führen zu einem Gebäude, welches
durch Intelligenz im Einfachen bei
hoher Komplexität im Detail
überzeugt und begeistert."
Anerkennung: dialogicum - Neubau
dm-Drogeriemarkt
Unternehmenszentrale
„Die Auslobung des Balthasar Neumann
Preises erwartet ‚beispielhafte,
innovative und über technisch
etablierte Standards hinausgehende
Zusammenarbeit verschiedener
Fachdisziplinen an einem Bauwerk
[...], das aufgrund dieser
Zusammenarbeit, ganz im Sinne
Balthasar Neumanns, herausragende
baukulturelle und technische
Qualitäten aufweist.‘ Angesichts der
alltäglichen Grenzen, denen die
Architektur heute unterworfen ist,
hängt die Messlatte damit sehr hoch.
Das dialogicum lässt sich, zumindest
was das Gesamtvolumen angeht, mit
Balthasar Neumanns Würzburger
Residenz vergleichen. Eine
vertrauensvolle Zusammenarbeit mit
Tragwerksplanern und Haustechnikern
ist fundamental für so ein großes,
fortschrittliches und raffiniertes
Gebäude.
Es gibt allerdings kein Äquivalent
zur Würzburger Einheit von Kunst und
Architektur, die sich im
prachtvollen ikonographischen
Gesamtkunstwerk des Würzburger
Architekten mit Giovanni Battista
Tiepolo zeigt. Heutzutage sind die
barocken, großen Erzählungen
geschrumpft – zu den kleinen
alltäglichen Erzählungen praktischer
Möglichkeiten wie Speichermasse oder
dezentraler Lüftung.
Hierin brillieren die Planer – von
der haptischen und nachhaltigen,
recycelten Ziegelfassade bis zu den
nutzerfreundlichen Details der
Inneneinrichtung und den räumlichen
Sequenzen. Sogar der proto-barocken
Wölbung der Eingangsfassade gelingt
es, innerhalb des übergeordneten
kompositionellen Systems präzise und
eindeutig auf den Empfang
hinzuweisen."
Jury Balthasar-Neumann-Preis 2021
Prof. Karen Eisenloffel, EiSat GmbH,
BTU Cottbus
Prof. Elisabeth Endres, Institut für
Gebäude- und Solartechnik, TU
Braunschweig
Mag. Angelika Fitz, Direktorin
Architekturzentrum Wien
Dipl.-Ing. Katja Reich,
DBZ-Chefredakteurin, Berlin
Prof. Werner Sobek, Werner Sobek AG,
Stuttgart
Dipl.-Ing. Ernst Uhing,
Vizepräsident BDB, Lüdenscheid
Peter Wilson, Bolles+Wilson, Münster
Fakten
Balthasar-Neumann-Preis 2021
Auslobung: 18. Mai 2020
Einreichungsschluss: 30.
September 2020
Jurysitzung: 10. November
2020
Bekanntgabe der Preisträger:
15. Januar 2021 im Rahmen der BAU
ONLINE
Dotiert mit 10.000 €
www.balthasar-neumann-preis.de
Meldung: Bauverlag BV
GmbH Redaktion DBZ Gütersloh/ Berlin