Studie der
Goethe-Universität zeigt: auch
Feinstaub wird reduziert – Lüften
wegen CO2
auch weiterhin erforderlich.
Atmosphärenforscher der
Goethe-Universität Frankfurt haben
herausgefunden, dass Luftreiniger
der Filterklasse HEPA (H13) die
Aerosolkonzentration in einem
Klassenzimmer in einer halben Stunde
um 90 Prozent senken können. Weil
damit das Risiko einer
Aerosolinfektion mit dem SARS-CoV-2
Virus deutlich verringert wird,
empfehlen die Wissenschaftler das
Aufstellen entsprechender
Luftreiniger in Klassenräumen. Die
Lärmbelastung durch den Reiniger
beurteilten Schüler und Lehrer
überwiegend als nicht störend. Die
Studie wurde als Preprint
veröffentlicht, vor der Publikation
in einer wissenschaftlichen
Zeitschrift.Der
gefährlichste Infektionsweg des
SARS-CoV-2-Virus geht über die Luft:
Beim Niesen oder Husten etwa
schleudern Infizierte
verhältnismäßig große Tröpfchen von
sich, die allerdings im Umkreis von
zwei Metern zu Boden sinken. Wichtig
sind auch die Aerosolpartikel, viel
kleinere Flüssigkeitströpfchen, die
wir auch beim Sprechen oder Atmen
absondern. Studien zeigen, dass
infektiöse SARS-CoV-2-Viren in
solchen Aerosolen auch mehr als drei
Stunden nach der Emission noch
nachgewiesen werden können und dies
mehrere Meter weit entfernt von
Patienten. Die Flüssigkeit in
solchen Aerosolpartikeln verdampft
schnell, wodurch sie kleiner werden
und sich innerhalb von wenigen
Minuten in einem Raum ausbreiten
können.
Joachim Curtius, Professor für
Experimentelle Atmosphärenforschung
an der Goethe-Universität Frankfurt,
hat zusammen mit seinem Team eine
Woche lang vier Luftreiniger in
einer Schulklasse mit Lehrern und 27
Schülern getestet. Die Luftreiniger
verfügten über einen einfachen
Vorfilter für groben Staub und
Flusen sowie über einen HEPA- und
einen Aktivkohlefilter. Die
Luftreiniger setzten zusammen
zwischen 760 und 1460 Kubikmeter
Luft pro Stunde um. Neben der
Aerosolbelastung bestimmten die
Wissenschaftler die Feinstaubmenge
und die CO2-Konzentration und
untersuchten die Lärmbelastung durch
das Gerät. Das Ergebnis: 30 Minuten
nach dem Anschalten hatte der
Luftreiniger 90 Prozent der Aerosole
aus der Luft entfernt.
Prof. Curtius erklärt: „Auf Basis
unserer Messdaten haben wir eine
Modellrechnung angestellt, anhand
der sich abschätzen lässt: Ein
Luftreiniger reduziert die Menge an
Aerosolen so stark, dass in einem
geschlossenen Raum auch die
Ansteckungsgefahr durch eine hoch
infektiöse Person, einen
Superspreader, sehr deutlich
reduziert würde. Deshalb empfehlen
wir den Schulen in diesem Winter den
Einsatz von HEPA-Luftreinigern mit
einem ausreichend hohen
Luftdurchsatz.“
Lärmmessungen und eine Umfrage
unter den Schülern und Lehrern
ergaben, dass das Geräusch des
Luftreinigers überwiegend als nicht
störend empfunden wurde, sofern das
Gerät nicht auf höchster Stufe lief.
Neben der Infektionsgefahr senkte
der Luftreiniger noch die Allergen-
und Feinstaubbelastung, maßen die
Forscher. Joachim Curtius: „Ein
Luftfilter ersetzt allerdings nicht
das regelmäßige Öffnen des Fensters,
wodurch die CO2-Konzentration
im Raum wieder gesenkt wird. Unsere
Messungen in den Klassenzimmern
haben gezeigt, dass die Werte häufig
über den empfohlenen Grenzwerten
lagen. Hier empfehlen wir die
Installation von CO2-Sensoren,
damit Schüler und Lehrer dies
kontrollieren können.“
Publikation: medRxiv
2020.10.02.2020563; doi:
https://doi.org/10.1101/2020.10.02.20205633
Foto (c) Camfil,
Meldung: Goethe-Uni, Frankfurt am
Main