Immer mehr Menschen weltweit leiden
an einer Fischallergie. Das im Fisch
enthaltene Kollagen ist für viele
FischallergikerInnen ein wichtiges
Allergen, jedoch ist es in den
meisten kommerziell erhältlichen
Diagnosetests, die auf wässrigen
Extrakten von Allergenquellen
beruhen, in zu geringen Mengen
enthalten. Der Grund dafür könnte
darin liegen, dass Kollagen sich in
neutralen wässrigen Lösungen nicht
löst. Die Wichtigkeit des Kollagens
für eine umfassende Diagnose von
Fischallergie konnte ein
Forschungsteam um Heimo Breiteneder
und Tanja Kalic vom Institut für
Pathophysiologie und
Allergieforschung der MedUni Wien
jetzt nachweisen. Die Studie wurde
kürzlich im “The Journal of Allergy
and Clinical Immunology: In Practice”
publiziert.
Der Verzehr von
Fischen und Fischprodukten führt
immer häufiger zu schweren
allergischen Reaktionen. Bei dieser
Allergieform ist die
Wahrscheinlichkeit eines
anaphylaktischen Schocks höher als
bei vielen anderen
Lebensmittelallergien. Dazu kommt,
dass auch Hautkontakt mit Fischen
und das zufällige Einatmen von
Fischdämpfen eine allergische
Reaktion auslösen kann. Noch ist das
Wissen über die in Fischen
enthaltenen Allergene nicht
umfassend genug. Die
Forschungsgruppe vom Institut für
Pathophysiologie und
Allergieforschung der Medizinischen
Universität Wien unter der Leitung
von Heimo Breiteneder und Tanja
Kalic thematisiert dieses Feld seit
längerem, um die
Fischallergiediagnostik im Sinn der
Sicherheit für PatientInnen zu
verbessern. So identifizierten die
ForscherInnen 2018 den Nagelrochen
als potenzielle Nahrungsalternative
für Menschen mit Fischallergie, da
dieser ein geringes
Allergiepotenzial aufweist. In ihrer
aktuellen Studie beschreiben sie nun
das in Fischen enthaltene Kollagen
als ein wichtiges Allergen, das bei
der Diagnose oft übersehen wird.
Kalic: „Unsere Forschungsergebnisse
sind deshalb so wichtig, weil
PatientInnenen nicht nur durch den
Verzehr von Fischen dem Kollagen
ausgesetzt sind, sondern auch durch
verschiedene kosmetische,
pharmazeutische und
Lebensmittelprodukte, die
Fischkollagen enthalten können. Das
Erkennen seines allergenen
Potenzials und seine Einbeziehung in
die Fischallergiediagnostik sind
daher von entscheidender Bedeutung
für die PatientInnensicherheit.
Fischkollagen ist nun offiziell in
der Datenbank des Allergen
Nomenclature Sub-Committee der WHO/IUIS
als Allergen registriert, wodurch es
hoffentlich eine stärkere
Anerkennung erfährt“.
Zur Problematik
der Diagnoseerstellung einer
Fischallergie sagt Breiteneder: „Ein
möglicher Grund für das mangelnde
Verständnis der Allergenität von
Fischkollagen ist dessen
Unlöslichkeit in neutralen wässrigen
Lösungen, was zu seinem Fehlen in
Lösungen führt, die üblicherweise in
Forschung und Diagnose eingesetzt
werden. In unserer Studie
extrahierten wir daher mit einem
spezifischen Reinigungsansatz mit
stark sauren Lösungen Kollagen aus
Fischgewebe. Unsere Studie
unterstrich die Notwendigkeit der
Charakterisierung einzelner
Allergene und deren Einbeziehung in
Diagnostik-Panels, insbesondere von
Allergenen mit ungewöhnlichen
biochemischen Eigenschaften“.
Die Studie
wurde zusammen mit der
Forschungsgruppe von Andreas Lopata
von der James Cook University in
Townsville, Australien, und anderen
australischen Forschungsinstituten
durchgeführt. Sie umfasst eine
Kohorte von über 100 Personen mit
Fischallergie. Durch spezifische
IgE-Messverfahren und zellbasierte
Tests zeigte diese Studie, dass
Kollagen für etwa 20 Prozent der
Personen mit Fischallergie, von
denen einige negativ auf andere
bekannte Fischallergene getestet
wurden, ein wichtiges Allergen ist.
Service: The Journal of Allergy and
Clinical Immunology: In Practice
Collagen-An Important Fish Allergen
for Improved Diagnosis.
The Journal
of Allergy and Clinical Immunology:
In Practice
Collagen - An Important Fish
Allergen for Improved Diagnosis. T.
Kalic, S.D. Kamath, T.Ruethers, A.C.
Taki, R. Nugraha, T.T.K. Le, P.
Humeniuk, N.A. Williamson, D.Hira,
J.M. Rolland, R.E. O'Hehir, D. Dai,
D.E. Campbell, H. Breiteneder*, A.L.
Lopata*, *joint last authorship. DOI:
10.1016/j.jaip.2020.04.063
Meldung:
Medical University of Vienna