Die Initiatoren der
Frankfurt Fashion Week, Anita
Tillmann, geschäftsführende
Gesellschafterin Premium Group, und
Detlef Braun, Geschäftsführer Messe
Frankfurt, über die Zukunft der
Modebranche, neue Partnerschaften,
Synergien und das Konzept der neuen
Frankfurt Fashion Week.
Frankfurt Fashion Week – ein
großes Momentum für die Modebranche.
Was bedeutet dieser Schritt für die
Messe Frankfurt und die Premium
Group?
Anita Tillmann (AT): Der
Umzug nach Frankfurt im Juli 2021
ist ein großer und ein wichtiger
Schritt für uns und unsere Kunden.
Nach 18 Jahren Berlin ist es an der
Zeit, etwas Neues zu wagen und ein
Zeichen zu setzen. Wir gehen aus
einer Position der Stärke mit dem
Ziel, die Transformation, in der
sich der gesamte Markt befindet,
wesentlich mitzugestalten. Unsere
Messen in Berlin sind sehr
erfolgreich und umso wichtiger ist
es, das Momentum zu nutzen, etwas
Neues zu schaffen.
Detlef Braun (DB): Wir wollen
mit der Frankfurt Fashion Week ein
modernes und zeitgemäßes Format
kreieren und Zukunftsthemen der
Textil- und Modeindustrie
ansprechen. Dafür werden wir die
Fashion Week gemeinsam neu
positionieren. Das erfordert ein
modernes Produkt, das sich von
bestehenden Fashion Weeks abgrenzt
und diese nicht kopiert. Wir als
Messe Frankfurt können uns hier mit
all unserem textilen Know-how mit
einbringen und diverse Synergien
nutzen.
Synergien, Sie geben das
Stichwort. Der größte
Messeveranstalter mit eigenem
Messegelände weltweit und der
Veranstalter Europas größter
Modemessen kooperieren. Welche
Synergien ergeben sich aus dieser
Partnerschaft?
AT: Das neue Narrativ ist
zukunftsfähig, wirtschaftlich stark
und innovativ. Zusammen können wir
wesentlich mehr schaffen und der
Branche ein neues WIR-Gefühl
vermitteln. Wir bündeln unsere
Kräfte und werden mit unseren
individuellen, innovativen Ansätzen
und Formaten neue Standards setzen.
Der Ruf der Branche nach einer
gemeinsamen Plattform ist nicht mehr
zu überhören gewesen.
DB: Wir arbeiten schon lange
mit der Premium Group zusammen und
Anita und ich schätzen uns sehr.
Gemeinsam mit dem Duo Anita und Jörg
Arntz von der Premium hat mein Team
mit Olaf Schmidt an der Spitze in
Berlin sehr partnerschaftlich
Synergien im Veranstaltungsgespann
Premium, Seek, Neonyt und den
Konferenzen geschaffen. Die globale
Textil- und Modeindustrie, ihre
Wertschöpfungsketten und
Distributionskanäle durchleben
aktuell einen massiven
Change-Prozess. Als globaler
Marktführer im Veranstalten von
Textilmessen befinden wir uns im
Epizentrum dieser Transformation hin
zu mehr digitaler Vernetzung,
innovativer Produktion sowie
Transparenz und Nachhaltigkeit. Die
Premium als größte Modemesse Europas
steht vor der gleichen
Herausforderung. Heute mehr denn je
muss die Branche noch enger
zusammenarbeiten. Unser Messegelände
ist eines der größten weltweit -
somit kann auf einem Gelände alles
abgebildet werden: Fashion,
Sustainability, New Technologies –
mit einem Ticket, an einem Standort,
das ist einmalig.
Wie sind die Rollen verteilt?
DB: Die Messe Frankfurt und
die Premium Group sind die
Initiatoren, die Stadt Frankfurt am
Main und das Land Hessen sind Host.
Stadt und Land haben uns von Anfang
an außerordentlich unterstützt und
engagieren sich stark für den Erfolg
der Frankfurt Fashion Week. Wir
arbeiten eng zusammen und freuen
uns, noch weitere Partner und
Multiplikatoren für das Projekt zu
gewinnen. So stehen wir
beispielsweise aktuell mit dem
Fashion Council Germany im engen
Austausch hinsichtlich einer
Kooperation und Unterstützung des
Gesamtkonzepts. Gemeinsam wollen wir
die Wirtschaftsmetropole Frankfurt
zur neuen internationalen
Fashionmetropole machen.
Unveiling The Unexpected – was
verspricht dieser Slogan?
AT: Frankfurt ist ein neuer,
unverbrauchter Standort für die
Modebranche - zukunftsfähig und
sexy. Wir haben die große Chance,
alle Formate neu zu definieren, neue
Themenschwerpunkte zu setzen. Wir
werden Bewährtes noch besser machen
und überholte Konzepte über Bord
werfen. Wenn Fashion, Lifestyle,
digitale Innovationen und
Nachhaltigkeit eine Synthese
eingehen – dann entsteht etwas
Neues, Unerwartetes. Genau das ist
unser Anspruch.
DB: Wir wollen das Unerwartete mit
den Zukunftsthemen der Mode
verbinden. Das Unerwartete ist neu,
inspirierend und anders. Es
überrascht. Wir wollen neugierig
machen, dazu anregen, genauer
hinzuschauen. In Frankfurt können
wir ein neues, modernes Format einer
Fashion Week auflegen. Für ein
vernetztes, transparenteres und
nachhaltigeres Wirtschaften in der
textilen Wertschöpfungskette.
Die Zukunft der Fashion Weeks
wird gerade viel diskutiert. Was ist
die Vision der Frankfurt Fashion
Week?
AT: Alles ist überall im
Umbruch. Wir werden das Format
Fashion Week in Deutschland neu
aufstellen, sie dem Zeitgeist
entsprechend positionieren. Es geht
uns darum, das Ökosystem der
internationalen Mode neu und
ganzheitlich abzubilden. Auf unseren
Messen präsentieren wir zum Beispiel
Damen- und Herren-Kollektionen
zusammen zu einem Zeitpunkt. Das
werden wir auf die Show-Formate
übertragen und sind damit die ersten
weltweit, das ist ein Vorteil. Des
Weiteren liegt der Fokus auf Themen
wie Digitalisierung und
Sustainability. Wir sind am Puls der
Zeit und haben gemeinsam die
Expertise, das Netzwerk, die Power
und auch die Leidenschaft, unsere
Vision umzusetzen.
DB: Unser Ziel ist es, dass
in Frankfurt die Zukunftsvision
einer Fashion Week Realität wird.
Das ist ein hoher Anspruch, dessen
sind wir uns bewusst. Wir kreieren
ein völlig neues Ecosystem bestehend
aus Tradeshows, Konferenzen, Runways
und Events, das die gesamte Stadt
mit einbindet. Die progressive
Inszenierung von Mode beinhaltet für
uns ganz klar auch die Eventisierung
der Stadt. Hinzu kommen, wie Anita
schon sagt, unsere Content-USPs
Applied Sustainability und Applied
Digitisation. Die Verbindung dieser
Formate und Inhalte wird zu einem
echten Katalysator.
Im Sommer 2021 geht es los. Was
wird die Besucher der Frankfurt
Fashion Week erwarten? Und wer sind
die Besucher überhaupt?
AT: Die Frankfurt Fashion
Week richtet sich ganz bewusst an
eine zukunftsorientierte,
digital-affine Fashion- und
Lifestyle-Community. Business to
Business, Business to Consumer,
Business to People, People to
People. Sie werden überrascht,
emotionalisiert und informiert
werden und wir werden Spaß haben. Es
geht auch um eine neue Kultur des
Miteinanders. Brands und Designer
müssen erlebbar sein, der Dialog
offen und partnerschaftlich
gestaltet werden. Genau das werden
wir fördern – die Kultur des
Miteinanders. Es liegt auf der Hand,
daß die Player der Branche nicht so
weitermachen können wie bisher. Wir
denken aber, dass alle dazu bereit
sind, den nächsten Schritt zu
machen.
DB: Die Grenzen zwischen B2B,
B2C und B2P verschwimmen. Darauf
wollen wir eine Antwort geben. Klar
ist für uns zum jetzigen Zeitpunkt,
dass die Tradeshows nur für
Fachbesucher zugänglich sein werden.
Das holistische Konzept des
Ecosystems wird Fashion und
Lifestyle dann wiederum für jeden in
der gesamten Stadt erlebbar machen –
in urbanen Hotspots genauso wie in
Off-Locations. Die Frankfurter
Gastronomie wird stark involviert
sein, genauso wie der lokale Retail.
Banken-Kapitale und
internationales Drehkreuz – jetzt
auch Modehauptstadt?
AT: Ja klar, warum auch
nicht. Genau daran werden wir mit
allen Stakeholdern und der Stadt
Frankfurt arbeiten.
DB: Wolkenkratzer und
Gründerzeitvillen. Bausünden und
architektonische Meisterwerke.
Business und Bürgerlichkeit.
Rotlichtmilieu und Luxusmeile. Der
Spirit der City lebt von seinen
Gegensätzen. Frankfurt ist immer
schon mehr als ‚nur‘ ein
Wirtschaftsstandort. Dieter Rams,
das Städel, die Eintracht, die FAZ,
die Clubkultur… Soll ich weitermachen?
Frau
Tillmann, Premium, Seek und
FashionTech ziehen von Berlin nach
Frankfurt. Warum Frankfurt?
AT: Die Premium Group
organisiert zweimal jährlich zwei
Modemessen, die mittlerweile die
größten Formate in Europa für
Contemporary Fashion, und steht vor
den gleichen Herausforderungen wie
alle anderen. Wir müssen unsere
Konzepte weiter entwickeln, um
wettbewerbsfähig zu bleiben, und
haben eine Verantwortung der Branche
gegenüber. Frankfurt ist der
perfekte Ort, um unsere Visionen und
Ideen umzusetzen.
Herr Braun, mit ihren über 50
Textilmessen hat die Messe Frankfurt
ja ein breites Portfolio, auf das
sie zurückgreifen kann. Gibt es
Überlegungen, andere Veranstaltungen
mit einzubeziehen?
DB: Dadurch bündeln wir ein
sehr großes Know-how entlang der
gesamten textilen
Wertschöpfungskette und können auf
ein globales Netzwerk von
Weltleitmessen zurückgreifen – von
der Yarn Expo und der Apparel
Sourcing über die Intertextile und
Texworld bis hin zu Techtextil,
Texprocess und Heimtextil. Die
Vorstufe und das Endprodukt rücken
immer näher zusammen und die
Vernetzung der einzelnen Stufen und
Industrien der Wertschöpfungskette
wird zunehmend wichtiger. Das könnte
für eine Frankfurt Fashion Week
durchaus zu einem interessanten
Cross-Ansatz werden.
Applied Sustainability und
Applied Digitisation – das sind die
beiden strategischen Säulen der
Frankfurt Fashion Week. Wie werden
die Themen konkret verankert?
AT: Digitalisierung ist seit
vielen Jahren ein wesentlicher
Bestandteil unserer Performance,
dafür stehen wir wie keine andere
Modemesse. Unser Ansatz ist es, das
Beste aus beiden Welten zu
kombinieren für alle Akteure und
Events in der Stadt. Damit
gewährleisten wir, dass die Branche
immer und überall handlungsfähig
sein kann – vor, während und nach
unseren Events. Wir werden im Sommer
2021 weltweit die ersten sein, die
für das gesamte Ökosystem Fashion
Week einen ‚Blended Fashion Event’
präsentieren werden - für die Messen
und auch die Runways.
DB: Nachhaltigkeit und
Digitalisierung sind die großen
Themen in der Mode. Beide spielen
thematisch auf die gesamte Fashion
Week ein. Sie liefern den großen
Frame für die gesamte Veranstaltung.
Auf der Frankfurt Fashion Week
sollen nachhaltige Innovationen und
Geschäftsmodelle einem breiten Markt
zugänglich gemacht. Neue
Technologien sind aus keinem Bereich
mehr wegzudenken und sind der
Treiber aller aktueller
Entwicklungen.
www.frankfurt.fashion
Meldung:
Messe Frankfurt GmbH