Vor dem malerischen
Bergpanorama der italienischen Alpen
realisierte der legendäre
Installationskünstler Christo auf
del Lago de Iseo seine „Floating
Piers“. Mit leuchtend gelben
Stoffbahnen bespannte Stege aus
schwankenden Pontons verbanden die
beiden Inseln Monte Isola und San
Paolo mit dem Ufer und zeichneten
ein abstraktes Kunstwerk in die
Landschaft. Das Werk existierte nur
für 16 Tage, ermöglichte es aber
über 1,2 Millionen Besuchern auf dem
Wasser zu laufen.
Der bulgarische Regisseur Andrey
Paounov blickt in CHRISTO – WALKING
ON WATER hinter die Kulissen und
verfolgt den turbulenten
Entstehungsprozess dieses
gigantischen Kunstwerkes – den
Wahnsinn der Kunstwelt, die heiklen
Verwicklungen zwischen Kunst und
Politik, die riesigen technischen
Herausforderungen und logistischen
Albträume, und den Kampf gegen die
Kraft der Natur. Zugleich entsteht
ein humorvolles Porträt eines
unberechenbaren Künstlers, der es
schaffte Behörden, Sammler,
Denkmalpfleger und Naturschützer für
seine Idee zu gewinnen und seine
Träume wahr werden zu lassen.
„We never do the same things
again. We will never wrap another
parliament, we will never build
another Umbrellas, we never build
another Running Fence.“ Christo
Im Frühjahr 2014
machten sich der weltbekannte
Künstler Christo und seine
Mannschaft daran, eine Kulisse für
ihre nächste große öffentliche
Kunstinstallation zu finden, „The
Floating Piers“. Sie entschieden
sich für einen kleinen und ruhigen
See zwischen dem Comer See und dem
Gardasee, den Lago d‘Iseo in der
Nähe von Brescia und Bergamo. Die
Idee zu diesem Projekt hatten
Christo und seine Frau Jeanne-Claude
erstmals im Jahr 1969. Damalige
Versuche einer Realisierung in
Argentinien und Japan verliefen
allerdings ergebnislos. Dieses
Projekt sollte Christos erste große
Installation seit „The Gates“ im
Central Park im Jahr 2005 und dem
Tod seiner Frau im Jahr 2009 werden.
Bei den örtlichen italienischen
Behörden stieß „The Floating Piers“
auf große Begeisterung. Damit
begannen Christo und sein Team mit
der Umsetzung ihres bislang
ambitioniertesten Projekts: ein drei
Kilometer langer Weg, der es
Menschen in den 16 Tagen seiner
Öffnung erlauben sollte, sicher auf
dem Wasser zu laufen. Bereits seit
den Sechzigerjahren hatten sich
Christo und seine Frau Jeanne-Claude
einen Namen gemacht mit der
Konzeption und Durchführung von
Kunstinstallationen im großen Stil:
der verhüllte Reichstag in Berlin,
„The Umbrellas“ in Kalifornien und
Japan, „The Running Fence“ in
Kalifornien, „The Wrapped Coast“ in
Australien, „The Pont Neuf“ in Paris
und „The Surrounded Islands“ in
Miami. Es dauert bisweilen
Jahrzehnte, bis diese Installationen
zum Leben erweckt werden können. Die
Künstler sehen sich dabei
konfrontiert mit politischen
Entscheidungsträgern, Vorreitern der
Kunstwelt und einer großen Anzahl
faszinierender Charaktere aus der
jeweiligen Region.
• Der Film wurde
aus 700 Stunden Filmmaterial
zusammengeschnitten.
• „The Floating Piers“ war 16 Tage
lang geöffnet; vom 18. Juni bis 3.
Juli 2016. Der Eintritt war, wie bei
allen Events von Christo, frei.
• Gerechnet hatte man mit maximal
500.000 Besuchern. Es waren
schließlich 1,2 Millionen – das
bestbesuchte Kunstereignis des
Jahres 2016. Alle Hotels der
Umgebung waren seit Monaten
ausverkauft.
• 11.000 Menschen konnten sich
gleichzeitig auf den Wegbahnen im
Wasser aufhalten.
• Die Kosten für „The Floating
Piers“ beliefen sich auf 15
Millionen Euro. Christo finanzierte
das Event
komplett selbst aus Verkäufen seiner
Kunst.
• Die Wasserwege umfassten drei
Kilometer Strecke; sie waren 16
Meter breit und 30 Zentimeter
hoch. Dazu kommen 2,5 Kilometer
Wegstrecke zu Land. Bei den „Piers“
handelt es sich um 220.000
miteinander verbundene Kanister, die
aus Polyäthylen-Würfeln gefertigt
wurden. Sie wurden von
Tauchern mit Ankern am Boden des
Sees befestigt.
• 100.000 Quadratmeter Stoff kamen
zum Einsatz. Gefertigt wurden die
gesamt 20 Tonnen Stoff bei
der Firma Setex aus Greven im
Münsterland.
Der Film wird Samstag, den
06/0/6/2020, um 23.35 Uhr auf ARTE
wiederholt und ist ab 02/06/2020 bis
02/07/2020 unter arte.tv zu sehen.
„Unsere Werke sind alle komplett
nutzlos. Wir schaffen sie nur, weil
wir sie gerne anschauen möchten“.
Christo
CHRISTO, geboren 1935 als Christo
Vladimirov Javacheff in Gabrowo,
Bulgarien, und seine 2009 in New
York verstorbene Ehefrau
Jeanne-Claude, geboren 1935 in
Casablanca, Marokko, haben gemeinsam
einige der visuell beeindruckendsten
Kunstwerke des 20. und 21.
Jahrhunderts erschaffen. Die beiden
Künstler begannen ihre
Zusammenarbeit im Jahr 1961.
Meldung: arte tv