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Das Hotel Rose ist auch schon wieder
Geschichte. Die Stadt Hildesheim ließ es in den 1980ern
abreißen und rekonstruierte einen Fachwerkbau.
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Norddeutschland lag
nach dem 2. Weltkrieg weitgehend in
Trümmern. Hamburg, Bremen, Kiel,
Hannover, Hildesheim waren vom
Bombenkrieg verwüstet. Leid und
Kummer für die Bewohner. Doch
Stadtplaner und Architekten sahen
eine gute Gelegenheit, ihre Utopie
von der neuen Stadt zu
verwirklichen. Mittelalterliche
Gassen und verwinkelte Höfe störten
da nur. Licht und Luft sollte die
Neubauviertel durchströmen, wie
Adern sollten breite Straßen den
Verkehr durch die Stadt pumpen. Was
der Krieg verschonte, opferten die
Nachkriegsplaner allzu oft dieser
Vision. Der Radio-Bremen-Film von
Susanne Brahms und Rainer Krause
widmet sich dem in der Reihe "Unsere
Geschichte" am Mittwoch, 27. Mai,
21.00 Uhr, im NDR/RB-Fernsehen.
In Hamburg plante der renommierte
Architekt Ernst May "Neu Altona" und
wollte für den neuen Stadtteil die
letzten Reste des alten
Arbeiterviertels Altona abreißen. In
Hannover ging der energische
Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht ans
Werk und verordnete seiner
Heimatstadt ein völlig neues
Verkehrskonzept, dem viele
historische Bauten zum Opfer fielen.
In Bremen trennte man sich zugunsten
eines Innenstadtrings emotionslos
von alten Klöstern und prächtigen
Gebäuden der Gründerzeit.
Doch die Utopie der neuen Stadt
zeigte schnell ihre Schattenseiten.
In den Neubauvierteln stellte sich
selten eine gute Nachbarschaft ein.
Die schöne neue Stadt von morgen
wurde allzu oft zum Problemquartier
der Gegenwart.
Zwischen den nüchternen
Nachkriegsbauten und
überdimensionierten Straßen rieben
sich die Menschen die Augen und
wollten ihre alte Stadt zurück.
Gegen massive Widerstände der
Fachleute wurden zum Beispiel in
Hildesheim die Nachkriegsbauten am
Marktplatz wieder abgerissen und neu
aufgebaut - im Stile des
Mittelalters.
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Noch Anfang
der 1980er Jahre wurde in
Greifswald in der
Hafenstraße die
mittelalterliche Stadt
abgerissen
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Was der Krieg
verschonte, fiel dem
Wiederaufbau - wie hier am
Hamburger Hexenberg - zum
Opfer. |
In der DDR war die Entwicklung
ähnlich, nur Jahre später.
Greifswald wurde vom Krieg
verschont, dennoch hat die alte
Stadt einen Großteil der Bebauung
aus dem Mittelalter verloren -
abgerissen noch in den 1980er
Jahren!
Doch die Bürgerinnen und Bürger
wehrten sich in Ost und West gegen
den Kahlschlag. Zum Glück! Sonst
hätte Norddeutschland so manche
historische Innenstadt weniger.
Eine Produktion der Bremedia
Produktion GmbH im Auftrag von Radio
Bremen (Redaktion Michaela Herold) ©
2018.
Meldung: NDR, Radio
Bremen