Nach wie vor gibt es
unter den Kinogängern ein großes
Verlangen, bald möglichst wieder ins
Kino gehen zu können – das belegt
eine Nachfolgestudie zu einer ersten
Umfrage von S&L Research. Der zweite
Teil der Studie zeigt noch immer
Resultate auf einem hohen Niveau,
aber auf die – teilweise
überraschend schnellen –
Kinoöffnungen reagieren einige
Zuschauer auch mit Zurückhaltung.
891 Kinogänger wurden für eine neue
Studie von S&L Research befragt,
vier Wochen nach der ursprünglichen
Befragung zu diesem Thema. Ziel der
Studie war es, die Entwicklung zu
verfolgen, ob und wie sich die
Bereitschaft des Publikums ändert,
nach der Krise wieder in die Kinos
zu gehen. Anlass der
Nachfolgeumfrage war, dass
Kinowiedereröffnungen
zwischenzeitlich in Aussicht
gestellt wurden:
Zwar liegt die Quote der Kinogänger,
die nach der Krise bzw. nach
Aufhebung der Beschränkungen „sehr
wahrscheinlich“ oder
„wahrscheinlich“ wieder ins Kino
zurückkehren wollen mit 89 Prozent
(93 Prozent in der ersten Befragung)
weiter sehr hoch, hat jedoch etwas
abgenommen.
45 Prozent der Befragten halten den
Zeitpunkt der Wiedereröffnung der
Kinos für „zu früh“, 49 Prozent für
„genau richtig“. Für die
Vorsichtsmaßnahmen „Abstand und
Mundschutz“ beobachtet S&L Research
im Vergleich zum Vormonat die
größten Steigerungen. Am meisten
vermisst werden „die Atmosphäre/das
Feeling“ sowie „die große Leinwand“.
30 Prozent der Befragten würden auch
gerne „Filmklassiker“ schauen, 35
Prozent „Highlights und
Filmlieblinge“ der letzten Jahre.
Mehr als zuvor wird das Kino
vermisst
Ganz wichtig: Das Kino fehlt dem
Publikum noch mehr als in der
ursprünglichen Befragung. 39
Prozent der Kinogänger (34 Prozent
in der ersten Befragung) geben an,
das Kino sehr zu vermissen. Aber die
Selbsteinschätzung, ob die Befragten
auch wirklich ins Kino zurückkehren,
lässt in der zweiten Umfrage eine
leicht zunehmende Zurückhaltung
erkennen (89 Prozent „sehr
wahrscheinlich“ oder
„wahrscheinlich“ vs. 93 Prozent in
der ersten Befragung). Diese
Veränderung steht im Einklang mit
dem, was auch für die grundsätzliche
Wiederaufnahme anderer
Freizeitaktivitäten in geschlossenen
Räumen beobachtet werden kann, die
alle etwas unter dem Niveau der
ersten Befragung zu finden sind: zum
Beispiel Einkaufscenter 81 Prozent
vs. 86 Prozent, Fitnesscenter 65
Prozent vs. 73 Prozent, ins
Restaurant gehen 87 Prozent vs. 91
Prozent, Konzerte besuchen 68
Prozent vs. 73 Prozent – nur bei der
Freiluftaktivität „Freizeitparks“
findet ein leichter Anstieg von 56
Prozent auf 58 Prozent statt.
Der Zeitpunkt der Wiedereröffnung
wird als verfrüht empfunden
Auch hinsichtlich des geplanten
Zeitpunkts der Rückkehr zeigt die
aktuelle Befragung eine größere
Zurückhaltung als die erste
Umfrage: Innerhalb der ersten zwei
Monate nach Wiedereröffnung wollen
aktuell 76 Prozent der Befragten ein
Kino besuchen (84 Prozent). Der
Rückgang der schnellen Bereitschaft
könnte mit der Tatsache
zusammenhängen, dass die
Wiedereröffnung der Kinos jetzt doch
für alle Seiten überraschend
schnell in Aussicht gestellt wurde:
45 Prozent der Befragten empfinden
den Zeitpunkt als „zu früh“, 49
Prozent als „genau richtig”. Bei
der Betrachtung dieser - auf den
ersten Blick - womöglich etwas
weniger positiven Resultate muss
jedoch berücksichtigt werden, dass
nach der ersten – damals noch -
hypothetischen Frage, nun in vielen
Bundesländern
ein konkreter Zeitpunkt für die
Kinoöffnungen in Aussicht gestellt
wurde. Zusammen mit den ersten
Erfahrungen, die mit der
generellen Lockerung im öffentlichen
Leben in den letzten Wochen gemacht
wurden, scheint dies - zumindest für
einen Teil der Befragten – eine
etwas zurückhaltendere Einstellung
zur Folge zur haben, wenn auch
weiter deutlich positive
Grundtendenzen vorherrschen.
Steigende Zurückhaltung auch für
andere Freizeitaktivitäten
Aber auch für Freizeitaktivitäten
abseits des Kinos geht der
anvisierte Zeitpunkt der Rückkehr
etwas zurück: Innerhalb von 2
Monaten wollen 80 Prozent (85
Prozent) der Befragten wieder ein
Einkaufscenter aufsuchen, 66 Prozent
(71 Prozent) in ein Fitnessstudio
gehen, 83 Prozent (86 Prozent)
wieder ein Restaurant und 39 Prozent
(43 Prozent) Sportveranstaltungen
besuchen. Auch die Bereitschaft
innerhalb dieses Zeitraums mit
Flugzeug, Bahn oder Bus zu verreisen
ist von 53 Prozent auf 43 Prozent
rückläufig.
Abstand und Masken erhalten
zunehmend Zuspruch
Um diese Entwicklungen abzufangen
scheint es – nicht nur für das Kino
- umso wichtiger, dass die richtigen
Maßnahmen ergriffen werden, um den
Kinogängern die notwendige
Sicherheit zu vermitteln.
Insbesondere für zwei Maßnahmen
beobachtet S&L Research deutliche
Zunahmen bei der Nennung im
Vergleich zur ersten Studie: So wird
„Abstand“ in der offenen
Fragestellung erneut am häufigsten
als mögliche Vorsichtsmaßnahme
genannt – mit 72 Prozent aller
Nennungen (62 Prozent) für „Abstand
zwischen nicht zusammen gebuchten
Tickets“ sowie „Abstand an Kassen
und Snackverkauf“ (Anstieg von 26
auf 35 Prozent) jedoch deutlich
häufiger als noch vor vier Wochen.
Wie erwartet hat auch das Thema
„Mund- und Nasenschutz“ im Vergleich
zum Vormonat von 18 auf 24 Prozent
noch einmal deutlich zugelegt.
Zwischenzeitlich geben aber auch 32
Prozent (26 Prozent) bei der
Folgefrage an, dass ein
verpflichtender Mundschutz eine für
sie nicht akzeptable Einschränkung
wäre. Jedoch ist es aber auch in den
ersten wiedereröffneten Kinos
bereits Praxis, dass Mund- und
Nasenschutz im gesamten Gebäude zu
tragen ist, während der Vorstellung
im Kinosessel dagegen nicht. Eine
Frage befasste sich zudem damit, zu
wie viel Prozent der
Kinosaal gefüllt sein dürfte, um das
Gefühl der Sicherheit zu vermitteln:
35 Prozent der Befragten sprechen
sich dabei für „ein Viertel“ aus, 49
Prozent für „zur Hälfte“.
Am
meisten vermissen die Kinogänger das
„Erlebnis Kino“, aber auch den Ort
der Begegnung
S&L Research befragte die Kinogänger
auch, was sie am Kino am meisten
vermissen: Am häufigsten wird bei
dieser offenen Fragestellung „die
Atmosphäre/das Feeling“ (40 Prozent)
genannt, gefolgt von „große
Leinwand/Bildqualität“ (30
Prozent). Aber auch das
Gemeinschaftserlebnis fehlt – nicht
nur die gemeinsame Unternehmung mit
Familie und Freunden (21
Prozent), sondern auch das
gemeinsame „Erleben“ eines Kinofilms
mit anderen Zuschauern (8
Prozent). Noch 16 Prozent der
Befragten geben, an Popcorn und
Nachos zu vermissen.
Die Kinogänger zeigen sich auch
interessiert an „Filmklassikern“
sowie „Film-Lieblingen der letzten
Jahre“
Ein zusätzlicher Frageblock drehte
sich diesmal verstärkt um die Frage,
welches Programm nach
Wiedereröffnung für die Zuschauer
interessant ist: Auf einem weiterhin
hohen Niveau (62 vs. 58
Prozent) finden sich Filme, die
bereits vor der Schließung
angelaufen waren. 38 Prozent (26
Prozent) wollen auf kommende
Neustarts warten - in einer offenen
Frage erreicht mit 10 Prozent der
von April auf November 2020
verschobene Bond-Film „Keine Zeit zu
sterben” von den erwarteten
Filmtiteln das höchste Resultat. 30
Prozent der Befragten würden auch
gerne „Filmklassiker“ schauen, 35
Prozent „Highlights und
Filmlieblinge“ der letzten Jahre. In
diesen Kategorien werden
insbesondere „Herr der Ringe“,
„Harry Potter“, „Star Wars“ und „Marvel“
häufig genannt.
Jeder fünfte Kinogänger hat sein
Kino in der Krise unterstützt
Abschließend gaben 20 Prozent der
Befragten an, ihr Lieblingskino
während der Zeit der Schließungen
unterstützt zu haben –
„Online-Werbung geschaut“ (#hilfdeinemKino)
und „Gutscheinkauf“ werden hier mit
45 Prozent bzw. 32 Prozent am
häufigsten angegeben.
www.moviepanel.de/assets/OnePager-KinonachCorona-Mai-2020.pdf
Über die Studie:
Die Umfrage wurde vom
08.-13.05.-2020 online von S&L
Research auf dem Umfrageportal
www.moviepanel.de unter 891
deutschen Kinogängern ab 16 Jahren
durchgeführt, die sich in der
Zusammensetzung an dem Kinopublikum
in Deutschland orientierten – dies
war die zweite Welle, nachdem eine
erste Befragung vom 9.-14.4.2020 865
Personen befragt hatte.
Foto (c)
Kulturexpress, Meldung: S&L Research