Schwere musikalische
Kost passend zur Stimmung, die
gerade kursiert. Wer das Orgelwerk
von Johannes Brahms kennen lernen
will, kann dies auf dieser Musik-CD
mit dem Label von tyx-art tun, muss
sich aber auf einiges gefasst
machen. Das Ergebnis ist betont,
Tonlagen füllen das Konzert von
sakral bis monumental. Es gehört
Einfühlungsvermögen dazu, um sich
von dieser Stimmung einfangen
zu lassen. Der Raum wölbt sich hoch
oben, wie das Firmament von einem
Zelt überspannt. Unter dieser Haut
bewegen sich tiefe Orgellaute
geradeso, als wären sie auf der
Suche nach ihrer ureigensten Bahn.
Ein leises Grollen bahnt sich an.
Wer eingenommen ist von dieser
Stimmung, wird sich einmal in aller
Ruhe der gesamten Aufnahme des
Organisten Andreas Etlinger von
Anfang bis Ende widmen.
Eine Musik-CD Rezension von
Kulturexpress
Brahms und Bruckner waren
Zeitgenossen, lebten dennoch in
verschiedenen Welten. Einen
wesentlichen Punkt hatten sie
gemeinsam: Sie pflegten die Kunst
des Kontrapunkts. Andreas Etlinger
bringt mit seiner Gesamteinspielung
der Orgelwerke von Johannes Brahms
an der Brucknerorgel von St. Florian
(nahe Linz in Oberösterreich) die
Schönheiten dieser Kunst zum
Klingen."Noch eine
Gesamteinspielung? Erst während
meines Studiums lernte ich am Beginn
der 1990er-Jahre die Brahms’schen
Orgelwerke kennen – und lieben. Ich
war von Anfang an verzaubert von der
sehnsüchtig-schönen Intensität
dieser Musik und studierte in den
folgenden Jahren mit ungebrochener
Faszination ein Stück nach dem
anderen.
Eine erste Gesamtaufführung wurde im
100. Todesjahr des Komponisten
möglich, im Hinblick auf die
"traurigen" Aspekte dieses
Orgel-Œuvres wählte ich als
Konzerttermin damals bewusst den
Allerseelentag (Sonntag, 2. November
1997, Bruckner-Orgel St. Florian).
Elf Jahre später gab es anlässlich
des 175. Geburtstags von Johannes
Brahms eine "Wiederholung" des
Orgelkonzerts von 1997: Sonntag, 2.
November 2008, Bruckner-Orgel St.
Florian. Ein weiteres Mal spielte
ich die 15 Brahms-Werke an der
Bruckner-Orgel im Verlauf des (Kirchen-)Jahres
2014 bei verschiedenen liturgischen
Anlässen.
"Steter Tropfen höhlt den Stein",
sagen wir und staunen darüber, wie
das Element Wasser über lange
Zeiträume hinweg Ecken und Kanten
abzurunden vermag. Mit dem Verweis
auf immerhin 25 Jahre der
"Brahms-Pflege" – viele stete
Tropfen also ... – möchte ich die
vorliegende Gesamteinspielung
rechtfertigen. [...]
"Die Entscheidung, zusammen mit den
Orgelwerken von Johannes Brahms auch
das "Perger Präludium" von Anton
Bruckner aufzunehmen und quasi als
Bonustrack ans Ende zu stellen,
lässt zu guter Letzt sogar in der
Tonartenabfolge noch ein schönes
Zeichen entstehen: Brahms,
As-Moll-Fuge, 7 Be-Vorzeichen = die
größtmögliche Erniedrigung –
Bruckner, C-Dur-Präludium, keine
Vorzeichen = alles aufgelöst,
"erlöst". Brahms und Bruckner
reichen einander die Hand, und alles
wird gut ..."
Andreas Etlinger
Kostenlose Hörbeispiele...
CD-Programm
/ Trackliste:
Johannes Brahms (1833–1897)
Sämtliche Orgelwerke | Complete
Organ Works
Choralvorspiel und Fuge über O
Traurigkeit, o Herzeleid (2.
Fassung, 1882) WoO 7
11:05
Präludium und Fuge a-Moll (1856) WoO
9 06:46
Elf Choralvorspiele (1896) op.
posth. 122
Mein Jesu, der du mich
04:12
Schmücke dich, o liebe Seele
03:32
O Gott, du frommer Gott
05:57
Es ist ein Ros’ entsprungen 02:52
Herzlich tut mich erfreuen
02:18
Herzliebster Jesu
04:06
O wie selig seid ihr doch, ihr
Frommen 02:42
Herzlich tut mich verlangen I
02:37
Herzlich tut mich verlangen II
03:42
O Welt, ich muss dich lassen I
03:05
O Welt, ich muss dich lassen II
03:59
Präludium und Fuge g-Moll (1857) WoO
10 09:03
Fuge as-Moll (2. Fassung, 1864) WoO
8 08:56
Bonustrack
Anton Bruckner (1824–1896)
Präludium C-Dur ("Perger Präludium",
1884) WAB 129
02:47