Die Bundesregierung
hat ihren letzten Bauschadensbericht
im Jahre 1996 herausgegeben. Seither
gibt es keine verlässlichen Zahlen
mehr zu Schäden am Bau. Gleichzeitig
bauen heutzutage mehr Menschen denn
je. In der Niedrigzinsphase bietet
die eigene Immobilie den besten
Schutz für das Ersparte und
ermöglicht den Aufbau privater
Altersvorsorge. Auch das
Baukindergeld wird inzwischen
zunehmend in den Neubau investiert.
Zeit also, gerade im
Schlüsselfertigbau, der dabei die
häufigste Vertragsebene liefert, die
Ausführungsqualität unter die Lupe
zu nehmen.
Die Arbeitsgemeinschaft für
zeitgemäßes Bauen e.V. hat dafür
gemeinsam mit dem Verband Privater
Bauherren (VPB) die
Ausführungsqualitäten auf den
Baustellen in Deutschland
analysiert. Der Bericht "Baufehler
an Wohngebäuden" fasst die
Ergebnisse zusammen. Die Analyse
beschäftigt sich mit
Ausführungsfehlern, wobei sich das
Bauen immer komplizierter aufstellt.
Die anspruchsvolle Technik der
gesetzlich geforderten
hocheffizienten Gebäude stellt die
am Bau Beteiligten vor ständig neue
Herausforderungen. Bei der Umsetzung
hapert es jedoch in vielen Fällen.
Fehler passieren zwar, doch nicht
jeder Baufehler führt gleich zu
gravierenden Schäden, Baufehler sind
aber wichtige Indizien für
Ausführungsprobleme und Schwächen an
Bauelementen und in Konstruktionen.
Sie zeigen damit, wo technische
Aufklärung und in der Baubranche
weitere Fortbildungen sinnvoll sind.
Sie zeigen auch, an welchen Stellen
Bauausführungen gegebenenfalls
planerisch überdacht werden sollten,
weil sie fehleranfällig sind - und
an welchen Stellen auch Verbraucher
ganz besonders genau hingucken
sollten, wenn sie neu bauen. Die
vorliegende Baufehlerstudie basiert
auf der anonymisierten Analyse von
über 1.000 bundesweit verteilten
Baustellenbegehungen im Rahmen der
baubegleitenden Qualitätssicherung,
die im VPB durchgeführt wurden.
Mit dem Bericht verfolgen VPB und
die Arbeitsgemeinschaft für
zeitgemäßes Bauen zwei Ziele: Zum
einen sollen Planer, alle
Ausführenden und auch die Bauherren
selbst erfahren, wo es hakt, wo es
sich also lohnt, bei Planung und
Bauausführung genauer hinzuschauen
oder das eine oder andere Detail
nochmals zu überdenken. Zum zweiten,
so Dietmar Walberg, Geschäftsführer
der Arbeitsgemeinschaft für
zeitgemäßes Bauen e.V., "richtet
sich diese Untersuchung auch an die
Gesetzgeber und ist dazu gedacht, in
der Politik Verständnis dafür zu
wecken, dass nicht jeder technische
Wunsch, jede Auflage und jede
Vorschrift problemlos in der Praxis
umgesetzt werden können." "Der
Bericht ist auch in
volkswirtschaftlicher Hinsicht
aufschlussreich", betont
VPB-Hauptgeschäftsführerin
Dipl.-Ing. Corinna Merzyn. "Er
dokumentiert die beachtliche
Vermögensvernichtung, die auf
fehlerhaft hergestellte Baudetails
zurückgeht. Besonders ärgerlich
kommt hinzu: bei den dann nötigen
Reparatur- und Doppelarbeiten werden
die für den Wohnungsbau aktuell
dringend erforderlichen
Baukapazitäten unnötig lahmgelegt."
Die Herausgeber verstehen den
Bericht und die grundlegende
Untersuchung als Auftakt für eine
regelmäßige Evaluation der
praktischen Umsetzung auf den
Baustellen in Deutschland durch den
Verband Privater Bauherren und die
Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes
Bauen. "Durch die Analysen können
wir Tendenzen erkennen und
hoffentlich dazu beitragen, dass
Baufehler in Zukunft abnehmen und
manche fehlerträchtige Konstruktion
überdacht wird", erklärt Corinna
Merzyn abschließend.
Der Bericht "Baufehler an
Wohngebäuden - Bundesweite
Sachverständigenanalyse an
schlüsselfertigen Projekten" steht
allen Interessierten zur Verfügung.
Er kann unter
www.vpb.de oder unter
www.arge-ev.de bestellt werden
und kostet als Papierversion acht
Euro zuzüglich Versandkosten.