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Orwell-Bridge, Grafik (c)
Kulturexpress |
Die von
Highways England (HE) in Auftrag
gegebene aerodynamische Studie gibt
Aufschluss über das Risiko von
Verkehrsunfällen bei starkem Wind.
Die Studie hat dahingehend neue
Erkenntnisse eingebracht, als dass
die Brücke trotz starken Windes für
den Verkehr offen gehalten werden
kann. Die Orwell-Bridge wurde im
Jahre 1982 eröffnet und befördert
täglich 60.000 Fahrzeuge. Sie steht
bis zu 43 Meter hoch über dem
Orwell-Fluss.
Der Verkehr auf der Brücke kann bei
Gegen- oder Rückenwind von bis zu
100 km/h und bei Seitenwind von 80
km/h immer noch sicher befahren
werden. Oberhalb dieser
Geschwindigkeiten besteht jedoch die
Gefahr, dass Fahrzeuge vom Kurs
abkommen und Kollisionen
verursachen.
Ipswich ist eine Stadt und
Verwaltungssitz der Grafschaft
Suffolk in East Anglia, England.
Seit 2013 musste die Orwell-Bridge schon 18
Mal wegen zu starker Winde
geschlossen werden. Im Auftrag von
Highways England leitete Dr.
Alfredo Camara, leitender Dozent
für Bauingenieurwesen an der School
of Mathematics, Computer Science and
Engineering (SMCSE) an der City
University of London eine Studie
über Windlasten auf der
Orwell-Bridge im Jahr 2018. Dies
erfolgte nach einer ebenfalls von HE
in Auftrag gegebenen Studie zur
Fahrstabilität auf der Queen
Elizabeth II Bridge. Durch den
Einsatz bahnbrechender
Technik, die eigens für die
Orwell-Bridge entwickelt wurde,
konnte Dr. Camara ein
detailliertes Bild über die Art
und Weise geben, welche die
Windgeschwindigkeiten auf der Brücke
und auf verschiedene Fahrzeugtypen
ausüben.
In dieser Studie hat Camara einen
neuartigen Algorithmus namens MDyn
entwickelt, der auf einer
vektorisierten und modalen
Überlagerung basiert und die
Rechenzeit um das Hundertfache
reduziert, was mit einer
kommerziellen
Finite-Elemente-Software zur Analyse
von Wechselwirkungen zwischen
Fahrzeugen, Brücke und Wind
einhergeht.
Auf diese Weise konnte eine
umfassende Studie zu den
Unfallrisiken auf der Orwell-Bridge
erstellt werden, die mehr als 2.000
verschiedene Kombinationen von
Windgeschwindigkeiten,
Fahrgeschwindigkeiten und
Straßenbelagsqualitäten
berücksichtigt neben anderen
Faktoren zur Fahrzeugsicherheit.
Ergänzt wurde die Arbeit durch mehr
als 36.000 Berechnungen zur
Fahrstabilität auf Grundlage des
statischen Gleichgewichts der
Fahrzeuge, wobei Größe, Gewicht und Geschwindigkeit
berücksichtigt wurden sowie unterschiedliche
Windstärken und die verschiedenen
Windrichtungen in die Berechnungen
einflossen.
Die Reduzierung der Geschwindigkeit
auf der Brücke bei starkem Wind, die
Verwendung von zeitlich begrenzten
Sperren zur Minderung der
Auswirkungen, welche die Windkräfte
auf die Fahrzeuge ausüben und das
Offenhalten der Brücke in nur einer
Richtung sind drei mögliche
Lösungen, die mit der einjährigen
Studie vorgestellt wurden.
Simon Amor, Leiter Planung
und Entwicklung von Highways England
im Osten Englands, hebt die
Bedeutung der
Orwell-Bridge für die Allgemeinheit
hervor, die in Ipswich leben und
arbeiten und für Unternehmen, die
vom Güterverkehr abhängen, der im
Hafen von Felixstowe in
Großbritannien eingeführt und
ausgeführt wird. Die Studie dient
dazu, die Widerstandsfähigkeit gegen
starken Wind zu optimieren. Wobei
die aerodynamische Modellierung eine
der komplexesten Aufgaben innerhalb
der Technik ist.
Die Studie hat das Ergebnis, dass
die Schwellenwerte für die
Schließung der Brücke bei der
derzeitigen Höchstgeschwindigkeit
von 60 km/h aus Sicherheitsgründen
richtig ist. Eine Senkung der des
Tempolimits von 60 km/h auf 40 km/h
bei starkem Wind kann bedeuten, dass
die Brücke bei Windgeschwindigkeiten
von bis zu 100 km/h immer noch
geöffnet bleiben kann. Die
Ergebnisse sind bisher theoretisch
und müssen in einer physikalischen
Umgebung mit Hilfe eines Windkanals
bestätigt werden. Highways England
will die Entwicklung anstoßen mit
Einführung einer veränderten
Geschwindigkeitsbegrenzung über die
Orwell-Bridge.
Die zwischen 2018 und 2019
durchgeführten Arbeiten an der
Orwell-Bridge war rein
numerisch und basierte auf den
fortschrittlichsten Techniken der
rechnergestützten
Strömungsdynamikanalyse und der Fluid-Struktur-Wechselwirkungen
durchgeführte Analyse. Die
aerodynamischen Kräfte, die auf
Fahrzeuge einwirken, die auf der
Orwell-Bridge unterwegs sind, müssen
noch mit einem Versuchsprogramm in
den Windkanalanlagen der City
University validiert werden. Mit
dieser neuen Phase der Studie zur
Orwell-Bridge werden Dr. Camara und
Dr. Chetan Jagadeesh untersuchen,
wie sich die Position der Fahrzeuge
und den Brüstungen der Brücke auf
die Fahrstabilität auswirken.
In den letzten Jahren konnten dank
der überarbeiteten Beschilderung die
Sperren auf der Brücke innerhalb von
20 Minuten vorgenommen werden.
Vorher dauerte dies 50 Minuten. Das
neuartige Protokoll gibt bei
Brückensperren den
Verkehrsteilnehmern mehr Spielraum
den Antritt der Fahrten zu
planen und zu überlegen.
Meldung: Ida Junker,
PPOOL, Paris
Siehe auch:
www.city.ac.uk/news/2020/february/citys-dr-alfredo-camara-carries-out-study-of-orwell-bridge