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David Chipperfield
Architects, James-Simon-Galerie, Berlin
Foto: Simon Menges |
Mit dem DAM Preis
2020 erhalten David Chipperfield
Architects diese Auszeichnung
bereits zum zweiten Mal: 2010
erhielten sie den Preis für das Neue
Museum auf der Berliner
Museumsinsel. 2020 erhalten sie ihn
für die James-Simon-Galerie, einem
Bauwerk, das sich am selben Ort
befindet. Damit wurde ein
nachhaltiger als auch neuer und
gelungener Stadtbaustein geschaffen,
den man nicht missen möchte und der
bislang offenbar an diesem Platz
gefehlt hat.
Stadtbaustein,
der mit großer Sorgfalt zwischen die
Bauten der klassischen Meister
eingefügt wurde. Gemeint sind Bauten
von Friedrich August Stüler
(1800-1865) Neues Museum und Alte
Nationalgalerie und von Karl
Friedrich Schinkel (1781-1841) das
Alte Museum und das Pergamonmuseum
von Alfred Messel (1853-1909). Die
Stiftung Preußischer Kulturbesitz
als Bauherrin wusste, was im
Ensemble der Museumsinsel noch zu
ergänzen war, welche Funktionen
besetzt werden mussten oder im 19.
Jahrhundert noch nicht auf der
Agenda standen: Ein großer
Museumsshop, Aufzüge, Garderoben und
Toilettenanlagen für die stärker
anwachsende Schar an
kulturinteressierten Besuchern. Dazu
zählen ein Vortragssaal, ein Café
und Restaurant sowie eine eigene
Wechselausstellungsfläche für die
Allgemeinheit.
Das
Gebäudeensemble wurde auf einer
städtebaulich prägnanten Ecke am
Kupfergraben untergebracht, wo
vorher, der 1938 abgebrochene, Neue
Packhof von Schinkel gestanden
hatte. Es sind drei räumliche
Elemente, die die Komposition
hauptsächlich ausmachen und ihr
eigentliches, überraschend großes
Volumen verbergen. Vom Kupfergraben
und über die Eiserne Brücke kommend,
erblickt man die unwirklich schlanke
Pfeilerhalle, die über einem
mächtigen Sockel über dem
Kupfergraben schwebt. Hinter der
Pfeilerhalle liegt die breite,
dreifach geknickte Freitreppe, die
zu dem Portalbau des oberen Eingangs
führt.
Schließlich
dockt ein ebenfalls von schlanken
Stützen formulierter Innenhof im
Erdgeschoss nahtlos an die
Stülerschen Kolonnaden an, durch das
Aufnehmen ihrer Proportionen und
ihres Rhythmus. Dieser neue Innenhof
verbindet die James-Simon-Galerie
mit dem gegenüberliegenden Neuen
Museum und dem noch lange im Bau
befindlichen Pergamonmuseum. Im
Erdgeschoss befindet sich das
zentrale Foyer als Verteiler nach
unten und oben oder in das
überraschend große Auditorium, das
in den Hohlraum unter die Freitreppe
geschoben wurde. Im Untergeschoss
wird eines Tages die Archäologische
Promenade vier der fünf Museen
miteinander verknüpfen. Oben auf der
Terrasse der Galerie befindet sich
das Café und Restaurant Cu29, dessen
Interieur ebenfalls von David
Chipperfield Architects gestaltet
wurde. Materialien und Ausführung
sind exquisit gewählt und gefügt: im
Inneren glatter Sichtbeton, der in
Kontrast gesetzt ist zu einer
transluzenten Marmorwand oder
Furnieren aus dunklem Walnussholz,
die Handlaufe und Beschlage aus
Bronze, die Boden aus Muschelkalk.
Draußen veredelt und unterstreicht
ein Marmorzuschlag im Beton den
strahlenden Charakter des neuen
Baus. Zu erwähnen ist noch, dass im
vor zehn Jahren ausgezeichneten
Nachbargebäude – dem Neuen Museum –
das prominenteste Exponat die Büste
der Nofretete ist. Entdeckt wurde
sie bei Grabungen, die der Berliner
Unternehmer James Simon (1851–1932),
finanziert hatte. Das neue
Eingangsgebäude auf der Museumsinsel
würdigt auch dessen Mäzenatentum.
Der Bau wirkt
trotz seiner Strenge immer noch
grazil. Die weiße Farbe mit der
Wände und Stützen angestrichen
wurden, überhöhen das Bauwerk, das
ursprünglich aus schlichtem
hellgrauem Beton besteht. Die Anlage
mit Stützen ist an die Bauweise
einer Pergola angelehnt, wenn sie zum Bewuchs
mit Pflanzen gedacht wäre. Die
länglich gestreckte Form des
Bauwerks erinnert mitunter an
die DomRömer Pergola auf dem
Frankfurter Römerberg. Wobei
Chipperfields Stützenbauten einiges
mehr an Monumentalität und baulicher
Größe aufbringen.
Meldung: Deutsches Architekturmuseum
DAM, Frankfurt am Main
Slideshow 20 Bilder
zur Ausstellung im DAM