Kolumne

Eskalation im Nahen Osten und die Cyber-Angriffsgefahr

 

Seit dem Stuxnet-Angriff auf die iranische Urananreicherungsanlage, wahrscheinlich durch Israel, hat der Iran stark in den Cyber- und Informationskrieg investiert. Heute wird davon ausgegangen, dass es sich bei der Unterstützung des staatlich geförderten Cyber-Terrorismus um terroristische Aktivitäten von QUD handelt.

Es ist allgemein anerkannt, wonach der Iran in den letzten 5 Jahren für größere Cyber-Angriffe gegen eine Reihe von Golfstaaten und gegen saudische Öleinrichtungen verantwortlich war. Sowohl die USA als auch die EU-Länder haben über iranische Cyber-Angriffe innerhalb ihrer Grenzen berichtet, von denen die meisten auf nachrichtendienstliche Erkenntnisse zurückgehen. Iran ist der Ansicht, die eigenen Mittel zur Bekämpfung von Cyber- und Informationskriegen dienen dazu, den westlichen Interessen Schaden zuzufügen.

Kapazitäten der kinetischen Kriegsführung sind auf die Region des Nahen Ostens beschränkt, somit erscheint es möglich, dass eine Reihe von Cyberangriffen reine Vergeltungsaktionen waren. Die Ziele, die möglicherweise angegriffen werden, sind diejenigen, die der gesamten Bevölkerung gegenwärtig sind. Ziele, die der Bevölkerung Angst einjagen, indem sie die Anfälligkeit der USA für Cyber-Angriffe aufdecken. Die wahrscheinlichen Angriffe werden auch die Autorität des Präsidenten und der Zentralregierung untergraben und auf petrochemische Anlagen, Kernkraftwerke, Transportunternehmen (Schifffahrt und Flugreisen) und Pharmaunternehmen abzielen. Es geht darum, industrielle Kontroll- oder Flugsicherungssysteme anzugreifen, um zu bewirken, dass Sicherheitseinrichtungen instabil oder unsicher werden. Beispielsweise sind SCADA-Systeme (Supervisory Control & Data Aquisition) von grundlegender Bedeutung für die Betriebseffizienz und -sicherheit nahezu aller komplexen Industrieanlagen. Das Herzstück der SCADA sind Computerverarbeitung und ein komplexes Kommunikationssystem. Es steht fest, dass der Iran in der Lage ist, SCADA anzugreifen mit erstaunlichen Folgen - ein Beispiel ist ARAMCO vor zwei oder drei Jahren. Deshalb liegt die Vermutung Nahe, der Iran arbeitet mit Nordkorea, China und Russland zusammen, um seine Fähigkeiten und die Bekämpfung von Cyber- und Informationskriegen auszubauen. Die USA, wie auch Großbritannien, haben ihren Cyberschutz auf SCADA verlegt, aber sie scheinen damit im Hintertreffen zu liegen. Tatsächlich scheint die gesamte Welt im Hintertreffen liegen geblieben zu sein, wenn es um staatlich geförderten Cyber-Terrorismus geht. Es wird stattdessen Geld in das "Darknet" investiert. Selbst der Schutz, auf den sich die USA konzentrieren, ist ein Abwehrmechanismus gegen Cyber-Ziele, die ausschließlich mit der öffentlichen Sicherheit in Verbindung gebracht werden. Der Iran braucht nur einen einzigen großen Erfolg erzielen, um dann ständig mit der Wiederholung dieser Übung drohen zu können.

David Stupples, Professor für Elektronik- und Funktechnik an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Ingenieurwesen der City University of London, hat die Lage im Nahen Osten und die Cyber-Angriffsgefahr als Folge der Iran-USA-Krise kommentiert

 

Meldung: Ida Junker, PPOOL, Paris

 

Siehe auch: www.city.ac.uk/people/academics/david-stupples

 

 

   

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

    vom 09. Januar 2020