Es hängt von vielen
verschiedenen Faktoren ab, wie sich
Infektionskrankheiten wie das
Zika-Virus ausbreiten.
Umweltfaktoren spielen ebenso eine
Rolle wie sozioökonomische Faktoren.
In jüngster Zeit gab es mehrere
Versuche, das Übertragungsrisiko des
Zika-Virus auf globaler oder lokaler
Ebene vorherzusagen, doch sind die
räumlichen und zeitlichen Muster der
Übertragung noch nicht sehr gut
verstanden. Nun konnten Forscher der
Goethe-Universität und der
Senckenberg Gesellschaft für
Naturforschung in Frankfurt
verlässliche Karten des
Zika-Infektionsrisikos für
Südamerika erstellen. Die Ergebnisse
sind im Fachmagazin „PeerJ“
erschienen. Basierend auf den
Modellen für Südamerika nutzten sie
die Methode, um das Zika-Risiko auch
für Europa zu bestimmen.
In den allermeisten Fällen
übertragen Mücken der Gattung Aedes
das Zika-Virus auf den Menschen,
wenn sie ihn stechen. Als
Hauptvektoren gelten die
Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) und
die Asiatische Tigermücke (Aedes
albopictus). Beide Stechmückenarten
sind in Südamerika weit verbreitet.
In Europa kommt die Gelbfiebermücke
fast nicht vor, die asiatische
Tigermücke ist hingegen im
Mittelmeergebiet sehr weit
verbreitet.
„Mit unseren neuen
Modellierungsansätzen können wir
einerseits die Risikogebiete für
Zika-Infektionen in Lateinamerika
aufzeigen“, sagt Sven Klimpel,
Professor für Parasitologie und
Infektionsbiologie an der
Frankfurter Goethe-Universität und
am Senckenberg Biodiversität und
Klima Forschungszentrum. „Außerdem
sind wir anhand der Modelle nun auch
in der Lage, Zika-Risikogebiete für
Europa darzustellen. Unsere Modelle
bilden zum Beispiel auch die beiden
autochthonen Fälle in Südfrankreich
im Département Var ab (s.
Abbildung).“ Ende Oktober meldeten
französische Behörden den ersten
Zika-Fall in Europa, etwa eine Woche
später wurde ein zweiter Fall
publik.
In Südamerika ist das
Zika-Infektionsrisiko den
Berechnungen zufolge an der
brasilianischen Ostküste sowie in
Mittelamerika am höchsten. Für das
Amazonas-Gebiet ist das Risiko
moderat, die niedrigsten Werte
finden sich in den südlichen
Gebieten des Kontinents. Die
folgenden Länder sind gemäß dem
Modell besonders betroffen:
Brasilien, Kolumbien, Kuba, die
Dominikanische Republik, El
Salvador, Guatemala, Haiti,
Honduras, Jamaika, Mexiko, Puerto
Rico und Venezuela. In Europa ist
die Möglichkeit einer Infektion vor
allem in den Gebieten am Mittelmeer
gegeben, sie besteht jedoch auch im
französischen Inland und den
baden-württembergischen
Rhein-Gebieten.
Um das Infektionsrisiko in einem
bestimmten Gebiet zu bestimmen,
modellierten die Forscher um Dr.
Sarah Cunze und Prof. Dr. Sven
Klimpel die potenzielle Verbreitung
der beiden Stechmückenarten. Weil
die Mücken das Zika-Virus aber nur
übertragen können, wenn das
Zika-Virus in einer Region überhaupt
vorkommt, schlossen die Forscher
eine sogenannte Evidence Consensus
Karte in ihr Risikomodell ein. Die
Karte kategorisiert auf regionaler
Ebene die Anzahl der gemeldeten
Zika-Erkrankungen. Zudem banden sie
die durchschnittliche Temperatur des
wärmsten Quartals in das Modell mit
ein, da die Temperatur
entscheidenden Einfluss darauf hat,
ob sich das Virus in der Stechmücke
halten und vervielfältigen kann. Und
schließlich nahmen die
Wissenschaftler noch
sozioökonomische Faktoren wie die
Bevölkerungsdichte (je höher, desto
höher das Übertragungsrisiko) und
das Bruttoinlandsprodukt (je höher,
desto niedriger das
Übertragungsrisiko) hinzu.
Publikation: Cunze S, Kochmann J,
Koch LK, Genthner E, Klimpel S.
2019. Vector distribution and
transmission risk of the Zika virus
in South and Central America. PeerJ
7:e7920 DOI 10.7717/peerj.7920
Meldung: Goethe-Uni,
Frankfurt