Klassische Musik mit
Signalwirkung, so könnte man die
neue CD bezeichnen. Es ist das
zweite Album der jungen Pianistin.
Sie spielt mit erfüllten Gedanken, das
gilt von Anfang an. Nicht die leisen
sind ihr Credo, sondern die
klangvollen Töne haben es ihr
angetan. Das war auch schon auf der
CD zuvor. Zuhörer werden
mitgenommen auf eine Klavierreise. Nachher werden die Melodien sanfter,
klingen manchmal auch ein wenig
trivial, aber sie tragen durch ihren
Klang hinweg und hinfort.
Genaugenommen kommen nur Stücke und
Kompositionen von Liszt und Schumann
vor, die Orgelstücke von Johann
Sebastian Bach sind Interpretationen
von Franz Liszt in einer
Klavierfassung zu Bachs Orgelwerk.
Musikalisch ist somit das 19.
Jahrhundert ausgewiesen. Während
andere Stücke von Liszt auf eine
noch frühere Epoche zurückgehen,
indem Liszt nach Sonetten von
Francesco Petrarca aus dem 14.
Jahrhundert komponiert hat. Treppauf
Treppab, dazwischen ganz leise fast
behutsam erklingende Tonagen.
Sonettdichtungen unterliegen einer
strengen Reimform, die oftmals ihren
besonderen Ausdruck im Detail haben
und gezielt auf den Nachklang
setzen, auf etwas, was zuvor im
Sonett schon angedacht wurde. Hier
sind es irdische Lobpreisungen und
die Suche aus der Unzufriedenheit
heraus, um zu innerem Frieden zu
finden.
Mendelssohn gab den Anstoß zur Mitte
des 19. Jahrhunderts, um sich mit
Bach zu befassen. Dieser Anstoß
griff sofort auf Clara und Robert
Schumann sowie auf Franz Liszt über,
dessen Klaviertranskriptionen
Bachscher Orgelwerke am Anfang der
Beleg sind. Wie zahlreiche Künstler
zog es auch Liszt nach Italien. Dort
sah er die Gemälde der Renaissance
und lernte die Dichtungen Dante
Alighieris und Francesco Petrarcas
kennen. Besonders Petrarca hatte es
Liszt und Schumann angetan.
Letzterer las dessen Gedichte und
übersetzte sie, während Liszt sie
vertonte. Anfang des 19.
Jahrhunderts ist es die Epoche des
religiösen Aufbruchs, die
Rückbesinnung auf Mittelalter und Renaissance, es ist aber
auch der Beginn der Moderne, die uns
immer noch bis in die Gegenwart
hinein begleitet.
Mit Robert Schumann knüpft die
Pianistin in den Klangfarben an die
ersten Stücke auf dieser CD an, die
mit klangvoller Dramatik durchsetzt
sind. Auch seine Stücke nehmen den
Zuhörer mit: Allegro vivace, Senza
passione, ma expressivo, Scherzo e
Intermezzo sowie Allegro und poco
maestoso durchlaufen die Stationen.
Am Schluss der Aufnahme steht wieder
ein Stück aus dem Italien des 14.
Jahrhundert, diesmal interpretiert
Liszt nach Dante. Treppauf Treppab
bahnt sich höheres an. Ein Raunen
zieht über die CD hinweg. Über 17
Minuten dauert das Stück, das wie
zum Ausklang nochmals sämtliche
Klangfarben bewegt.