Im Blick aus der
Ferne - aus der Berliner Ringbahn
oder von der Stadtautobahn aus -
vereinigt sich der Neubau mit seinem
bislang eher solitären
Nachbargebäude des Architekten
Jürgen Sawade zu einem markanten
Ensemble am Eingang der rasant sich
entwickelnden neuen Berliner
Quartiere „Schöneberger Linse“ und „EUREF-Campus“.
Das im Auftrag der Werdauer Weg 3
Immobilien Projektentwicklungs GmbH
& Co. KG entstehende Gebäude vereint
künftig Büro- und Hotelflächen. Am
19. September fand in Anwesenheit
des Architekten das Richtfest statt.
Das Hotel- und Bürogebäude im
Berliner Stadtteil Schöneberg ist
als architektonischer Schwesterbau
zum Bürohochhaus „Platinum“ des
Architekten Jürgen Sawade
konzipiert. Als komplementär
entwickelte Figur greift es die
Kaskadierung des Nachbarbaus auf und
kehrt deren Bewegung gewissermaßen
von außen nach innen. Der Baukörper
bildet zwei symmetrisch angelegte
Hochpunkte, einen nördlich am
Werdauer Weg und einen in Richtung
Süden. Aus einem gemeinsamen
fünfgeschossigen Sockel stufen sie
sich – in Analogie zum „Platinum“-Gebäude
– jeweils in zweigeschossigen
Absätzen auf eine Höhe von 11
Geschossen nach oben. Der Neubau
bettet das bisher kontextlose
Gebäude aus den 90er Jahren
gewissermaßen rückwirkend in das
städtische Gefüge ein.
Gemeinsam bilden beide Bauten ein
urbanes Ensemble, das mit seinem
linsenförmigen Grundriss das
benachbarte Stadtentwicklungsgebiet
der „Schöneberger Linse“ in seiner
Struktur spiegelt. Mit seiner nach
Westen ausgebildeten Silhouette
befreit der Baukörper den
angrenzenden Neuen Zwölf-Apostel-
Kirchhof mit der unter Denkmalschutz
stehenden Kapelle von Paul Egeling
aus seiner Hinterhofsituation und
verleiht ihm neue stadträumliche
Geltung. Die einheitlich in hellem
Ziegelmauerwerk ausgeführte Fassade
stärkt den skulpturalen Charakter
der neuen Baufigur.
Mit ihrer creme-beigen Farbgebung
bezieht sie sich auf den Granit des
„Platinum“-Hauses. In der
Materialität knüpft sie gleichzeitig
an den Ziegel des benachbarten
Denkmals an. Aus gleichmäßig über
die Fläche verteilten Fenstern
entsteht ein abstraktes Fassadenbild
als Gewebe vertikaler und
horizontaler Linien. Die Plastizität
der als Relief gedachten
Gebäudehülle entwickelt sich aus dem
Detail. Dabei ist das Detail nie
Ornament, sondern entspringt einer
baulichen Funktion.
Tief in die Mauer eingeschnittene
Fensteröffnungen und leicht
vorspringende Gesimse verleihen der
Fassade eine Tiefe, die für ein
wechselvolles Spiel aus Licht und
Schatten sorgt. Aus der Kaschierung
der notwendigen Dehnungsfuge
vorgehängter Fassaden ergeben sich
an den Schnittstellen zwischen
vertikalen und horizontalen Bändern
subtile Rücksprünge in die Wand. In
ihrer 2/5 regelmäßigen Wiederholung
werden sie zum weiteren gliedernden
Element in der Relieffierung der
Fassade und erinnern dabei an den
ästhetisierten Einsatz von
Mauerankern.
Von der gut angebundenen Lage
zwischen zwei zentralen Bahnhöfen
profitieren künftig die beiden
Nutzer des Neubaus: In den südlichen
Teil zieht die Landesgeschäftsstelle
der Debeka-Berlin ein, im nördlichen
Teil entsteht ein Hotel der Marke
Niu mit knapp 300 Zimmern.
Fertigstellung des Projekts ist für
2020 geplant.