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Seit dem 1. Januar 2019 ist Jair Bolsonaro
brasilianischer Präsident. Seit dem Ende der Militärdiktatur
1985 ist er der erste Soldat an der Macht. Foto (c) François
Cardona/ ZDF
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Die G7-Staaten hatten Brasilien angesichts der
verheerenden Amazonas-Waldbrände umgerechnet 18 Millionen Euro
an Soforthilfen zugesagt. Der brasilianische Präsident Jair
Bolsonaro ist aber nicht bereit, diese Hilfe bedingungslos
anzunehmen und fordert sogar Entschuldigung vom französischen
Präsidenten.
Dr. Carolina Matos [1],
Dozentin für Soziologie und Medien an der City University of
London, kommentiert diese Entscheidung,
die nicht nur die diplomatische Krise zwischen den zwei Ländern
verschärft, sondern auch schwerwiegende Folgen für die Umwelt
haben könnte:
Die Entscheidung der brasilianischen
Regierung, die Hilfe der G7-Staaten zur Brand-Bekämpfung im
Amazonasgebiet abzulehnen, ist bedauerlich und kurzsichtig. Sie
zeigt einen Mangel an Diplomatie sowie ein fehlendes Verständnis
für die globale Rolle des Amazonas und seine Bedeutung für die
Welt und die Umwelt. Den Nationalismus zu beschwören und die
Rhetorik der "kolonialistischen Mentalität" zu verwenden scheint
ironisch und absurd, wenn man sich den Kontext der
rechtsextremen Regierung Bolsonaros vor Augen führt, die der
Trump-Administration und den Interessen der USA unterworfen ist.
Dabei werfen ihm viele in Brasilien vor,
das Land in eine "Kolonie" zu verwandeln und gegen das nationale
Interesse zu verstoßen. Diese Rhetorik funktioniert nur mit
bestimmten Gruppen seiner Wähler, da ein Großteil der
öffentlichen Meinung in Brasilien Bolsonaros Bewältigung dieser
Krise ablehnt, während seine Popularität rasch nachlässt, selbst
bei einigen seiner früheren Verbündeten. Ganz zu schweigen von
der Missachtung der Meinungen zahlreicher brasilianischer
zivilgesellschaftlicher Gruppen, von Umwelt-NGOs über Lehrer,
einen Großteil der Medien, Frauengruppen, Minderheiten und
Arbeitnehmer.
Viele unter ihnen werden von einer
Regierung unterdrückt, ignoriert oder beleidigt, die ständig
Nostalgie nach den Jahren der Diktatur zeigt, auf große
Schwierigkeiten stößt, mit Kritik umzugehen und in einer
pluralistischen und komplexen Demokratie wie Brasilien zu leben.
Präsident Macron zeigte sich in seinen Äußerungen sehr
diplomatisch, respektierte die Souveränität des Landes, machte
aber deutlich, dass der Amazonas nicht nur zu Brasilien oder
sogar zu anderen lateinamerikanischen Ländern gehört, sondern
ein Welterbe ist, das es zu bewahren gilt.