Dolmetschen auf der IAA: „In diesem Moment bin ich seine
englische Stimme“ |
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Auf dem Foto Ann-Christin Pitz
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Alle zwei Jahre findet in Frankfurt am Main die
Internationale Automobil-Ausstellung IAA statt. Als eine der
bedeutendsten Automessen weltweit zählt sie zu den wichtigsten
Terminen im Kalender der Automobilindustrie. Dementsprechend
tragen auch die dort tätigen Dolmetscher eine große
Verantwortung. Denn egal ob offizielle Pressekonferenzen,
spektakuläre Produktpräsentationen oder vertrauliche
Kundengespräche: Der Erfolg hängt nicht zuletzt von der
korrekten und auch emotional pointierten Übertragung von einer
Sprache in die andere ab.
Den Sprachprofis wie den Mitgliedern des Verbands der
Konferenzdolmetscher (VKD) im Bundesverband der Dolmetscher und
Übersetzer (BDÜ) verlangt das kontinuierlich höchste
Konzentration ab. Das sorgt für eine gewisse Anspannung. „Bei
der IAA habe ich schon das Gefühl, dass ziemlich viel
Verantwortung auf meinen Schultern lastet“, sagt
Ann-Christin Pitz
aus Stuttgart, die auf der IAA für einen der größten deutschen
Automobilzulieferer Deutsch und Englisch dolmetscht. „Immerhin
dolmetsche ich dort bei der Pressekonferenz meist für den
Vorstandsvorsitzenden meines Auftraggebers. In diesem Moment bin
ich seine englische Stimme. Und dass die Rede zeitgleich
weltweit im Internet zu hören ist, sorgt für zusätzliches
Herzklopfen.“
Starke Nerven sind gefragt
Hinzu kommt, dass Pitz in der Regel hinter der Bühne sitzt und
den Redner gar nicht „live“ sieht, sondern nur auf einem
Monitor. „Der Ton ist glücklicherweise noch nie ausgefallen.
Aber es ist schon mal passiert, dass das Bild plötzlich weg
war“, berichtet Pitz von einer seltenen Technikpanne. „Da war
ich im ersten Augenblick doch etwas irritiert.“ Starke Nerven
sind von Vorteil. Und eine gute Vorbereitung. „Üblicherweise
erhalte ich die Rede erst einige Tage vor der Pressekonferenz.
Manchmal werden ja auch kurzfristig noch Neuigkeiten verkündet“,
sagt Pitz. „Doch ich arbeite schon seit 2012 für das Unternehmen
und kenne mich mit den Inhalten und Fachbegriffen mittlerweile
sehr gut aus.“ Zur Vorbereitung gehört auch das Videostudium
früherer Reden, um sich etwa auf besondere Details wie die
Sprechweise besser einzustellen. Dass die Dolmetscher von ihren
Zuhörern in der Regel gar nicht wahrgenommen werden, ist für
Ann-Christin Pitz kein Problem. Ganz im Gegenteil: „Das ist gut,
denn dann läuft alles wie geschmiert“, sagt Pitz. Wenn es also
rund läuft und sich die Messeteilnehmer aus aller Welt
problemlos verstehen, sind sicherlich Sprachexperten am Werk.
Meldung: Verband der Konferenzdolmetscher (VKD)
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