Digitalisierung in der Bauindustrie: Studie zum Arbeiten mit BIM
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Nach wie vor ein
zweischneidiges Schwert, Arbeiten mit BIM, obwohl die Zukunft
nicht mehr ohne auskommt. Dies auch deshalb, da Arbeitsvorgänge
in der Bauindustrie immer komplexer werden. Themen wie
Barrierefreiheit, ökologisches Bauen oder neue Materialien in
ihrer Vielfalt anwenden, überfordern den Einzelnen oftmals, wenn
diese parallel und zeitgleich mit in die rücksichtsbedachte
Planung eingehen sollen.
Einerseits bringt Building Information Modeling (BIM)
Projektpartner und beteiligte Firmen an einen Tisch,
andererseits fehlt immer wieder gerade eine intuitive
Herangehensweise, welche sich am Muster menschlicher
Verhaltensweisen orientiert, damit Arbeit erleichtert und
flüssiger werden lässt. Im Gegenteil erschwert sich der
Umgang durch BIM und verkompliziert die Sache, mehr als dies mit
konventionellen Mitteln notwendig gewesen wäre. Eine
Unterscheidung zwischen komplexen Arbeitsabläufen und intuitiven
Herangehensweisen, wie bei der Entwurfsfindung oder übermäßigen
Fleißarbeiten während der Datenarchivierung wäre also sinnvoll.
Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PwC stellt hier eine aktuelle
Studie vor, die sich mit Digitalem Bauen befasst.
Demnach wollen vier von
fünf Unternehmen in Zukunft mit Building Information Modeling
arbeiten, aber nur 18 Prozent haben bereits eine ausgereifte
Strategie dafür entwickelt. Die größten Hürden bilden fehlende
Fachkräfte und hohe Investitionskosten in BIM.
Die Digitalisierung
macht auch vor der Bauindustrie nicht halt: Mehr als die Hälfte
der deutschen Bauunternehmen (52 Prozent) hat bereits
Erfahrungen mit Building Information Modeling (BIM) gesammelt.
Mit dieser als "digitales Planen und Bauen" bezeichneten Methode
werden Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mit
Hilfe von digitalen Lösungen optimiert. In den nächsten Jahren
wollen fast 80 Prozent der Unternehmen mit BIM arbeiten.
Allerdings verfügt bislang weniger als jede fünfte Firma über
eine ausgereifte Strategie für das digitale Bauen. Immerhin 39
Prozent sind dabei, eine solche Strategie zu erarbeiten.
Zu diesen Ergebnissen
kommt die Studie "Digitalisierung der deutschen Bauindustrie",
für die PwC 100 Unternehmen aus den Bereichen Planung & Design,
Bau und Anlagenbau befragt hat. "Mit dem digitalen Bauen rückt
das integrierte und kontinuierliche Arbeiten an einem
3D-Gebäudemodell in den Mittelpunkt. Dieser Ansatz fördert die
lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten,
bringt aber auch einige Hürden mit sich", kommentiert Rebekka
Berbner, Partnerin bei PwC und BIM-Expertin.
Digitales Bauen gilt als
technisch anspruchsvoll
Laut der Befragten ist
das digitale Bauen vor allem aus technischer Sicht
anspruchsvoll. Das bestätigen fast zwei Drittel der Experten (63
Prozent). Gut die Hälfte (52 Prozent) hält BIM für aufwändig in
der Umsetzung. Die größten Hürden für das digitale Bauen sind
nach Einschätzung der Unternehmen fehlende Fachkräfte (52
Prozent) und hohe Investitionen (48 Prozent). Außerdem können
mehr als drei Viertel die Kosten der technischen Implementierung
von BIM nicht einschätzen.
Der Aufwand lohnt sich
jedoch: Fast jeder Zweite bezeichnet BIM als positive Erfahrung
(46 Prozent) und Arbeitserleichterung (44 Prozent). Das digitale
Bauen führe auf jeden Fall zu effizienteren Arbeitsabläufen,
finden 39 Prozent der Befragten. Je 36 Prozent nennen die
kürzeren Planungs- und Bauzeiten sowie eine bessere
Zusammenarbeit mit allen Akteuren als zentrale Vorteile.
Immer mehr Ausschreibungen
sehen digitales Bauen vor
"Fest steht: In Zukunft
werden Unternehmen aus der Baubranche am digitalen Bauen kaum
mehr vorbeikommen. Ab 2020 wird BIM bei allen neuen öffentlichen
Infrastrukturprojekten in Deutschland verbindlich. Schon heute
fordern viele Ausschreibungen den Einsatz von BIM", ergänzt
Christian Elsholz, Director bei PwC im Bereich Capital
Projects & Infrastructure.
Das deckt sich mit den
Erfahrungen der Umfrageteilnehmer: Rund 60 Prozent geben an,
dass BIM in den vergangenen zwölf Monaten in Ausschreibungen
gefordert war und zwar im Durchschnitt bei 10 Prozent der
Projekte. In acht von zehn Ausschreibungen waren darüber hinaus
weitere Technologien gefragt, vor allem 3D-Druck (40 Prozent),
Cloud-Technologie und 3D-Laserscanning (jeweils 34 Prozent).
Forderung nach Ausbau der
digitalen Infrastruktur
Um die
Einsatzmöglichkeiten von BIM in Deutschland zu verbessern,
fordern die Befragten den schnelleren Ausbau der digitalen
Infrastruktur (61 Prozent). Aber auch die finanzielle Förderung
durch den Bund und mehr Anreize seitens der Auftraggeber für
eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit sehen mehr als die
Hälfte der Befragten als sehr wichtig an. Knapp jeder Zweite
hält mehr Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für unersetzlich,
um den Einsatz von BIM in Deutschland zu verbessern.
"Um das digitale Bauen
professionell abzuwickeln, braucht es vor allem gut ausgebildete
Experten. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen, die bereits
digital bauen, beschäftigen hierfür eigene BIM-Modellierer und
BIM-Koordinatoren - genau die sind aber Mangelware. Umso
wichtiger ist es, die Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich
zu stärken", fordert Christian Elsholz.
BIM wird die Branche stark
verändern
Einig sind sich die
Befragten, dass das digitale Bauen die Branche künftig prägen
wird: Sechs von zehn Entscheidern gehen davon aus, dass sich die
Baubranche durch den Einsatz von BIM in den kommenden fünf
Jahren grundlegend verändern wird. Jeder Zweite rechnet damit,
dass sich das Geschäftsmodell seines Unternehmens durch BIM
stark wandeln wird.
"Das digitale Bauen
bedeutet einen Paradigmenwechsel für die Baubranche", ist auch
PwC-Expertin Rebekka Berbner überzeugt. Für sie überwiegt jedoch
das Positive: "Im Fokus der Zusammenarbeit für ein Bauprojekt
steht künftig Win-Win, nicht mehr Win-Lose".
Zur Studie:
www.pwc.de/digitalesbauen
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